Korrespondenz: Gerechnet hat die Gewerkschaftsführung in
Bayern mit etwa 20.000 Teilnehmern, die sich in München am Aktionstag
beteiligen. Das es nun über 30.000 Teilnehmer waren und damit die größte
politische Veranstaltung in München seit Jahrzehnten, dies haben selbst viele
Optimisten nicht erwartet. So gesehen war dieser Tag ein großer Erfolg. Der DGB
hat vor allein durch die hohe Beteiligung seiner Mitglieder, an diesem Tag
endlich wieder Stärke demonstrieren können. Nun gilt es dran zu bleiben, um mit
vielfältigen Aktivitäten Forderungen durchzusetzen!
Längst wurde es Zeit, dass die Gewerkschaften ihre
Mitglieder, die Betroffenen von Sozialkahlschlag und von Arbeitsplatzabbau zur
Aktion auf den Straßen aufrufen.
Viele Gewerkschaftsmitglieder in ganz Bayern sind dem DGB-
Aufruf gefolgt, aber auch Parteien, Sozialverbände, Initiativen etc. haben sich
an den beiden Kundgebungen und an der Demonstration an diesem Tag beteiligt.
Sogar eine Gruppe aus der Tschechischen Republik solidarisierte sich mit den
Kolleginnen und Kollegen in Deutschland. Mit großem Interesse wurde unsere
Zeitung und das Gemeinschaftsflugblatt von vielen Teilnehmern entgegengenommen.
Nicht zuletzt aus Eigeninteresse dürften die Gewerkschaften
zu diesem Aktionstag aufgerufen haben. Die Teilnehmer des Aktionstages gingen
jedoch nicht wegen Imagepflege für die Gewerkschaften so zahlreich auf die
Straßen, sondern aufgrund der täglichen Attacken des Kapitals auf ihre Arbeits-
und Lebensverhältnisse.
Allgegenwärtig war auf diesem Aktionstag in München die
Bereitschaft zu hören und zu spüren, dieser eine Tag des Protests wird nicht
ausreichen. Und auch die Rednerinnen und Redner der Gewerkschaften gingen in
diese Richtung. So war immer wieder die Rede von, „dies ist erst der
Anfang“, „heute wurde ein Signal gesetzt“, und „die Weichen sind
gestellt“. So äußerte sich beispielsweise Ingrid Sehrbrock, die
stellvertretende Vorsitzende des DGB-Bundesvorstandes auf der Schlusskundgebung
auf dem Marienplatz:
„Das war’s. Aber nur für heute. Wir bleiben dran. An der
Steuerpolitik, der Rente mit 67, an der Gesundheitsreform, an Hartz an
Mindestlohn und Ausbildungsplätzen.“
[zu finden unter: www.dgb.de]
Die Gewerkschaftsführung wird sich die nächsten Wochen und
Monate an den vagen Versprechungen und Ankündigungen, die an diesem Aktionstag
mit insgesamt über 200.000 Teilnehmern in Stuttgart, Berlin, Frankfurt und
Dortmund geäußert wurden, erinnern müssen. Wird die kämpferische Stimmung in
der Arbeiterklasse und Bevölkerung vom DGB für gemeinsame Aktionen gegen das
Kapital genutzt, um aus der Defensive zu kommen; -wird also die Gewerkschaftsführung
konkretere Forderungen als bisher zusammen mit der Arbeiterklasse erarbeiten
und unterstützen, oder wird nach diesem Aktionstag wieder eine
Stellvertreterpolitik gepflegt?
Alle gemeinsam gegen das Kapital!
(rab)