„Die Unabhängigkeit der Ukraine ist sowohl vom Gesamtrussischen Zentralexekutivkomitee der RSFSR, der Russischen Sozialistischen Föderativen Sowjetrepublik, als auch von der Kommunistischen Partei Rußlands (Bolschewiki) anerkannt worden. Darum ist es ganz offensichtlich und allgemein anerkannt, daß nur die ukrainischen Arbeiter und Bauern selbst auf ihrem Gesamtukrainischen Sowjetkongreß die Frage entscheiden können und entscheiden werden, ob die Ukraine mit Rußland verschmelzen oder ob sie eine selbständige und unabhängige Republik bleiben soll, und welcher Art im letzteren Fall die föderative Verbindung zwischen ihr und Rußland sein soll.“
S.282
„Wenn ein großrussischer Kommunist für die Verschmelzung der Ukraine mit Rußland eintritt, können ihn die Ukrainer leicht verdächtigen, daß er eine solche Politik nicht im Interesse der Einheit des Proletariats im Kampf gegen das Kapital vertritt, sondern auf Grund der Vorurteile des alten großrussischen Nationalismus, des Imperialismus. Ein solches Mißtrauen ist natürlich und bis zu einem gewissen Grade unvermeidlich und gerechtfertigt, denn jahrhundertelang haben die Großrussen unter dem Druck der Gutsbesitzer und Kapitalisten die schändlichen und gemeinen Vorurteile des großrussischen Chauvinismus in sich aufgenommen.“
S.285
Brief an die Arbeiter und Bauern der Ukraine anlässlich der Siege über Denikin; Lenin-Werke, Bd.30
„Wer …(„) die Erdrosselung (…) der Ukraine (…) als ‚Vaterlandsverteidigung‘ der Großrussen bezeichnet (…) ist ein Lump und ein Schuft, der ein berechtigtes Gefühl der Empörung, der Verachtung und des Ekels hervorruft.“
„Ein Volk, das andre unterdrückt, kann sich nicht selbst emanzipieren“, so sprachen die größten Vertreter der konsequenten Demokratie des 19. Jahrhunderts, Marx und Engels, die die Lehrer des revolutionären Proletariats geworden sind. Und wir großrussischen Arbeiter, die wir vom Gefühl nationalen Stolzes erfüllt sind, wollen um jeden Preis ein freies und unabhängiges, ein selbständiges, demokratisches, republikanisches, stolzes Großrussland, das seine Beziehungen zu den Nachbarn auf dem menschlichen Prinzip der Gleichheit aufbaut und nicht auf dem eine große Nation entwürdigenden fronherrlichen Prinzip der Privilegien. Gerade weil wir ein solches Großrussland wollen, sagen wir: Man kann im 20. Jahrhundert und in Europa (sei es auch im fernen Osteuropa) nur dadurch das „Vaterland verteidigen“, dass man mit allen revolutionären Mitteln gegen die Monarchie, die Gutsbesitzer und Kapitalisten des eigenen Vaterlandes, d. h. gegen die schlimmsten Feinde unserer Heimat kämpft; die Großrussen können nur dadurch das „Vaterland verteidigen“, dass sie in jedem Kriege die Niederlage des Zarismus herbeiwünschen – als das kleinere Übel für neun Zehntel der Bevölkerung Großrusslands; denn der Zarismus unterdrückt nicht nur diese neun Zehntel der Bevölkerung ökonomisch und politisch, er demoralisiert, erniedrigt, entehrt und prostituiert sie auch, indem er sie daran gewöhnt, fremde Völker zu unterdrücken und ihre Schmach mit heuchlerischen, angeblich patriotischen Phrasen zu bemänteln.
Man wird uns vielleicht entgegnen, dass neben dem Zarismus und unter seinen Fittichen bereits eine andere historische Macht entstanden und erstarkt ist – der großrussische Kapitalismus, der fortschrittliche Arbeit leistet, indem er gewaltige Gebiete ökonomisch zentralisiert und zusammenkittet. Ein solcher Einwand bedeutet jedoch keine Rechtfertigung, sondern eine noch stärkere Beschuldigung unserer chauvinistischen Sozialisten, die man zaristische Purischkewitsch-Sozialisten nennen müsste (wie Marx die Lassalleaner „königlich preußische Sozialisten“ genannt hat). Nehmen wir sogar an, dass die Geschichte die Frage zugunsten des großrussischen Großmachtkapitalismus gegen hundert kleine Nationen entscheiden würde. Das ist nicht unmöglich, denn die ganze Geschichte des Kapitals ist eine Geschichte von Gewalttaten und Plünderung, von Blut und Schmutz. Auch sind wir keineswegs unbedingt Anhänger kleiner Nationen; wir sind, bei sonst gleichen ‚Bedingungen, unbedingt für die Zentralisation und gegen das kleinbürgerliche Ideal föderativer Beziehungen. Doch selbst in einem solchen Fall ist es erstens nicht unsere Sache, nicht Sache der Demokraten (geschweige denn der Sozialisten), den Romanow—Bobeinski- Purischkewitsch bei der Erdrosselung der Ukraine usw. zu helfen. Unsere hausbackenen sozialistischen Chauvinisten aber, Plechanow und wie sie alle heißen, werden sich in dem zuletzt betrachteten, von uns angenommenen Fall als Verräter nicht nur an ihrer Heimat, dem freien und demokratischen Großrussland, erweisen, sondern auch an der proletarischen Verbrüderung aller Völker Russlands, d. h. an der Sache des Sozialismus.“
Lenin: Über den Nationalstolz der Großrussen
Lenin-Werke, Band 21, Seite 93 und 94
Putin als Repräsentant des kapitalistisch-imperialistischen Russland zur Ukraine
Putin in seiner Rede an die Nation vom 21.02.2022.
„Also, dies zuerst: Die heutige Ukraine wurde voll und ganz und ohne jede Einschränkung von Russland geschaffen, genauer: vom bolschewistischen, kommunistischen Russland. Dieser Prozess begann im Grunde gleich nach der Revolution von 1917. Lenin und seine Mitstreiter gingen dabei äußerst rücksichtslos gegen Russland selbst vor, von dem Teile seiner eigenen historischen Gebiete abgetrennt und abgestoßen wurden. …
Vom Standpunkt des historischen Schicksals Russlands und seiner Völker waren die Leninschen Prinzipien des Staatsaufbaus nicht nur einfach ein Fehler, sie waren, sozusagen viel schlimmer als ein Fehler. Seit dem Zerfall der Sowjetunion 1991 ist das vollkommen offensichtlich. …
Lenin (…) schlug vor, Zugeständnisse an die Nationalisten zu machen, an die „Unabhängigkeitler“, wie er sie damals nannte. Auf Basis genau dieser Leninschen Ideen eines konföderativen Staatsaufbaus und der Parole vom Selbstbestimmungsrecht der Völker bis hin zur Abspaltung wurde dann die sowjetische Staatlichkeit errichtet; 1922 wurden sie in der Erklärung zur Gründung der Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken verankert, und dann, nach dem Tod Lenins, 1924 in der Verfassung der UdSSR.“
Der Vergleich dieser Zitate von Lenin und Putin entlarvt den zutiefst reaktionären, nationalistischen und imperialistischen Charakter des heutigen Russland und seines Präsidenten Putin. Wer immer noch Hoffnungen auf Putin setzt, setzt seine Hoffnungen auf das alte zaristische Völkergefängnis, das von Putin und seiner Klasse verherrlicht und erträumt wird.
Die Arbeiter/innen aller Länder müssen gemeinsam gegen alle imperialistischen Großmächte, egal ob USA, NATO, EU, Deutschland oder China und Russland kämpfen. Wer gegen seine eigene herrschende Klasse und ihre Kriegsvorbereitungen antritt, kämpft für den Frieden!