Gerade musste Innenminister de Maizière kleinlaut eingestehen, dass die Zahl der Flüchtlingen, die 2015 nach Deutschland gekommen sind, um mindestens 20% niedriger liegt, als er immer behauptet hat. Statt über 1,1 Million kamen 890.000.
Das kann BILD nicht so stehen lassen und muss gegen die Flüchtlinge hetzen. In der Ausgabe vom 1. Oktober veröffentlichte BILD Zahlen, wie viele Asylbewerber Hartz IV erhalten. Dramatisch bringt BILD, das seien nun 469.403 statt 226.540 im Vorjahr. Dass immerhin über 100.000 Flüchtlinge bereits eine sozialversicherungspflichtige Arbeit haben geht dagegen unter. BILD fordert drakonisch, dass alle Flüchtlingen rasch arbeiten müssen.
Wer schon einmal mit Flüchtlingen gearbeitet hat, sich in einer der zahlreichen Flüchtlingsinitiativen engagiert, weiß wie verlogen eine solche Forderung ist. Denn die große Mehrzahl dieser Menschen möchte rasch eine Arbeit, um ihre Situation zu verbessern und um oftmals zurückgebliebene Teile der Familie in den von Krieg verwüsteten oder verelendeten Staaten zu unterstützen. Dem steht jedoch die deutsche Bürokratie entgegen. Monatelang muss man auf eine Arbeitserlaubnis warten. Ja, noch länger muss man oftmals darauf warten, überhaupt registriert zu werden und damit auch die für die Bürokratie wichtige Nummer und den richtigen Ausweis zu erhalten. Bis man dann noch einen Platz in den übervollen Deutschkursen ergattert oder bis in den Heimatländern erworbene Qualifikationen wie Schul- und Berufsabschlüsse anerkannt werden, da kann man warten, warten, warten… Und hat man schließlich alle diese Mühlen der Bürokratie durchgestanden, dann warten die modernen Sklavenhändler, Leiharbeitsfirmen, mit Niedriglöhnen und oftmals unwürdigen Arbeitsbedingungen auf die frische Ware Arbeitskraft.
Wenn BILD nun fordert, den Druck auf die Flüchtlinge zu erhöhen, dann heißt das in der Realität dieses Landes: Weniger Rechte, niedrigere Löhne, schlechtere Arbeitsbedingungen und rechtlose Arbeitssklaven. BILD vertritt die Interessen des Kapitals, dass bereits nach billigster Ware Arbeitskraft giert.
Die Arbeiterklasse und das Volk hat jedoch ein Interesse, dass für alle, auch für Flüchtlinge, gleiche Rechte gelten. Denn nur so kann Billigkonkurrenz und Spaltung verhindert werden. Solidarität ist eine starke Waffe für die gemeinsamen Interessen!