Wieder ringt ein Mensch in
Deutschland mit dem Tode, weil er „die falsche Hautfarbe“ hat. Selbst deutscher
Staatsbürger, aber mit äthiopischer Herkunft, wurde der 37jährige Ingenieur und
Familienvater in Potsdam an einer Haltestelle brutal zusammengeschlagen. Er
wurde, auf seinem eingeschalteten Handy mithörbar, als „Nigger“ beschimpft und
so übel zugerichtet, dass er bis heute nicht wieder aus dem Koma erwacht ist.
Er ist nicht außer Lebensgefahr, und wir können ihm und seinen Angehörigen nur
unser Mitgefühl ausdrücken und ihm das Beste wünschen
Ob die zwei Tatverdächtigen,
die mittlerweile verhaftet wurden, die Schuldigen sind, kann man nicht
beurteilen. Das ist in den Tat Aufgabe der Justiz Aber da beginnt das Problem:
Ist die Tat allein schon schlimm genug, beginnt gleich darauf ein genauso übles
Spiel der bürgerlichen Politik in Deutschland. Brandenburgs Innenminister
Schönbohm versucht alles, um nur nicht zugeben zu müssen, dass Rassisten und
deutschnationale das Verbrechen begangen haben. Er macht öffentlich Angaben zum
Ermittlungsstand, was sogar Generalbundesanwalt Kay Nehm zu der öffentlichen
Kritik veranlasst, Schönbohm habe die Ermittlungen behindert!
Innenminister Schäuble aber
schießt den Vogel ab! Er lässt verbreiten, dass in Deutschland „auch blonde,
blauäugige Menschen überfallen werden, zum Teil von Tätern, die möglicherweise
nicht die deutsche Staatsangehörigkeit haben.“ Klartext: Erstens sollen
sich die „Ausländer“ nicht so haben, die prügeln doch auch herum. Und
zweitens… Ja was?! Blond, blauäugig??? Da war doch was?? So etwas sagt ein
Innenminister?!
Blond und blauäugig, das ist
unverstellte Nazi-Terminologie, und zwar im Originalton der NSDAP! Das ist die
nationalsozialistisch-faschistische Herrenrassen-Terminologie. So beschrieben
Hitler und seine Ideologen ihr „Rasse-Ideal“, das sie mit Terror und Gewalt
umzusetzen versuchten, erst im Inneren, dann diente es auch noch zur
Bemäntelung ihres imperialistischen Weltkrieges!
Man muss es aussprechen: Da
hat sich Schäuble nicht dumm verquatscht! Hier redet ein Wissender, einer, der
absolut Bescheid weiß und der somit bewusst und öffentlich Signale gibt!
Signale an die ganze braune Szene im Land. Signale, die besagen: Macht Euch
keine Sorgen, wenn zurzeit die Empörung über Euch das öffentliche Bild
bestimmt! Eure rassistische Terminologie wird auch vom Innenminister benutzt
und gepflegt. Ganz so weit, dass wir uns mit Euch öffentlich zeigen können, ist
es nicht. Zurzeit müssen wir uns öffentlich von Euch distanzieren. Aber Eure
Redensarten und ideologischen Kernbegriffe sind uns durchaus geläufig. Auch wir
in Berlin sorgen uns wie Ihr um „Blonde und Blauäugige“.
Eine böse, eine böswillige
Überinterpretation?
Ich denke Nein! Immer wieder
steht eine demokratische, eine antifaschistische Öffentlichkeit fassungslos vor
der Tatsache, dass öffentlich Empörung geheuchelt wird über Nazis und ihre
Verbrechen, tags darauf aber Antifaschisten verfolgt, an Demonstrationen
gehindert, von der Polizei eingekesselt und juristisch verfolgt werden, dass
Nazidemonstrationen dagegen vom Staat bis hin zu den höchsten Gerichten
beschützt und ermöglicht werden.
Noch immer nicht geklärt ist
der juristische Skandal, dass Antifaschisten, die Protest-Abzeichen mit
durchgestrichenen, zerbrochenen oder in Mülleimer geworfenen Hakenkreuzen
tragen, wegen Verbreitung nationalsozialistischer Propaganda verfolgt werden.
Zwar laviert in Baden Württemberg inzwischen die Staatsanwaltschaft herum, weil
der Skandal mittlerweile sogar international für beunruhigtes Aufsehen sorgt,
aber geklärt ist nichts.
Die NPD und andere braune
Vereinigungen dagegen können nach und nach das Land ungehindert mit ihren
Schulungszentren überziehen. Da wird gerade Bürgerinitiativen, die sich der
braunen Hetze entgegenstellen wollen, von der Bundesregierung die finanzielle
Förderung zusammengestrichen. Die zusammen gestrichenen Gelder sollen künftig
„gerecht“ auch an Initiativen gegen Islamismus und Linksextreme verteilt
werden. Damit werden faschistische Kräfte staatliche Förderung für ihre „Arbeit
gegen Linksextremismus und Islamismus“ erhalten können.
Immer wieder wird, zunehmend
auch international, dieses „seltsame Verhalten im Staate Deutschland“
kritisiert und werden Änderungen verlangt. Aber es tut sich immer nur dann
etwas, wenn der Druck einer kritischen Öffentlichkeit zu groß wird. Kaum schaut
letztere auf andere Probleme, geht diese berüchtigte deutsche Staatspraxis
weiter. Wer wundert sich da eigentlich über solch einen „sensiblen“
Innenminister?
Es gibt immer einen Vertreter der deutschen Reaktion, der
angesichts der Empörung über ein erneutes rassistisches Verbrechen die tief im
Inneren des deutschen Staatswesens versteckt liegende geheime Räson zum
Vorschein bringt, die da besagt: Es gibt in diesem Deutschland einen
unantastbar reaktionären, aggressiven, antidemokratischen und barbarischen Kern
von Anschauungen und Praktiken, auf die werden wir nicht verzichten! Und: Auf
unsere braunen Schläger, Rassisten, Neonazis usw. haben wir ein wachsames Auge!
Wer weiß, wann wir sie noch brauchen!!!
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