Vom 23. bis 25. Januar fand ein Seminar von „Arbeit Zukunft“
zum 100. Geburtstag des Genossen Enver Hoxha statt. Rund 30 Teilnehmerinnen und
Teilnehmer folgten gespannt den Vorträgen zum Leben und Werk Enver Hoxhas,
seinem Kampf gegen den Revisionismus und dessen aktueller Bedeutung sowie der
Haltung der kommunistischen Bewegung in Deutschland gegenüber dem Genossen und
seiner internationalistischen Hilfe für diese Bewegung. An dem Seminar nahmen
auch Genossen anderer Organisationen wie der SOL-Hamburg, der KPD (Roter
Morgen) und der KPD/ML (Roter Stern) teil, ebenso wie Freunde und Genossen
unterschiedlicher nationaler Herkunft.
In einem lebendigen Referat schilderte ein Genosse, der
selbst drei Jahre im sozialistischen Albanien gelebt und gearbeitet hat, wie
die kommunistische Bewegung in Albanien unter schwierigsten Bedingungen
entstand und sich unter dem entscheidenden Einfluss des Genossen Enver Hoxha
mit der antifaschistischen Massenbewegung gegen die Besetzung durch die
italienischen und später die deutschen Faschisten im zweiten Weltkrieg verband
und durch ihre unermüdliche Arbeit deren Führung errang. Er schilderte weiter,
wie unter schwierigsten Bedingungen nach der Befreiung der Sozialismus in
Albanien aufgebaut wurde. Dabei würdigte er den unermüdlichen Kampf des
Genossen Enver Hoxhas gegen den Tito-Revisionismus, der den Marxismus
entstellte und sich Albanien einverleiben wollte. Er würdigte ebenso den Kampf
Enver Hoxhas und der Partei der Arbeit Albaniens (PdAA) gegen den
Chruschtschow-Revisionismus und gegen den Maoismus. Selbst unter großen Opfern,
der militärischen Bedrohung durch die Chruschtschowsche UdSSR, der
wirtschaftlichen Blockade ging Albanien unter Enver Hoxha seinen Weg der
Unabhängigkeit und des Aufbaus des Sozialismus weiter. Bis zum Schluss war das
sozialistische Albanien das einzige Land der Welt ohne Schulden. Der Genosse
ging auch auf die inneren Auseinandersetzungen in Albanien mit rückständigen
Bräuchen und Anschauungen, mit Opportunisten, die Albanien je nach Ausrichtung
Tito, Chruschtschow oder China unterordnen wollten. Im Schlussteil setzte sich
der Genosse mit der Frage auseinander, warum der Sozialismus in Albanien trotz
dieses denkwürdigen Kampfes und der vielen Opfer beseitigt werden konnte. Er
präsentierte dazu aus seiner persönlichen Erfahrung einige Thesen. Es folgte
eine spannende und lebhafte Diskussion.
In einem weiteren Referat ging ein Genosse auf die
Aktualität des Kampfes des Genossen Enver Hoxha gegen den Revisionismus ein. Er
bezog sich dabei auf die zentralen politischen Fragen der Auseinandersetzung
mit dem Chruschtschow-Revisionismus. Unter anderem behaupteten Chruschtschow
und seine Nachbeter in zahlreichen ehemals kommunistischen Parteien, dass man
mit dem Imperialismus vernünftig reden und verhandeln könne, dass es möglich
sei in Zusammenarbeit mit ihm Frieden zu schaffen. Er stellte daneben, wie
Enver Hoxha und die PdAA eindrücklich vor jeder Illusion in den Imperialismus
warnten und dessen Gefährlichkeit und Kriegstreiberei anprangerten. Der Genosse
stellte klar, dass diese Aussagen 48 Jahre später durch die Realität massiv
bestätigt würden wie z.B. mit dem Krieg des US-Imperialismus im Irak,
Afghanistan und vielen anderen Kriegen in fast allen Teilen der Welt. Und er
wies darauf hin, dass es auch heute Kräfte gebe, die sich wie die DKP
kommunistisch nennen, aber immer noch den Imperialismus beschönigen würden. Er
zitierte aktuell aus der UZ einen Kommentar des DKP-Vorsitzenden Stehr, in der
dieser zur Unterstützung des neuen US-Präsidenten Obama aufruft, damit dieser
nicht ein „Opfer“ des US-Imperialismus werde. Dabei ist jetzt schon deutlich,
dass auf Obama zwar die Hoffnungen von Millionen Menschen ruhen, dieser aber
vom US-Finanzkapital finanziert und ins Amt gebracht wurde und auch deren
Interessen z.B. in der Finanz- und Wirtschaftskrise mit Milliarden-Geschenken
vertritt oder angekündigt hat, den Krieg in Afghanistan auszuweiten.
Der Genosse ging weiter darauf ein, dass Enver Hoxha in der
Frage von Reform oder Revolution vor Illusionen gewarnt habe, dass das Kapital
friedlich zuschauen werde, wie ihm seine Macht weggenommen werde und der
Sozialismus aufgebaut werde. Enver Hoxha unterstrich, dass das Kapital bisher
immer versucht habe mit Gewalt, Mord und Terror seine Macht zu erhalten und
dass sich Kommunisten deshalb darauf vorbereiten müssten. Eine sozialistische
Revolution ohne die Niederschlagung der Gewalt und des Terrors des Kapitals sei
nicht denkbar. Der Genosse setzte dagegen, wie auch heute revisionistische
Kräfte in dieser Frage Illusionen verbreiten. Stellvertretend für diese
Organisationen und diese politische Richtung nannte er wieder die DKP, die in
ihrem Programm verbreitet, man könne unter den Bedingungen der Macht des
Monopolkapitals dieses schrittweise zurückdrängen und sogar eine Regierung
bilden, die den Sozialismus vorbereite. Dabei hat das Kapital in der Geschichte
auf Situationen, wo die fortschrittlichen Kräfte so stark wurden, dass die
Macht des Kapitals in Gefahr geriet, immer mit Putsch, Faschismus, Mord und
Terror reagiert.
In der Diskussion gingen Genossen unter anderem darauf ein,
dass revisionistische und trotzkistische Theorien auch Einfluss auf die
marxistisch-leninistische Bewegung in Deutschland gehabt hätten, so z.B. in
Form der angeblich neuen These, dass die revisionistische Herrschaft nicht etwa
das Ende des Sozialismus und die Wiederherstellung kapitalistischer
Verhältnisse bedeute, sondern eine eigenständige „Übergangsgesellschaft“
darstelle.
Im dritten Referat erläuterte ein Genosse, dass der
großartige Kampf des Genossen Enver Hoxha und der Partei der Arbeit Albaniens
in der marxistisch-leninistischen Bewegung in Deutschland nicht genügend
beachtet, nicht tiefgehend verstanden und für die eigene Arbeit genutzt worden sei.
Er bezog sich dabei unter anderem auf die Geschichte der KPD/ML, später KPD,
die von Albanien sehr viel uneigennützige Hilfe erhalten habe und sich dennoch
nur unzureichend mit dessen politischer und ideologischer Linie
auseinandergesetzt habe. Er verwies auf ein Gespräch, dass Genosse Enver Hoxha
1979 mit dem damaligen Vorsitzenden der KPD/ML, Ernst Aust, geführt hat, in dem
er auf einige Schwächen und Fehler der marxistisch-leninistischen Bewegung in
Deutschland aufmerksam machte. So setzte er sich solidarisch mit deren
unzureichender Verankerung in der Arbeiterbewegung und deren unzureichender
Aktivität zur Schaffung einer breiten Aktionseinheit der Arbeiterklasse und
eines breiten Bündnisses mit anderen Schichten, Klassen und Kräften im Volk,
insbesondere der Bauern und der Intelligenz, auseinander. Der Genosse meinte,
dass diese Frage noch heute ungelöst und es von grundlegender Bedeutung sei,
endlich durch langfristig angelegte Kleinarbeit, durch eine gründliche Analyse
der Lage und Entwicklung der Arbeiterklasse ernsthafte und dauerhafte
Verbindungen zu dieser zu erarbeiten, auch wenn dieser Weg schwierig sei. In
der abschließenden Diskussion wurde heftig darüber diskutiert, wie man diese
Mängel überwinden und eine starke kommunistische Arbeiterpartei mit einer
tiefen Verankerung in der Klasse schaffen könne.
Am ersten Abend wurde ein Film über den Aufbau des
Sozialismus in Albanien gezeigt, der einen Eindruck gab, unter welch
schwierigen Bedingungen dieser Aufbau entstand und das Land zu einer selbständigen
Entwicklung befähigte. Am zweiten Abend las ein Genosse aus einer Erzählung des
albanischen Schriftstellers Ismail Kadare, der von Enver Hoxha und der Partei
der Arbeit Albaniens gefördert wurde und heute über den „Diktator“ Enver Hoxha
klagt und sich als „Opfer“ darstellt. In der Erzählung konnte Ismail Kadare
sich offen mit rückständigen Ideen, Mängeln in der Partei auseinandersetzen.
Viele Teilnehmer waren erstaunt, wie offen Missstände im sozialistischen
Albanien kritisiert und diskutiert werden konnten.
Insgesamt fand das Seminar in einer solidarischen und Mut
machenden Atmosphäre statt. Es wurde deutlich, dass es in unserem Land durchaus
möglich ist, Menschen auf der Grundlage des Kampfes gegen den Revisionismus und
dem Fundament des Marxismus-Leninismus zusammenzuführen. Es zeigte allerdings
auch, dass diese Möglichkeiten genutzt werden müssen und dass es noch viele
Mängel und Schwächen zu überwinden gilt.