Bosch-Aktionstag der IG Metall – Solidarität bundesweit!

Bericht aus Stuttgart vom Münchner Aktionstag

Über 3000 Beschäftigte protestierten am 19. November 2021, dem gemeinsamen Bosch-Solidaritäts-Aktionstag der IG Metall – an drei Orten für die Zukunft ihrer Arbeitsplätze und gegen den angedrohten massiven Job-Abbau bei Bosch.

Wir waren dabei in München/Berg am Laim. Dort demonstrierten rund ca. 500 Boschler/innen, unterstützt von Kolleg/innen anderer Standorte und auch von anderen Firmen. Die Existenz des ganzen Werks mit seinen knapp 300 Beschäftigten ist in Gefahr, die Produktion von Kraftstoffpumpen und Ventilen soll billig nach Tschechien verlagert werden, trotz bester Auftragslage und entgegen allen früheren Verspechungen des Bosch-Vorstandes.

Gleichzeitig protestierten über 200 Boschler/innen in Arnstadt/Thüringen, wo alle ca. 100 Kolleginnen auf die Straße fliegen sollen. Delegationen aus Bosch-Betrieben in Hildesheim, Sebnitz und Ansbach, von Opel Erfurt und viel andere übten Solidarität vor Ort.

In Bühl/Baden fand die größte Aktion statt. Nach IG-Metall-Angaben nahmen ca. 2500 Boschler/innen teil, darunter Kolleginnen und Kollegen aus Waiblingen, Reutlingen, Homburg, Abstatt und vielen weiteren Standorten. Sie waren stark und sichtbar vertreten, um die Kolleginnen und Kollegen in Bühl, wo 1000 der ca 3700 Jobs auf der Schleuder stehen, zu den Rücken zu stärken.

Die Bosch-Geschäftsführung missbraucht rücksichtslos die Transformation, um massiv Personal abbauen, Produktionen ins Ausland zu verlagern, wo die Lohnkostem niedriger sind, oder Betriebe ganz zu schließen. Alles alles für noch mehr Profit.

Wir ketten uns an die Maschinen!“ – Der Aktionstag im München

Früh am Morgen, um 6:30 Uhr waren bei Bosch in Stuttgart Feuerbach ca. 70 Kolleginnen und Kollegen in die zwei Busse gestiegen und ab gings zur solidarischen Unterstützung nach München. Auch Kolleginnen aus anderen Firmen fuhren mit, von Daimler, von Mahle, aber auch Aktive des Stuttgarter Metallertreffs.

Ab halb elf kamen nach und nach die Busse aus Stuttgart, Nürnberg, Bamberg, aus Immenstadt/Blaichach vorm Münchener Boschwerk im Stadtteil Berg am Laim an. Um halb zwölf, nachdem viele von ihren Arbeitsplätzen herausgekommen waren, füllten rund 500 Kolleg/innen den Platz vorm Werkseingang in der Truderinger Straße. Auch Delegationen von Münchner Betrieben waren da: von MAN, BMW, Kraus Maffei. Es gab Snacks und Getränke für alle, von der IG Metall organisiert.

Viele Jugendliche dabei!

Jugend – stark und kämpferisch! Transpi von Bosch Blaichach

Besonders ermutigend in der kritischen Lage des Werkes und im Bosch-Konzern insgesamt war, dass zahreiche Jugendliche das Bild prägten. Die Delegation von Bosch Blaichach (Immenstadt) bestand zum größten Teil aus Jugendlichen. Sie hatten ein großes selbstgestaltetes Transparent dabei:

SKANDAL SKANDAL SKANDAL!

Solidarität für die Kollegen im München!

In München steht ein Hofbräuhaus, die Boschler aber müssen raus!

Rock´n Roll statt Bosch´ler raus!

Darüber hinaus waren etliche linke und Umwelt-Organisationen vertreten. Die „bunte Mischung“ der Teilnehmer/innen war für eine von der IGM organisierte Kundgebung schon bemerkenswert.

Die Rednerinnen und Redner: Zunächst der BR-Vorsitzenden von Bosch München, Giuseppe Ciccone.

Wir ketten uns An! Einducksvoll! Kollege Ciccone spricht!
Foto: UZ

Er berichtete von all den Lohn-Zugeständnissen und Opfern der letzten Jahre, die Bosch einkassiert habe, und trotzdem nichts mehr von der Erhaltung des Werks wissen wolle. Bemerkenswert, wie er eine Stahl-Kette hochhielt um seinen Worten Nachdruck zu verleihen: „Wir ketten uns an die Maschinen, wenn sie abtransportiert werden sollen!“

Sybille Wankel, die erste Bevollmächtigte der IGM München, einige Vertreter der anwesenden Bosch-Standorte und der an der Kundgebung teilnehmenden Delegierten der Münchner Betriebe, Martin Bott, ein Betriebsrat von Daimler Stuttgart-Untertürkheim, bemerkenswerter Weise auch eine Vertreterin des Antikapitalistische Klimatreffens Münchens und der stellvertretende VK-Leiter der Münchner Verkehrsbetriebe – sie alle sprachen. Unter großem Beifall klagte ein Bosch Jungendvertreter das Vorgehen des Kapitals an, das die Zukunft der Jugend ruiniert und forderte entschlossenen Widerstand!

Auch eine Vertreterin von Didf konnte sprechen.

Die meisten Redner/innen (darunter die erste Bevollmächtigte und der VK-Leiter von BMW) lobten die Ankündigung Ciccones, sich an die Maschinen ketten zu wollen. Das war so nicht zu erwarten.

Der Metallertreff Stuttgart kam mit seinem Transparent gut an: Ein langer Zug von Werktätigen aus der Vergangenheit bis heute! Menschen tragen Forderungen auf Schildern: 60-Stunden, 48 Stunden, 40 Stunden, 35 Stunden – und jetzt 30 Stundenwoche. Es betonte: Die Arbeiterklasse braucht Zukunftsperspektive!

Jetzt: 30-Stundenwoche!! Tranparent vom Metallertreff

Auch unsere Zeitung Arbeit Zukunft fand etliche Abnehmer!

Wie weiter Kämpfen?

Ob das Ziel – der Erhalt des Standortes – wie von Kollein Wankel gefordert, mit einem Sozialtarifvertrag zu erreichen ist, erscheint zweifelhaft. Sogar die etwas linkeren Kräfte des „Antikapitalistische Klimatreffens“ unterstützten den „Kampf für einen Sozialtarifvertrag“ – wie fast alle anderen Redner/innen auch.

Zwei Stimmen allerdings sprachen kritisch daüber. Interessanterweise der direkte Betriebsbetreuer der IG Metall für Bosch München meinte, der Kampf für einen Sozialtarifvertrag reiche nicht aus! Dieser bedeute von vornherein die Aufgabe des Kampfes um alle Arbeitsplätze und um den Erhalt des Standorts. Eine solche Aussagen Opposition zur offiziellen Linie der IGM war bislang in der Münchner IGM kaum denkbar!

Der Kampf muss weiter gehen, wenn keine Verhandlungsbereitschaft zu erkennen sei. Trotzdem blieben die nächsten Kampfschritte der Belegschaft von Bosch München und der IGM-München angesichts der absoluten Verweigerungshaltung des Boschvorstandes offen.

Der Aktionstag kann nur ein Anfang sein!

Es ist nicht zu erwarten, dass diese Kundgebung und die anderen an den Bosch-Standorten Bühl und Arnstadt am 19 November 2021 den Bosch-Vorstand zu konstruktiven Verhandlungen zwingen werden. Da braucht es wirklich viel stärkeren Druck. Ob dazu die Münchener IG Metall bzw. der IG-Metall-Vorstand bereit sein werden, ist zumindest nach allen bisherigen Erfahrungen eher unsicher.

Klassenkämpferische Kolleginnen und Kollegen überall, nicht nur in München, müssen deshalb bereit sein diesen Kampf aktiv – auch wieder vor Ort – solidarisch zu unterstützen.

Vorschläge der Münchere VKG -offen diskutieren!

Die Münchner Gewerkschaftslinke (Teil der Vernetzung kämpferische Gewerkschaften – VKG) verteilte ein Flugblatt, das sehr viele Kolleg/innen nahmen: Als Vorschläge für weitere Aktionen werden drin genannt:

Dauerbetriebsversammlungen, Streiks, Betriebsbesetzungen und die Bildung eines außerbetrieblichen Unterstützungs-/Solidaritätskomitees. Gleichzeitig erteilt der Flyer dem Kampf für einen Sozialtarifvertrag eine Abfuhr. Bemerkesnwert! Der Flyer schlägt auch allgemeine Forderungen, „als „Rahmen“ Eures Kampfes“ vor:

  • Konversion der Produktion! Weg vom Individualverkehr, hin zum umfassenden Ausbau der kollektiven Mobilitätsformen
  • Verteilung der vorhandenen Arbeit auf alle Hände! Kollektive Arbeitzeitsverkürzung für Alle – bei vollem Entgelt- und Personalausgleich! 30-Wochenstunden sofort! 
  • Entlassungsverbot für alle Konzerne, die ihre Produktion in Billiglohngebiete verlagern wollen!
  • Bei Verstößen dagegen –  Betriebe unter die Kontrolle der Belegschaften, Verstaatlichung! 

Das Recht des Kapitals, immer und immer so weiter zu machen, wird offen in Frage gestellt, die Diskussion zu Recht in Richtung der Frage nach dem kapitalistischen Sytem getrieben. Das begrüßen wir. Darüber muss offen gesprochen werden, wenn der Kampf Erfolge haben soll – nicht nur in München!

(Die Gewerkschaftlinke München/VKG ruft zu einer Video-Konferenz zu diesem Thema am 7. Dezember 2021 um 19:00 Uhr auf.)