Die Erfinder (Klinikträger,
Spitzenverbände der Krankenkassen, Bundesärztekammer) klopfen sich auf die
Schultern: Seit vier Jahren gibt es für die noch vorhandenen ca. 2100 deutschen Krankenhäuser einen
„Klinik-TÜV“. Für die Operationen, die die Kassen zahlen, sammelt die
Bundesgeschäftsstelle Qaulitätssicherung (BOS) diese Daten.
Bisher wurden diese aber nur
verschlüsselt veröffentlicht. Ab diesem Kalenderjahr 2005 sollen alle Kliniken
diesen „TÜV“ durchlaufen und alle Daten für alle Patienten zugänglich werden.
Man kann also vor einem Eingriff die Erfolgsstatistik des Krankenhauses
überprüfen. Für Herbert Settele, Kontaktperson von „PICA“, des Augsburger
Patientenverbandes, und der „SHG-Selbsthilfegruppe Schlafapnoe / Atemstillstand
in Augsburg“ eigentlich eine vernünftige Sache. Nur die behandelnden Ärzte
selber machen die Angaben zum Operationsverlauf und wer wird Fragebögen zum
Operationsverlauf so ausfüllen, dass womöglich ein schlechtes Licht auf ihn
oder den Chefarzt fällt.
Statt Pfusch und Mängel
aufzuzeigen, deckte der „Spiegel“ beim Klinik TÜV eine fast beschämende
Selbstbeweihräucherung auf. Mancher Arzt pfuscht beim Ausfüllen der Fragebögen
wie der Pennäler in der Mathearbeit: Nur 0,78 Prozent der Wundinfektion bei
rund 64.000 Implantationen künstlicher Kniegelenke, in machen Kliniken nicht eine – das wäre, wenn es denn stimmte,
einzigartig in der Welt.
Laut „Spiegel“ sieht die
schnöde Klinikrealität anders aus. Da weisen Oberärzte ihre Assistenz-Doktoren
an, in der OP-Statistik „ nicht jede Eiterfistel als Infektion zu bezeichnen“. Und so gelangen
hübsch frisierte Klinikstatistiken zu BOS nach Düsseldorf. Das Verfahren ist
ungefähr so sinnvoll als würde man Fahrschüler die Testbögen bei der
Führerscheinprüfung selbst auswerten lassen. Auf diese Weise werden „Lug und
Trug Tür und Tor geöffnet“. Ohne Überprüfung ist diese Art der
Qualitätskontrolle Bürokratenbeschäftigung.
Letzten Endes wird ein Patient
zu dem Arzt gehen, dem er vertraut.
Was will eigentlich der
Klinik TÜV?
Die Bundesgeschäftsstelle für
Qualitätssicherung (BOS) in Düsseldorf hat Standards für Krankenhäuser
festgelegt. Knapp 40 verschiedene Behandlungsbereiche werden im
Qualitätsbericht (dem so genannten „Klinik TÜV“) erfasst. An Hand diesem soll
der Patient vor einer Operation nachlesen können, wie oft und wie erfolgreich
diese OP in einem Krankenhaus vorgenommen wurde. Alle zwei Jahre soll dieser
Bericht im Internet (www.bqs-outcome.de)
veröffentlicht werden.
Die Daten bekommt die BOS
direkt von den Kliniken und muss auf deren Wahrheitsgehalt vertrauen. Eine
Kontrollinstanz gibt es bei diesem Modell nicht, was nun massiv von „PICA“, dem
Augsburger Patientenverband, der SHG –Selbsthilfegruppe- „Schlafapnoe/
Atemstillstand“ und Settele kritisiert wird.
Entsprechende Stellungnahmen hierzu gaben die Krankenhäuser in unserer
Region, trotz unserer Bitte, nicht ab.