Korrespondenz: Bereits am 5. Dezember ist die Belegschaft
des BMW-Stammwerkes München in die Weihnachtsferien geschickt worden. Während
die Konzernleitung widersprüchliche Aussagen zur Situation des Konzerns macht,
prophezeien Analysten bereits ein Abrutschen in die roten Zahlen.
Im November hat der weltweite Einbruch der Neuwagen-Nachfrage
den Autoabsatz bei BMW weiter gesenkt. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ging der
Absatz um mehr als ein Viertel auf 96.570 Fahrzeuge zurück. Knapp 10.000
Menschen arbeiten im Stammwerk München an der Lerchenauer Straße. Bis 9. Januar
bleibt die Produktionsstätte nun geschlossen. Zwei Wochen länger als sonst bei
BMW in dieser Zeit üblich. Nachgezogen hat am 19.12.08 das BMW-Werk in
Dingolfing, das am 19.12.08 die Produktion einstellte, nachdem zuvor auch schon
das Werk in Regensburg in eine verlängerte Weihnachtspause ging. Obwohl die
Krise des Bankkapitals nun auch die Industriebetriebe mehr und mehr erfasst,
lässt die Konzernleitung von BMW mal verhaltenen Optimismus verbreiten, dann
wieder Angstmeldungen bis tiefschwarzen Pessimismus. Anfang Dezember äußerte
sich BMW-Sprecher Michael Rebstock über die Unternehmenseinbrüche und zur
Situation der Belegschaft: „Wir sind
flexibel und können zum Glück sehr schnell auf derlei Einbrüche reagieren,
trotzdem verliert kein Mitarbeiter auch nur einen Euro.“ (Zitiert aus der
SZ vom 8.12.08, BMW schließt für fünf Wochen die Werkstore)
Man möchte meinen, die Konzernleitung ignoriere die
Überproduktionskrise, die auch Ausgangspunkt für die Entwicklung der Krise des
Bankkapitals ist. Als sei diese nur eine „Erfindung“ der marxistisch-leninistischen
Theorie; und überhaupt, man habe ja alles im Griff. Anderseits dann die
Angstmeldungen der Konzernleitung, die jeden Arbeiter und Angestellten von BMW
treffen müssen, wenn BMW-Sprecher Rebstock zeitgleich verlauten lässt: „Wir können momentan überhaupt nichts
ausschließen. Wir wissen nur, dass es schwierig wird im kommenden Jahr.“
(ebenda)
Schwieriger, damit meint BMW- Sprecher Rebstock nicht
zuletzt die Situation auf dem amerikanischen Markt. In der Vergangenheit konnte
der Konzern dort viele Autos verkaufen und sogar ein eigenes Werk aufbauen. Mit
dem Zusammenbruch von Banken, den Kurseinbrüchen und dem allgemeinen Einbruch
der Konjunktur in den USA, folgte nun auch noch ein Einbruch des Euro, sodass
Exporte in die USA teurer werden. Der Automobilabsatz in den USA wird also bei
BMW noch mehr zurückgehen.
Schließlich werden die Autos immer unerschwinglicher und
dies nicht nur in den USA. In Europa ging der Absatz der Marke BMW im November
um dreißig Prozent zurück! Nach der Ansicht von bürgerlichen Analysten könnte
der Autobauer sogar in die roten Zahlen abrutschen. BMW-Chef Norbert Reithofer
hat inzwischen eingeräumt, dass sich der Konzern in der größten Krise seiner
Unternehmensgeschichte befindet. (Quelle: Handelsblatt vom 19.12.08, BMW und
Fiat finden keine Sprache)
Für die Arbeiter und Angestellten ergibt sich aus der
Zwangspause zunächst ein Abbau vorhandener Überstunden oder falls keine
Überstunden vorhanden, dass Ansammeln von Minusstunden auf dem Zeitkonto.
Besorgt sehen weite Teile der Belegschaft in die Zukunft. Bereits nach Hause
geschickt hat BMW bereits seine Leiharbeiter, was die Konzernleitung wohl unter
„wir sind flexibel und können schnell
reagieren“ versteht. (Vgl. Arbeit Zukunft, Nr. 2-2008, Auch bei BMW zählt
über allem die Rendite)
Leiharbeitplätze werden nämlich auch bei BMW als Puffer zur
Stammbelegschaft ausgenutzt, um in der nun schon länger angebahnten Absatzkrise
möglichst schnell und ohne viel Widerstand Personal abbauen zu können. Die
Gewerkschaften vertreten in erster Linie die Stammbelegschaft. Und auch die
Kurzarbeit ist eine weitere Option, auf
die sich die Konzernleitung bald stützen könnte, um die Produktion mit
möglichst geringen Profitverlusten noch weiter herunter zu fahren. Wenn auch
die Gewerkschaftsfunktionäre noch versichern, diese sei weder beantragt noch
geplant, könnte diese sehr schnell auf dem Tagesplan stehen. Sorgen macht sich
der Konzern natürlich derweil vor allem darüber, wer die Krise bezahlen soll!
Für die Zulieferbetriebe forderte der BMW-Finanzvorstand Friedrich Eichinger
derweil schon mal staatliche Hilfe für die bereits angeschlagene Branche an!
„In einer so
schwierigen Krisensituation muss der Staat einspringen“, sagte Eichinger
gegenüber dem Nachrichtenmagazin Focus. (Quelle: Münchner Merkur vom 8.12.08,
Fünf Wochen Weihnachtspause – Opel: Vier-Tage-Woche)
[ab]