Korrespondenz: Großdemonstration gegen den G8-Gipfel in Rostock – Polizeistaat in Aktion

Kundgebung Rostock gegen G8 am 2. Juni 2007Am 2. Juni zogen durch Rostock 2 große Demonstrationszüge
von Gegnern des G8-Gipfels in Heiligendamm, nach Angaben der Veranstalter waren
es 30.000 in der einen und etwa 20.000 Menschen in der zweiten Demo, die ihre
Ablehnung der Politik der G8 zum Ausdruck brachten. Auf der Abschlusskundgebung
sollen es dann 80.000 gewesen sein.

Zu Beginn der Demonstration am Bahnhof ging es völlig
friedlich zu, es war kaum Polizei zu sehen. Es wurden einige Kundgebungsreden
gehalten. Tobias Pflüger vom Informationsbüro Militarisierung und
Europaabgeordneter rief in einer kämpferischen Rede dazu auf, den
Militärflugplatz Rostock-Laage und das ganzen Gipfeltreffen in Heiligendamm zu
blockieren.

Merkel und BushDann setzten sich die verschiedenen Marschblöcke in
Bewegung. Die Länge des Demozugs war unübersehbar. Entlang der ganzen Demoroute
war die Polizeipräsenz minimal, außer unmittelbar an einem Hotel, in dem
angeblich amerikanische Diplomaten untergebracht waren. Hier standen die
bekannten „Robocobs“ in grün und in schwarz Spalier, aber weiter geschah
nichts.

Zu gewaltsamen Auseinandersetzungen kam es dann am Rande der
Schlusskundgebung.

Nach Angaben von Attac wurde aus dem Block „Make
Capitalism History“ heraus ein Polizeiauto, das auf dem Platz geparkt war,
angegriffen und die beiden darin sitzenden Polizisten verletzt. Danach kam es
dann zu den Auseinandersetzungen, wobei massiv Polizei gegen die Demonstranten
eingesetzt wurde. Attac, das sich ja augenscheinlich sehr um ein gutes
Verhältnis zur Staatsmacht bemüht, schreibt in seiner Presseerklärung: „Dabei
hat insbesondere die Polizei mit gezielten Übergriffen auch auf friedliche
Teilnehmer der Kundgebung unverhältnismäßig reagiert.“ Es wurden auch Wasserwerfer
mit Tränengasgemisch eingesetzt und zwar auch gegen friedliche Demonstranten.

Ich selbst habe weder die Knüppeleinsätze der Polizei noch
die Steinwürfe aus dem „Schwarzen Block“ gesehen, dazu war ich zu weit weg. Aus
meiner Erfahrung bei anderen Demonstrationen kann ich aber sagen, dass immer,
wenn massiv Polizei aufgefahren wird, es zu gewaltsamen Auseinandersetzungen
kommt. Kann sein, dass das Polizeiauto aus provokatorischer Absicht  auf dem Gelände der Kundgebung abgestellt
war, kann sein, dass sich unter den Demonstranten „agent provocateurs“
befanden. Genützt haben die Bilder, die sofort durch die Presse gingen, denen,
die schon immer die Gipfelgegner in die Nähe von „gewaltbereiten Chaoten“ und
„Terroristen“ rücken wollten. Mit diesen Bildern kann Innenminister Schäuble
seine Bespitzelung von Gipfelgegnern und den Sicherheitszaun um Heiligendamm
rechtfertigen. Das war auch wohl so beabsichtigt.

S.N.