Deutschland: Arme haben 10mal höheres Krankheitsrisiko

Auf der letzten Generalversammlung des europäischen Armutsnetzwerkes
(EAPN, www.eapn.org) Ende September 2001 in Berlin wurde festgestellt,
dass Armut in Deutschland kontinuierlich zunimmt und immer mehr Gruppen
in der Gesellschaft trifft. Jedes 7. Kind (d.h. über 1 Mio.) ist
arm und verstärkt von Krankheit bedroht. Nach Schätzungen der
EAPN ist das Gesundheitsrisiko für Arme 10mal höher. In Deutschland
gilt man als arm, wenn man weniger als 600 Euro Monatseinkommen hat. Das
trifft bei rund 11,5 Mio. Menschen zu.

„Armut ist mit einer geringeren Lebenserwartung, höherer
Kindersterblichkeit und einem höheren Ansteckungsrisiko bezüglich
Infektionskrankheiten, vor allem HIV und Tbc, assoziiert“, heißt
es im EAPN-Bericht. Die Weltgesundheitsorganisation WHO nennt Magengeschwüre
und Bluthochdruck als direkt von Armut verursachte Krankheiten und spricht
in ihrem europäischen Gesundheitsreport von einem „Teufelskreis
aus Armut und schlechter Gesundheit“. Unter anderem sind Arbeitslose
und Arbeiter, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind, häufiger krank.
Insbesondere leiden sie durch den höheren Stress unter Depressionen
und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Das Statistische Bundesamt bestätigt ebenfalls die These, dass die
Zugehörigkeit zu den unteren Einkommensschichten mit einem höheren
Krankheitsrisiko verbunden ist. Frauen wiederum sind unter der armen Bevölkerung
überrepräsentiert. Ihr durchschnittliches Einkommen beträgt
gegenüber Männern nur 60-70%. Die Doppelbelastung durch Beruf
und Familie kommt als weiteres Gesundheitsrisiko hinzu. Frauen erkranken
erheblich häufiger an Depressionen und Angststörungen. Besonders
schlimm ist die Lage für die wachsende Zahl alleinerziehender Mütter,
die häufig auf Sozialhilfe angewiesen sind. Mit ihnen sind ihre Kinder
betroffen.