PSA (Peugeot – Citroen) Aulnay: Eine Kampfplattform für alle Arbeiter!

300 Euro, Rente für
die Ältesten, Einstellung der Zeitarbeiter…

 

Der Streik der Arbeiter von PSA
in Aulnay, am 28. Februar begonnen, wurde einige Tage vor der ersten Runde der
Präsidentschaftswahlen beendet.

Mehrere Wochen lang haben 500
Arbeiter die Produktionslinien der C2 und C3-Automobile verlassen und eines der
größten Werke des Konzerns (3.500 Arbeiter in der Produktion) lahm gelegt, um
300 Euro für alle, die Rente für die Ältesten, die von der Fließbandarbeit
zerbrochen und verbraucht sind, und die feste Einstellung der Zeitarbeiter zu
fordern.

Während all dieser Wochen der
Wahlkampagne waren sie im ganzen Departement Seine-Saint-Denis und darüber
hinaus die wahren Wortführer dieser Plattform von Forderungen, die für alle
Arbeiter hinsichtlich des Lohns, der Rente und des Kampfs gegen die
Prekarisierung gültig ist.

 

Die Löhne müssen steigen!

 

Alle Kandidaten der Linken kamen
ans Fabriktor, um ihre Unterstützung zu erklären und sich für ihre eigene
Wahlkampagne ins Rampenlicht zu stellen. Die nationalen Gewerkschaftsführer (B.
Thibaut, Annik Coupé) ließen sich auch sehen. Aber keiner wird von dieser
wahrhaften Tribüne, zu der die Fabriktore und der Parkplatz des Werks von
Aulnay geworden sind, lautstark die Arbeiter des Landes auffordern, dieses
Beispiel aufzugreifen und sich massiv in den Kampf einzureihen.

Und doch wurde während der ganzen
Wahlkampagne von allen die Frage nach den Löhnen und Gehältern gestellt, bis
hin zu Nicolas Sarkozy mit seinem demagogischen Slogan von „mehr arbeiten, um
mehr zu verdienen“, der schon immer die Antwort der Unternehmer auf die
Lohnforderungen der Arbeiterklasse war. Aber dennoch ein Beweis, wenn es dessen
bedürfte, dass die Lohnfrage, die im Laufe der Jahre für die Arbeitswelt eine
Hauptforderung wurde, die herrschende Klasse trifft. Tatsache ist, dass heute niemand
mehr bestreitet, dass die Kaufkraft angesichts des Preisanstiegs der
Gebrauchsgüter sprichwörtlich eingebrochen ist.

Während dieses ganzen Zeitraums
der Wahlkampagne hat sich eine ganze Reihe von verschiedenen Streiks wie
Buschfeuer mit der Forderung nach Lohnerhöhungen ausgebreitet. Der Streik von
PSA Aulnay selbst war als Folge eines Streiks ausgebrochen, bei dem die
Arbeiter von Magneto, einer Zulieferbetrieb von PSA, 130 Euro und 5 zusätzliche
Ferientage erzwungen hatten.

Das ist nun eine Konstante, die
Streikbewegung macht keine Pause während der Wahlperioden, und dieses Jahr
schon gar nicht. Das markiert unleugbar eine Distanz eines ganzen Teils der
Arbeitswelt zum politischen Angebot, das ihm anlässlich dieser Wahlen gemacht
worden ist, auch wenn viele Arbeiter während des ersten Wahlganges zur Urne
gegangen sind.

Die Arbeiter von PSA Aulnay haben
den Streik beendet, aber ihre Plattform von Forderungen bleibt völlig aktuell.
Es ist die Plattform von Forderungen, auf der sich die Arbeiterklasse und alle
Werktätigen heute einigen müssen.

 

Die Klassensolidarität ist eine Waffe.

 

Die außergewöhnliche materielle
Unterstützung (weit über 15.000 Euro), welche die Streikenden genossen, ist
dafür der Ausdruck. Überall, wo sie hingingen, um die Gründe ihres Streiks zu
erklären und zur Solidarität aufzurufen, waren die Arbeiter zur Stelle.

Diese bedeutende
Solidaritätsbewegung, die hauptsächlich von den Streikenden selbst in die Hand
genommen wurde, mit der Unterstützung vor allem der örtlichen Organisationen
der CGT, zeigt, dass der arrogante Liberalismus, der sich als dominierend
darstellt, die Werte der Solidarität und Brüderlichkeit mit seiner Konzeption
des triumphierenden Individualismus nicht überwuchern konnte. Solidarität und
Brüderlichkeit können sich nur ausdrücken und konkret werden, wenn es sich
darum handelt, die Klasseninteressen gegenüber denen des Kapitals zu
verteidigen. Gegenüber einem Konzern wie PSA musste man standhalten und wie
sollte man es machen, ohne an die Solidarität der Klasse zu appellieren?

Man muss noch kämpfen, um dieses
Bewusstsein zu schaffen und zu kultivieren!

In diesem Streik haben die
Jugendlichen der Vorstädte, die in Massen an den Montagebändern arbeiten,
vielleicht zum ersten Mal in ihrem Arbeitsleben entdeckt, dass diese
Klassensolidarität kein leeres Wort ist, sondern dass sie existiert. Gewöhnt,
auf sich selbst gestellt zu leben, abgestellt in den namenlosen Ghettos der
nördlichen Vorstädte der Pariser Region, haben sie noch nie erlebt, dass „gut
französische“ Arbeiter ihre Groschen in die Streikkasse fallen ließen, die
ihnen von sonnenverbrannten oder farbigen Händen entgegengestreckt wurden. In
diesem Streik ist die Streikkasse eine Waffe geworden, nicht nur gegen die
Isolation der Streikenden von der übrigen Arbeiterklasse, sondern auch gegen
den „Kantonsgeist“ innerhalb der Arbeiterklasse.

 

Es gilt, die Verbindungen zwischen den aktiven Gewerkschaftern auf der
Ebene des Klassenkampfs zu verstärken
.

 

Dieser Streik der Arbeiter von
PSA zeigt erneut, dass es eine Handvoll aktiver Gewerkschafter war, die, wie
man sagt, „vor Ort“ sind, die es verstanden und fertig brachten, diese Bewegung
auf einer Plattform von Forderungen von hohem Niveau (Lohn, Rente und gegen die
Prekarisierung) zu formen, die wochenlang eine der größten französischen
Auto-Monopole erschütterte (auf die eine oder andere Weise war die Gesamtheit
der direkten PSA-Firmen, aber auch eine Reihe von Zulieferern…von der Bewegung
berührt) und so gleichzeitig mit Aktivisten anderer Bereiche dazu beitrugen,
den Kampf der Arbeiter in anderen Firmen um die Löhne voranzutreiben.

Diese Fähigkeit zeigt, dass die Arbeiterbewegung, um ihre
Forderungen voranzubringen, nicht erst die Aufrufe von den Höhen der
Gewerkschaftszentralen nötig hat, noch viel weniger die Appelle in Richtung der
Gewerkschaftszentralen, dass sie endlich auf die legitimen Forderungen der
Arbeiter antworten mögen. Heute und noch viel mehr in der kommenden Zeit
braucht die Arbeiterbewegung zuerst eine viel stärkere Konzentration und
Kooperation zwischen den Gewerkschaftsaktivisten auf der Ebene des
Klassenkampfs selbst. Während dieser Streikwochen haben die
Gewerkschaftsaktivisten, die sich zur Linie unserer Partei bekennen, versucht,
mit den  Aktivisten und Arbeitern von PSA
dies zu entwickeln.

 

Ein neuer
Entlassungsplan ist angekündigt

 

Christian Streiff, Aufsichtsratsvorsitzender von PSA,
hätte die Ankündigung gerne bis nach den Wahlen zurückgehalten, heißt es. Aber
vielleicht war es besser, es vor den Ergebnissen der Präsidentschaftswahlen
bekannt zu machen.

Ein zentrales Komitee des Unternehmens wird für den 24.
Mai um das Projekt der Geschäftsführung „Cap 2010“ (nichts anderes als Power 8)
einberufen, ein Konzept, das auf die Streichung von 10.000 Arbeitsplätzen im
ganzen Konzern mit „schnellen Produktivitätszuwächsen“  abzielt. Der gesamte Verkauf des Konzerns ist
von 1998 bis 2006 von 2 Millionen Einheiten auf 3.3 Millionen gestiegen.

Das für 2007 verkündete Ziel heißt 3.5 Millionen
Einheiten. Der Anteil der Löhne und Gehälter an den Herstellungskosten ist
seinerseits von 16% vor 20 Jahren auf heute 7% gefallen.

aus La Forge, Zeitung der Kommunistischen Arbeiterpartei Frankreichs (PCOF), Mai 2007