Am Samstag, den 20. September, fand in Füssen eine vom Vertrauenskörper der Firma und der IGMetall Kempten organisierte Protestdemonstration statt, an der sich ca. 300 bis 400 Personen beteiligten.
Füssen ist eine Kleinstadt im Allgäu mit viel Fremdenverkehr, die vielleicht mancher kennt, weil sie malerisch zu Füßen der bayerischen Königsschlösser Neuschwanstein und Hohenschwangau und nahe der Grenze zu Tirol liegt. Die Menschen dort leben aber nicht nur vom Tourismus, sondern müssen auch in Fabriken hart arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Der größte Metallarbeitgeber am Ort ist die Firma PMG (Plansee-Mitsubishi-Gruppe), die aus der Firma Sinterstahl GmbH hervorgegangen ist. Im Jahr 1997 beschäftigte Sinterstahl noch 520 Mitarbeiter, jetzt sind es 406 und 2009 sollen es nur noch 359 sein. Aktuell soll die Abteilung Instandhaltung mit 22 Facharbeitern geschlossen werden. Dabei beschäftigt PMG gleichzeitig Leiharbeitskräfte. Zu Recht fragen sich die Kolleginnen und Kollegen, ob das Ziel des Managements nicht der scheibchenweise Tod und die völlige Schließung des Standorts ist. PMG ist nämlich ein internationaler Konzern, der selbstverständlich auch Standorte in Fernost hat.
Im Jahr 2005 wurde Sinterstahl, übrigens ein Zulieferer der Automobilindustrie, „nach bewegter Geschichte“, wie es im Flugblatt der IGM heißt, in die PMG Füssen GmbH überführt. Schon ein Jahr zuvor wurde mit der IGMetall ein „Sanierungskonzept“ vereinbart, das auch einen Verzicht der Belegschaft auf Lohn- und Gehaltsbestandteile beinhaltet. Damit nicht genug, wurden vom Betriebsrat Sonder- und Contischichten zugestimmt. Maschinenlaufzeiten (Sinteröfen) wurden auf Sonn- und Feiertage ausgedehnt.
„TROTZDEM weiß keiner, wie es mit PMG am Standort Füssen weitergeht, da die Geschäftsführung ihren Teil des Sanierungskonzepts nicht erfüllt und somit eine vernünftige Antwort schuldig bleibt! Wenn es nicht weitergeht, sind die Auswirkungen fatal!“ So heißt es etwas kleinlaut und entmutigt im Flugblatt der IGM. Ja, so ist es halt nun mal, das böse Kapital: gibt man ihm den kleinen Finger, dann will es die ganze Hand.
Aber Ironie bei Seite: Nachvollziehbar ist es schon, wenn die Kolleginnen und Kollegen zunächst einmal geschockt von dem brutalen Vorgehen der PMG-Geschäftsführung sind, die anscheinend immer wieder versprochen hat, dass sie an keine Entlassungen denke. Dass 400 Arbeitsplätze in einer solchen ländlichen Region mehr bedeuten als in einem Ballungsgebiet, ist wohl auch klar. Da erfasst wohl jeden die Angst um den eigenen Arbeitsplatz.
Mut gemacht haben dürfte den Betroffenen, dass etliche IGMetaller, Betriebsräte und VK-Leute aus den Betrieben der näheren Umgebung zu der Demonstration gekommen sind. Der Bürgermeister der Stadt Füssen hielt eine recht gute Rede, in der er seine volle Solidarität mit der Belegschaft von PMG bekundete.