Am Freitag, dem 21. September, fand vor allen Rüstungsbetrieben in Kassel die „Frühschicht für den Frieden – BLOCK WAR“ statt. Um 5 Uhr morgens wurden KMW (Krauss-Maffai-Wegmann), Rheinmetall und Mercedes-Benz von Aktivistinnen und Aktivisten belagert und die Einfahrten blockiert. Bei KMW wurden bzw. werden u.a. der Panzer „Leopard 2“, die „Panzerhaubitze 2000“ und der Spähwagen „Fennek“ (Wüstenfuchs) produziert, bei Rheinmetall die Spähwagen „Fuchs“ und „Boxer“ und der Panzer „Puma“. Was soll ich dazu sagen? Wenigstens ehrliche Namen… Mercedes-Benz stellt den Nebelwerfer „Nebelmittel-Wurfanlage“ (deutscher kann ein Tötungsbegriff ja kaum sein !) her sowie Hubschrauber, bei denen AIRBUS mitwirkt.
Um 7 Uhr morgens postierten wir (außer mir Leute der DKP, FAU und Linkspartei) uns auf dem Halitplatz am Scheidemannhaus mit einem Infostand der Friedensinitiative Kassel. Zur Sicherheit gab es für jeden von uns die Telefonnummer der „Roten Hilfe“ sowie eine kurze Anweisung, trotz der frühen Morgenstunde gute Laune zu haben – das fiel zwar nicht allen leicht, aber es stärkte das Vertrauen in die eigene Kraft, obwohl wir nicht viele Genossinnen und Genossen waren.
„Eine Situation kann binnen zwei Minuten umschlagen“ – dieser Hinweis Stalins ging mir durch den Kopf. Wir verteilten Flugblätter und „BLOCK-WAR“-Aufkleber an die Schülerinnen und Schüler der Berufsschule beim Scheidemannhaus. Beeindruckt durch unser frühes Aufstehen nahmen viele von ihnen das Flugblatt und einige kamen auch zum Infostand und nahmen weiteres Informationsmaterial mit wie Programme und Zeitungen der beteiligten Organisationen.
Kurz nach 9 Uhr kam dann der erste Demonstrationszug die Holländische Straße entlang in Richtung Innenstadt. Die Demonstranten wollten geradeaus gehen, aber die Polizei war der Meinung, den Zug in eine Seitenstraße abdrängen zu müssen. Dem widersetzten sich die Demonstranten (eine Aktionseinheit aus DFG/VK, Solid, SDAJ und Friedensinitiative). Sofort und für mich ohne ersichtlichen Grund ging die Polizei zu einer Knüppelorgie über, einige Demonstranten wurden festgenommen, andere verletzt. Wir konnten vom Podest unseres Infostandes aus nichts unternehmen – wir waren zu dem Zeitpunkt nur zu viert. Die Polizei ging sehr aggressiv vor. Zu Opfern dieses Vorgehens wurden nicht nur Demonstrationsteilnehmer, sondern auch Fahnen – die wurden zerrissen und in Polizeiwagen geworfen – als „Siegestrophäen“ oder Belastungsmaterial? Wir vier sahen dem fassungs- und hilflos zu – wie weit reicht der Arm der deutschen Rüstungsindustrie? Direkt helfen konnten wir den Geknüppelten nicht, aber wir konnten das filmen, und das haben wir getan. Immerhin – die Demonstranten ließen sich nicht einfach zusammenknüppeln, es gelang ihnen, einige „in Gewahrsam“ Genommene mit auch für Polizisten verständlichen Argumenten zu befreien bzw. ihre Festnahme zu verhindern…
Um halb Zwölf wurden wir am Infostand, den die Polizei in Ruhe gelassen hatte, abgelöst und bekamen von der Mensa der Universität Kassel, die sich dem Aktionsbündnis angeschlossen hatte, ein kostenloses Mittagessen – Danke dafür!
Wenn für Milliarden Euros Panzer und ähnliche „Geräte“ hergestellt werden, um globale Konflikte und Kriege erst als künstlichen Markt zu produzieren, um dann am Absatz der Produkte zu profitieren, so ist die Notwendigkeit des „NEIN zu dieser Politik“ gegeben. Machen wir also weiter mit den Protesten. Kämpfen wir für mehr und ausreichenden Wohnraum, gleiche Rechte für alle, Arbeit und Auskommen, für den Frieden in der Welt!
Es gibt Arbeitsplätze, die gehören abgeschafft, weil auf ihnen Menschenfeindliches getan wird – die aus wirtschaftlicher Not hier arbeitenden Menschen müssen andere, menschenwürdige Arbeitsplätze erhalten, und bis dahin müssen sie weiterhin ihren Lohn erhalten! Ist das in „unserer Demokratie“ (sprich: Kapitalismus) möglich? Übrigens: „unser“ ist ein besitzanzeigendes Fürwort! Ach ne – seit wann gehört uns denn die Demokratie?
Noch etwas, was mir wichtig ist: wir vom Aktionsbündnis danken Genossin Claudia für ihre psychologische Unterstützung!
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