Korrespondenz aus Südkorea [Update]

Liebe KollegInnen,

Als internationaler Sekretaer der ETU-MB (Equality Trade Union-Migrant’s
Branch, a part of KCTU/Korean Confederation of Trade Unions) uebermittle
ich Euch solidarische Gruesse aus Suedkorea!

250.000 MigrantInnen in Suedkorea sind von Abschiebung bedroht!

Die MigrantInnen in hier kommen vor allem aus dem sued- und suedostastiaschen
Raum, es gibt aber auch viele aus den Republiken der ehemaligen Sowjetunion
und Afrika. Die MigrantInnen kommen ueber eine sogenannte “Trainingsmassnahme”
nach Suedkorea. Diese ist aber nichts anderes als eine moderne Form der
Sklaverei. Um auch nur halbwegs menschenwuerdig hier ueberleben zu koennen,
muessen die Betroffenen nach kurzer Zeit sich eine neue, besser bezahlte
Stelle suchen. Da aber die Aufenthaltsgenehmigung an die “Trainingsmassnahme”
gekoppelt ist, werden die Betroffenen automatisch bei einem Stellenwechsel
zu Illegalen. Somit sind 80% aller MigrantInnen hier illegal. Viele sind
schon seit 10 oder mehr Jahren im Lande (und haben natuerlich seit dieser
Zeit niemals ihre Angehoehrigen oder Freunde in den jeweiligen Heimatlaendern
besuchen koennen).

Jetzt will die Regierung ein neues System (EPS, Employment Permit System)
zur Rekrutierung von MigrantInnen einfuehren, welches aber nur minimale
Verbesserungen mit sich bringen wird. Die Regierung argumentiert nun,
dass sie das neue System aber nur dann einfuehren kann, wenn vorher alle
illegalen MigratInnen das Land verlassen und neuen Platz machen.
Schon letztes Jahr kam es zu vereinzelten Deportationen. Jetzt sieht es
aber so aus, als ob die Regierung nun entgueltig alle "Illegalen"
abschieben will. Allgemein geht man hier davon aus, dass damit spaetestens
im August oder September begonnen wird. Betroffen waeren davon ueber 250.000
Meschen. Wenn man dann noch die Familienangehoerigen dazu zaehlt, die
ja von den Einkommen der MigrantInnen abhaengig sind, kommt man schnell
auf ueber eine Millionen Betroffene.

Seit wir unseren Kampf gegen die Plaene der Regierung im letzten Jahr
verschaerft haben, hatten wir viel Solidaritaet, vor allem von Gruppen
und Organisationen aus dem asiatisch/pazifischem Raum erfahren koennen.
Wir haben auch die Erfahrung machen koennen, dass internationale Soliaktionen
sehr wohl einen gewissen Eindruck bei den hiesigen Behoerden hinterlassen.
So konnten damit im letzten Jahr geplante Massenabschiebungen verhindert
werden – es blieb bei vereinzelten Deportationen.
Auf grund dieser Erfahrungen wuerden wir Euch bitten unseren Kampf solidarisch
zu unterstuetzten. Schreibt Protestmails und -faxe, organisiert Kundgebungen
vor den suedkoreanischen Vertretungen…

Hier
hhttp://www.nadir.org/nadir/periodika/jungle_world/_2002/26/22a.htm
gibt es einen deutschen Artikel zum Thema
Hier
http://www.base21.org/base21hot/migrant.html
englischsprachiges Material.

Die internationale Deklaration schickt uns bitte signiert zurueck und
das Protestschreiben faxt bitte an das hiesige Justizministerium:

Ministery of Justice,
Republic of Korea
Minister of Justice
Mrs. Kang Kum-sil
kskang7@moj.go.kr

Und/oder direkt an den Praesidenten:
Republic of Korea
President Roh Moo-hyun
president@president.go.kr

Mit solidarischen Gruessen
Christian Karl

Botschaft der Republik Korea in d. BRD
Schöneberger Ufer 89-91
10785 Berlin
Telefon: 26 06 5-0
Telefax: 26 06 5-51
Ansprechpartner: S.E. Won-tak Hwang, Botschafter
poli-gege@mofat.go.kr

Botschaft der Republik Korea in Oesterreich
Gregor Mendel Strasse 25, A-1180 Wien
Tel : +43 1 478 1991,
FAX : +43 1 478 1013
Ansprechpartner: Choi Young-jin (Botschafter)
E-Mail : admin@koreaemb.at

Botschaft der Republik Korea in der Schweiz
Kalcheggweg 38,
3006 Bern
Tel.: 031-356-2444
Fax: 031-356-2450
Ansprechpartnen: Moon Dong-suk (Botschafter)
E-mail: swiss@mofat.go.kr

Bericht aus Südkorea

Hallo,

wir hatten am Dienstag den ersten MigrantInnenstreik und Fabrikbesetzung.
Ein Vorarbeiter hat am Morgen einem Bangladeshi in
die Fresse gehauen. Die riefen uns an, um Hilfe zu bekommen. Waeherend
der Mittagspause sind sie dann in den Streik getreten und haben sich geweigert
der Aufforderung, den Betrieb zu verlassen, nach zu kommen.

Als wir dann eintrafen, haben wir sofort mit Verhandlungen mit dem Management
begonnen. Die bekamen dann auch eine offizielle Vollmacht
(vom Eigentuehmer) mit uns zu verhandeln. Nach zwei Std. waren sie dann
bereit, alle unsere Forderungen zu akzeptieren: dem Geschaedigten werden
die KH-Gebuehren erstattet, so lang er nicht arbeiten kann wird trotzdem
Lohn weiter gezahlt, der Schlaeger wird entlassen, wir werden
fuer das Management Schulung durchfuehren, wie Mensch mit Menschen umgeht,
ab morgen treten wir in Verhandlung mit dem Management ueber Arbeitsbedingungen
und das Management muss sich vor allen ArbeiterInnen oeffentlich entschuldigen.
Und das Management musste sich verpflichten keinen Migranten wegen Arbeitskaempfen
zu entlassen.

Die Forderungen fuer Morgen:

  • Betrieb muss fuer die Beschaeftigten eine Arbeits-Unfall-Versicherung
    abschliessen
  • Ueberstunden muessen bezahlt werden (150% des Normallohnes), Ueberstunden-Dinner
    muss gegeben werden
  • Ueberstunden duerfen nicht mehr erzwungen werden
  • Arbeitszeit: 8.30 – 17.30, alles darueber sind Ueberstunden
  • Feiertage müssen respektiert werden! Wer arbeitet muss mit 200%
    verguetet werden
  • Bonuszahlung muss eingefuehrt werden
  • 13. Monatsgehalt muss nach 1-jaehriger Betriebszugehoerigkeit gezahlt
    werden
  • fuer weibl. Beschaeftigte: 1 Tag im Monat bezahlt frei ("Menstruations-Urlaub")
  • verbale Gewalt hat zu unterbleiben, sonst Sanktionen
  • sexuelle Anmache weiblicher Beschaeftigter steht unter Strafe

Ha, die werden sich morgen freuen, wenn wir ihnen diesen Forderungskatalog
unter die Nase halten!
Christian Karl, Südkorea