Das Max-Planck-Institut Rostock hat in einer groß angelegten
Untersuchung die anonymen Rentenversicherungsdaten von 5,2 Millionen Männern
über 65 Jahren ausgewertet. Dabei zeigte sich, dass die Lebenserwartung von der
sozialen Klasse abhängt, der man angehört.
65-jährige Privatversicherte haben danach noch 19
Lebensjahre vor sich. Pflichtversicherte dagegen nur noch 16 Jahre. Und während
bei 65-jährigen Angestellten noch mit 17,8 Jahren weiterer Lebenserwartung zu
rechnen ist, sind es bei 65-jährigen Arbeitern nur 15,5 Jahre.
Die Schlussfolgerung des Max-Planck-Institutes ist
allerdings etwas kurios. Die höhere Lebenserwartung hänge mit der höheren
Bildung und dem damit verbundenen besseren Gesundheitsbewusstsein und
–verhalten zusammen. Das kann sicher einen Teil der Ergebnisse erklären. Aber
klar ist doch auch, dass man sich mit niedrigerem Einkommen auch weniger an
Gesundheit leisten kann. Denn viele sinnvolle Behandlungen und Medikamente
werden von den gesetzlichen Krankenkassen nicht mehr bezahlt. Schon heute gibt
es eine Zweiklassen-Medizin, die nach dem Geldbeutel entscheidet, wer welche
und wie viel Behandlung erhält. Das ist wohl die wichtigste Erklärung für die
festgestellten Unterschiede in der Lebenserwartung.
Ein System, dass nach dem Geldbeutel entscheidet, wer wie
lange leben darf, ist unmenschlich und eine Klassengesellschaft – auch wenn man
gerade dies zu vertuschen sucht. Und in diesem System steht die Arbeiterklasse,
die mit ihrer Arbeitskraft den Hauptteil des Reichtums dieser Gesellschaft
schafft, auf der untersten Stufe. Wenn sie sich daraus befreien will, dann muss
sie sich von dieser ungerechten Gesellschaftsordnung befreien und eine
Gesellschaft schaffen, in der sie den Platz erhält, der ihr aufgrund ihrer
Leistung als produktivste Klasse zusteht.
ernst