Anlässlich des 8. Mai, des Tages der Befreiung vom
Hitler-Faschismus, führte die DKP eine Serie von Veranstaltungen durch. Als
Redner trat ein gewisser Professor Horst Schützler aus Berlin auf. Unter dem
Titel „Die Sowjetunion brach Hitler das Genick“ fand am 10. Mai im
„Eine-Welt-Haus“ in München dieser Vortrag statt.
Das Beste war ein russischer Männerchor – der MIR-Chor. Er
trug Lieder aus dem großen Vaterländischen Krieg der Sowjetunion vor.
Der Vortrag selbst war gespickt mit Verleumdungen gegen
Stalin. Während das Leiden, die Strapazen, die Opfer der Völker der Sowjetunion
richtig dargestellt wurden, was sich schon in der Zahl der 27 Millionen Opfer des
II. Weltkriegs ausdrückte, kam es so zur Darstellung, als sei die Rote Armee
und das heldenhafte russische Volk unter
Führung eines Versagers und Verbrechers gestanden. Der Professor machte selten
persönliche Aussagen, sondern zitierte alle möglichen russischen Kritiker und
Verleumder. Angeblich wollte er darlegen, wie sehr die Person Stalins heute in
Russland in der Diskussion von Befürwortern und Gegnern stehe. Er gab sich als
„neutraler“ Berichterstatter.
Gelegentlich rutschten dem früheren DDR-Professor – über
seine eigene Biographie sagte er nichts – Worte heraus, die seine wahre
Gesinnung widerspiegelten. Ein eklatantes Beispiel dafür möchte ich anführen:
Professor Schützler behauptete, Stalin habe „300.000
Sowjetdeutsche in die Arbeitslager gepresst“. Er meinte die so genannten
Wolgadeutschen, die in einer Blitzaktion 1941 aus dem autonomen Gebiet an der
Wolga ausgesiedelt und hinter den Ural verfrachtet wurden. Die deutsche
Volksgruppe bestand aus ca. 600.000 Menschen. Die arbeitsfähigen wurden in den
Fabriken, die aus dem Boden gestampft wurden, arbeitsverpflichtet.
Da es nach der „Festveranstaltung der DKP“ keine Diskussion
gab – sie hätte den „festlichen“ Charakter der Veranstaltung wohl zunichte
gemacht – sprach ich den Redner
auf diesen Satz an. Er bekräftigte seine Aussage.
Ich widersprach ihm heftig, worauf er mir „Verunglimpfung
der Sowjetdeutschen“ vorwarf .Ich hatte behauptet, dass die Deutschen an der
Wolga 1941 in ihrer übergroßen Mehrheit für Hitler bzw. die deutsche Armee
waren und nicht gegen ihn bzw. sie. Ich stützte mich auf die Aussagen einer
älteren Frau, die als Jugendliche Zeitzeugin war. Sie erzählte mir, dass eines
Tages der Himmel in ihrer Heimat schwarz von deutschen Flugzeugen gewesen sei.
Kurz darauf seien sie, die Deutschen verladen worden. Auf meine Frage: „Wie
standen die Wolgadeutschen zu Hitler, zur deutschen Armee?“, antwortete sie
schließlich auf mein Drängen, ehrlich zu sein: „Nu ja, wir waren doch auch
Deutsche“. Es ist klar, dass die deutschen Truppen zumindest gastfreundlich aufgenommen worden wären. Die
Hitleristen hätten jeden wehrfähigen Deutschen in die Armee „gepresst“ oder als
freiwilligen in die SS aufgenommen. Die Hitler-Armee hätte sich ein ruhiges
Hinterland mitten in der Sowjetunion schaffen können, ein Bollwerk im Herzen
Russlands. Dies wäre eine tödliche Gefahr für die Hauptfront des
antifaschistischen Krieges gewesen. Es hätte den Krieg in die Länge gezogen und
den Völkern der Sowjetunion weitere Millionen Opfer gekostet.
Die Umsiedlung war konsequent, um zu verhindern, dass es zur
Kollaboration der deutschen „Volksgenossen“ kam, wie man es bereits in
Rumänien, Jugoslawien und allen anderen Ländern gesehen hatte. Aus diesen
Gründen waren die Wolgadeutschen auch nicht zur Front eingezogen worden. Wenn
man diese offenkundigen Tatsachen und realistischen Überlegungen als
Verunglimpfung der „Sowjetdeutschen“ bezeichnet, so ist das
Geschichtsfälschung. Wenn man Stalin, der dies angeordnet hat und zwar in
Übereinstimmung mit der Regierung, als Verbrecher bezeichnet, so ist das
übelste Verleumdung. Wenn die DKP einem solchen Herrn auf Festveranstaltungen
Raum für diese Hetze bietet, so zeigt dies, dass diese Partei nach wie vor in
der jahrzehntelangen Tradition der üblen Revisionisten Chrustschow, Breschnew
und Gorbatschow steht, die alle versucht haben, Gift und Galle über Stalin und
den heldenhaften Kampf der Sowjetvölker gegen den deutschen Faschismus, der mit
fünf Millionen Soldaten über die zivilisierte Menschheit herfiel, zu speien.
Laut Professor Schützler war Stalin nur eine „Symbolfigur“. Das Geschwätz
dieses alten DDR-Revisionisten stieß bei den etwa dreißig bis vierzig
Anwesenden auf wenig Resonanz. Eine Zuhörerin verließ bereits während der Rede
mit einem derben Kommentar lauthals den Raum.
Das Gerede des Professors hat wenig Bedeutung. Was aber
bezweckt die DKP, wenn sie einen nach dem anderen dieser verstaubten
Professoren aus der Intellektuellenkaste der DDR-Bürokratenherrschaft ans
Tageslicht bzw. Dämmerlicht hervorkramt? Scheinheilig will sie sich nach dem
Bankrott ihrer gelobten Länder DDR und UdSSR in neuem Gewand präsentieren. Sie
will am glorreichen Sieg der Roten Armee und der Sowjetvölker über den
deutschen Faschismus profitieren und gleichzeitig die führende Rolle der von
der internationalen Bourgeoisie gehassten Kommunisten gering reden und
verunglimpfen.
eni