Update!
Tausende Kolleginnen und Kollegen protestierten am Donnerstag 8.10.2020 gegen die Pläne des Daimler – Vorstandes, tausende Arbeitsplätze im Werk Stuttgart-Untertürkheim zu beseitigen. „Kampffähig trotz Corona!“, steht trotzig auf einem Transparent.
Das Daimler-Werk Esslingen-Mettingen gehört zum Stammwerk Untertürkheim, traditionell kampfstark! Tausende Kollegen marschieren in beiden Schichten raus! Masken, auch – wenn möglich – Abstand, aber die Produktion stand in weiten Teilen. Corona stoppt den Kampf nicht! Auch in den Werksteilen Untertürkheim und Hedelfingen gab es Aktionen, auch dort in beiden Schichten!
Die Mettinger Kolleginnenen und Kollegen machten ihrem Ruf als Kampftruppe wieder alle Ehre! Rund 2000 marschierten zum nächsten Parkhaus und „kaperten“ es, sperrten selbst auf dem Weg dorthin Straßen und Kreuzungen, wie 2004 schon einmal bei der Besetzung der Bundesstraße 10, die nahe am Mettinger Werk vorbeiführt.
Auf den Kundgebungen war die Stimmung kämpferisch, es gab Solidaritätsresolutionen:
Von den Kolleginnen und Kollegen der SSB (Stuttgarter Straßenbahn-AG), die am Donnerstag in der Tarifrunde im 24-Stunden-Streik standen, hieß es: Der Angriff auf die Daimler Kolleginnen und Kollegen sei ein „Angriff aus uns alle, auf die ganze Region, der gemeinsam zurückgeschlagen werden muss. Die ganze Region steht hinter Euch, ihr steht nicht allein!“
Auch von Daimler Wörth gab es Solidarität! Die IG-Metall Vertauensleute von Dort schreiben: „Wir haben diese Strategie durchschaut und sehen den Angriff auf Euch als Provokation der gesamten Daimler Belegschaft. Wir halten es deshalb für dringend geboten, dass wir als gesamte Daimler-Belegschaft diesen und weitere Angriffe auf unsere Standorte und Arbeitsplätze gemeinsam zurückweisen und diesen konzernweit den Kampf ansagen.“
Aufgerufen zu den Aktionen hatte die IG Metall – endlich! Aber es war eben wieder so eine begrenzte Aktion, statt an allen Standorten gemeinsam herauszurufen! Trotzdem war es ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung! Aber der Wunsch nach konzernweiter, ja branchenübergreifender Aktion ist überall deulich zu spüren!
Vor zwei Wochen verbreitete sich die Hiobsbotschaft in Windeseile. Der Vorstand plant, von 19 000 Mitarbeiter/innen bis 2025 4000 Stellen abzubauen. Verbrenner-Teile-Fertigung sollen zwar überhaupt nicht abgschafft werden, sondern nach Polen verlagert werden, wo niedrige Löhne größere Profite vom auslaufenden Verbrenner-KFZ versprechen. Dafür werden Vereinbarungen und Zusagen, die bereits letztes Jahr gemacht wurden, gebrochen.
Entsprechend ist die Wut, die die Leute vor das Mettinger Großparkhaus trieb. Aus Esslingen-Brühl, auf der gegenüberliegenden Neckarseite kamen viele Azubis! Klar, dass sie sich Sorgen machen um ihre Zukunft. Früher war es in der Region ein geflügeltes Wort: Job beim Daimler – alles klar!“ Und heute? Zukunft ungewiss! „Vorstand vernichtet unsere Zukunft!“ steht auf einem anderen Transpi! Azubis halten es hoch!
Ein anderes Transparent bringt das Gerede von der „Transformation“ auf den Punkt, mit dem von Arbeitgebern und der IG Metall penetrant Illusionen geschürt wird: „Transformation in die Arbeitslosigkeit… Nicht mit uns!“
Wütende Parolen richten sich an Werksleiter Deiß: „Herr Deiß, mach keinen Scheiß!“ So laut und unüberhörbar, dass sogar „Stuttgarter Nachrichten“ und „Stuttgarter Zeitung“ die Parole ungeschönt wiedergeben…
Das Vertrauen vieler Beschäftigte in die derzeit laufenden Verhandlungen zwischen Betriebsrat und Daimler-Vorstand ist offenbar nicht groß. Heute Freitag, 09. Oktober) sollen sie weitergehen.
Der Untertürkheimer BR-Chef Michael Häberle fordert vor den Kolleg/innen „Investitionen in den Standort“, mahnt „Zukunftsperspektiven“ an und ist für die Ansiedlung der Batteriezellenproduktion. Aber, so Häberle, „nicht anstelle von bereits vereinbarten Produkten im konventionellen Antrieb!“ Das scheint Boss Ola Källenius und seine Vorstände nicht sonderlich zu interessieren. Kollege Häberle äußert deshalb auch die Sorge, dass ihm und seinem Betriebsrat die Zeit für Verhandlungen davonläuft. Genauer wäre es wohl zu sagen: von den Daimler-Kapitalisten geraubt wird.
Was die offizielle IG-Metall und der Betriebsrat wieder vermissen lassen:
Kein Wort zur Arbeitszeitverkürzung, kein Wort zur 30-Stundenwoche für alle und überall – bei vollem Lohn- und Personalausgleich!
Kein Wort dazu, dass es allerhöchste Zeit ist, dass alle Daimler-Standorte gemeinsam Druck machen, gemeinsame Aktionen machen, gemeinsam streiken müssen, wenn sie etwas erreichen wollen.
Kein Wort dazu, dass es allerhöchste Zeit dafür ist, endlich gemeinsame Aktionen auch mit den Kolleg/innen anderer angegriffener Branchen und Firmen zu organisieren, mindestens eine gemeinsame Großdemo in Stuttgart!
Die Kolleginnen und Kollegen bei Daimler aber haben gezeigt: Sie sind kampfbereit. Der kämpferische Betriebsrat Michael Klaus ruft zum Widerstand auf, „Wir lassen uns das nicht gefallen!“ Riesen-Applaus!