Zum internationalen Safe Abortion Day (28.9.) fanden in über 60 Städten in Deutschland Aktionen gegen den § 218 StGB (Abtreibungsverbot) statt. In Regensburg wurde im Rahmen einer Kundgebung durch eine Plakatreihe über die mittlerweile 150jährige Geschichte des Kampfes für die Selbstbestimmungsrechte von Schwangeren informiert.
Es wurden außerdem Erfahrungsberichte verlesen, die die bürokratischen Hürden und die entwürdigende Natur des aktuellen Systems verdeutlichten. Angehende Regensburger Mediziner*innen forderten, Fachkompetenz in Sachen Schwangerschaftsabbrüche in das Medizinstudium aufzunehmen – zurecht! Denn durch die aktuell fehlende Ausbildung von Gesundheitskräften in diesem Bereich würde die Möglichkeit sicherer Schwangerschaftsabbrüche auch bei einer Legalisierung sabotiert.
Es ist eine Schande, dass die KPD-Forderung aus der Zeit der Weimarer Republik – „Gerechtigkeit für die Opfer des Schandparagraphen 218“ – noch im Jahr 2021 traurige Aktualität besitzt.
Offensichtlich hat keine der Parteien, die sich so gerne mit Losungen individueller Freiheit schmücken, ein tatsächliches Interesse an der Durchsetzung solch elementarer Grundrechte wie das auf die Unversehrtheit des eigenen Körpers – mitunter erdreisten sie sich allerdings, zu behaupten, damit die vermeintlichen Rechte des Embryos zu verteidigen, obwohl im kapitalistischen System ein Kind ab Geburt nur noch eine Quelle der Arbeitskraft, eine „Human Resource“ für sie ist.
Als Resultat dürfen sich die Eltern, denen eine Abtreibung unmöglich gemacht oder ausgeredet wurde, dann über fehlende Kitaplätze, kaum finanzielle Unterstützung durch den Staat und hohe Einkommensverluste oder wahlweise Burnout freuen, wenn sie verzweifelt versuchen, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.
Ein kostenfreier, legaler Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen ist als integraler Bestandteil eines funktionierenden Gesundheitssystems nicht verhandelbar.
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