Stuttgart. Am
27.1.2006 wurde im Foyer des DGB-Hauses, Willi-Bleicher-Str.20, die Ausstellung
„11.000 jüdische Kinder – Mit der Reichsbahn in den Tod“ eröffnet. Die
Ausstellung wurde von Serge und Beate Klarsfeld zusammengestellt. Sie schildert
das Schicksal von 11.000 jüdischen Kindern aus Frankreich, die deportiert, von
der Reichsbahn durch Deutschland in KZs transportiert und dort bis auf wenige
hundert ermordet wurden. Ergänzt wurde die Ausstellung um das Schicksal
verfolgter und ermordeter jüdischer Kinder aus Baden-Württemberg.
In der Eröffnungsrede ging der Vertreter der Gewerkschaft
ver-di, Gerhard Manthey, auf den zunehmenden Rechtsradikalismus ein. Wieder
würden Juden und Ausländer zu Sündenböcken für Arbeitslosigkeit, Sozialabbau
usw. gemacht. Doch tatsächlich sei das Kapital verantwortlich und müsse deshalb
bekämpft werden.
Auch der Vertreter der Initiative „11.000 Kinder“ und
Schauspieler Hans-Rüdiger Minow prangerte die Umtriebe der Neonazis an und
meinte, gerade deshalb müsse man an die Verbrechen des NS-Regimes erinnern.
Beate Klarsfeld schilderte ihre Tätigkeit gegen die
Verbrechen des NS-Regimes, angefangen bei der Ohrfeige, die sie dem Altnazi und
Bundespräsidenten Kurt Georg Kiesinger gab, über den Einsatz zur Verurteilung
von NS-Mördern bis zu dieser Ausstellung. Scharf prangerte sie das Verhalten
der Deutschen Bahn an. Als Rechtsnachfolger der Reichsbahn, die Millionen
Reichsmark an dem Transport von Juden ins KZ verdient habe, verweigere sie die
Aufarbeitung ihrer Schuld. Während die Ausstellung in vielen französischen
Bahnhöfen gezeigt worden sei, weigere sich die Deutsche Bahn die Ausstellung
auf Bahnhöfen zu zeigen. Gespräche mit Vertretern der französischen Initiative,
mit Verantwortlichen der Gewerkschaften wurden einfach verweigert. Von der Bahn
wurde mitgeteilt, die Bahnhöfe seien dem Reiseverkehr bestimmt und man könne
den Kunden der DB solche Bilder nicht zumuten.
Dabei zeigte dieselbe Deutsche Bahn im Stuttgarter
Hauptbahnhof vor einiger Zeit eine Ausstellung über den Bombenkrieg und die
Zerstörung Stuttgarts. Die gezeigten Bilder waren sehr grausam. Aber die
Ausstellung hatte die politische Tendenz, die Deutschen als Opfer des Krieges darzustellen.
Das war willkommen.
Auf Widerspruch stieß die Rede der
ver.di-Gewerkschaftssekretärin Bärbel Illi, die das ganze deutsche Volk als
schuldig am NS-Regime darstellte und meinte, es sei sehr leicht gewesen,
Widerstand zu leisten. Die Menschen seien einfach zu feige, gleichgültig oder
aktiv für das Regime gewesen. Den Widerstand gegen das NS-Regime stellte sie
als „völlig unzureichend“ dar und Opfer gab es für sie nur bei den Juden. Nach
der offiziellen Eröffnung wurde sie von TeilnehmerInnen empört zur Rede
gestellt.
Die sehr eindrucksvolle Ausstellung ist noch bis zum 2.3.06
im DGB-Haus Stuttgart zu sehen.
Im Anschluss an die Ausstellungs-Eröffnung gingen fast 100
TeilnehmerInnen gemeinsam zum Stuttgarter Hauptbahnhof, um dort gegen die
Zensur der Deutschen Bahn zu protestieren. Zahlreiche Reisende erfuhren so von
dem skandalösen Verhalten des Bahnvorstandes.
ernst