Kapitalistische Profithaie machen sich über den Saurer-Konzern her

Der Schweizer Saurer-Konzern, über dessen deutsche
Niederlassungen wir im Zusammenhang mit Tarifbruch und Tarifflucht wiederholt
berichtet haben, ist zum begehrten Objekt kapitalistischer Raubritter geworden.

Auf der Aktionärsversammlung im Mai letzten Jahres wurde die
Übernahme durch den englischen Hedge-Fonds Lexey gerade noch abgewehrt (was
heißt abgewehrt: laut Schweizer Wirtschaftszeitungen haben die Vorständler von
Saurer durch den Kursanstieg der Saurer-Aktie und durch Aktienoptionen etwa 15
Millionen CHF Gewinn gemacht). Zum Jahresende schlug dann der Schweizer
Unaxis-Konzern, der sich inzwischen in OC Oerlikon umbenannt hat, zu. Jetzt gab
es kein Halten mehr: Die Saurer-Verwaltungsräte gaben sogar selbst eine
Empfehlung zum Verkauf der Aktien an Unaxis/Oerlikon heraus. Für eine Aktie,
die vor einem halben Jahr noch etwa 90 CHF wert war, gab es 135 CHF.

Wer steckt hinter Unaxis/Oerlikon? Oerlikon-Bührle war ein Schweizer
Traditions-Unternehmen des Maschinenbaus. Doch der große Maschinenbau-Konzern
mit verschiedenen Sparten kam in Schwierigkeiten, wurde dreigeteilt (den
militärischen Teil erwarb z.B. Rheinmetall) und verkauft. Den Teil mit der
Oberflächentechnologie kaufte Unaxis, deren Hauptaktionäre Rony Pecik und Georg
Stumpf  sich über ihre
Kapitalgesellschaft Viktory einkauften. Die österreichische „diepresse.com“
schreibt am 13.01.2007: „Oerlikon allein
war für Pecik und Co. ein Bombengeschäft. 1,7 Mrd. Franken (1.05 Mrd. Euro) war
der schwer defizitäre Konzern, der damals Unaxis hieß, wert, als Pecik, Stumpf
und der inzwischen ausgestiegene Mirko Kovats im September die
Übernahmeschlacht gegen die Familie Anda-Bührle gewann. Jetzt ist Oerlikon
allein 8,76 Mrd. Franken wert – und Saurer knapp zwei Mrd.“
Laut
„diepresse.com“ wird Pecik nachgesagt, „die
Kurse würden schon hochschnellen, wenn er in Zürich nur das Flugzeug verlässt“
.
Wahre Meister ihres Fachs, des Geld-Scheffelns.

Aber es gibt noch eine andere interessante Figur in dem
Reigen der Geldigen: Viktor

Vekselberg, ein russischer Ölmagnat. Er wurde in den 90er
Jahren über eine Firma Renova mit Beteiligungen an Kupfer- und Aluminiumhandel,
später mit Beteiligungen am staatlichen Ölkonzern Tyumen Oil Kompany reich.
Jetzt hat er sich in der Schweiz niedergelassen und gilt als die drittreichste
Person in der Schweiz mit einem geschätzten Vermögen von 15 Milliarden Franken.
Vekselberg ist mit knapp 14 % an OC Oerlikon beteiligt.

Vekselberg ist ein wahrhaft global denkender „Unternehmer“.
Auf die Vorhaltung eines Journalisten der „Weltwoche“: „In der Boulevardpresse heißt es, Sie wollten die halbe Schweiz kaufen“
antwortet er: „Ich bin sicher nicht auf
Oerlikon fixiert. Gespräche führen wir auch mit anderen Schweizer Unternehmen,
deren Türen wir nach Russland öffnen können. Ich bin überzeugt, dass ein ausländischer
Investor in der Regel über lokale Partner verfügen sollte. Indem wir uns auch
kapitalmäßig an solchen Firmen beteiligen, unterstreichen wir unser Engagement.
Letztes Jahr gründeten wir zum Beispiel ein Joint Venture mit Siemens, über das
wir bis zu 400 Millionen Euro in russische Infrastrukturprojekte investieren
wollen.“

Und er ist auch ein wenig Philosoph. Über das Verhältnis von
Kommunismus zu Kapitalismus (er nennt das Demokratie) meint er auf die Frage „Haben Sie je erwartet, dass der Kommunismus
verschwinden würde?“: „So schnell sicher nicht. Immerhin gab es im Kommunismus
das heutige Wohlstandsgefälle nie. Wir wähnten uns im Glauben, in einer
irgendwie gerechten Gesellschaft zu leben. Diese Einstellung in der Bevölkerung
hat dazu geführt, dass sich der Kommunismus trotz aller Unzulänglichkeiten so
lange halten konnte. Inzwischen hat sich vieles geändert. Die junge
Generation ist marktorientiert, will die
Demokratie; sie träumt vom Erfolg und davon, ihre Potenziale nutzen zu können.
Das gefällt mir – diese gesunde Aggressivität.“
  Also: gerechte Gesellschaft ist Illusion – es
leben die kapitalistischen Wolfsgesetze!

Mit diesen kapitalistischen Raubrittern können sich die
Belegschaften von Saurer noch auf Einiges gefasst machen.

(Die Zitate von Vekselberg stammen aus der Schweizer
Weltwoche vom 01.02.2007)

 

S.N.