Die Mehrheit der Tunesier, die am Sonntag, dem 26. Oktober zur Wahl gegangen sind, hatten eine einzige Sorge: die islamistische Partei, die große Siegerin bei den Wahlen zur Verfassungsgebenden Versammlung, und ihre Verbündeten durch den Urnengang zu vertreiben angesichts der katastrophalen Bilanz ihrer Machtausübung während der 2 Jahre ihrer Herrschaft. Dies geschah teilweise, weil die Ennahda-Partei (Nahda) mehr als ein Viertel ihrer Wähler, ein Fünftel der Sitze, die von 89 auf 69 sanken, und vor allem den ersten Platz verlor, der ihr erlaubt hätte, eine neue Regierung zu bilden.
Als Sieger aus dieser Wahl ging „Nida Tounès“ (Ruf Tunesiens) hervor, eine Partei, die kürzlich von einem ehemaligen Minister Bughibas und Ex-Premier der nach-revoltuionären Ära gebildet wurde. Aus einem Konglomerat von Komponenten gebildet, die nichts für einen Zusammenschluss ausersehen hat außer die chaotische Führung der Islamisten, die die Zukunft des Landes gefährdeten, indem sie die Gesellschaftsform selbst ändern und die modernen Errungenschaften rückgängig machen wollten. Mit 85 Sitzen an der Spitze ist diese Partei mit liberalen Tendenzen verfassungsmäßig beauftragt, die nächste Regierung zu bilden.
Vor allem muss aber der Sieg der Volksfront betont werden, die der Linken zum ersten Mal in der Geschichte des unabhängigen Tunesien erlaubt, Sitze im Parlament zu haben und dort einen Block zu bilden: 15 Mitglieder der Front sind tatsächlich in den ärmsten Regionen gewählt worden. Dieser Sieg ist umso verdienstvoller, als die Volksfront ohne materielle Mittel einer Kampagne die Stirn bieten musste, in der von ihren Gegnern massenweise schmutziges Geld für den Stimmenkauf bei den Bedürftigsten verteilt wurde, denen man zugleich Wunder versprach.
Die Mitglieder der Front, Frauen und Männer, sind auch zu beglückwünschen für den Mut, mit dem sie ihre Kampagne geführt haben, ohne finanzielle Mittel, auf nichts zählend als auf ihre Anstrengungen, ihren Enthusiasmus und ihre Fantasie. Sie sind während der Tage der Wahlkampagne im Land herumgereist, um von Tür zu Tür zu gehen und mutig Diskussionen anzufangen, da, wo es nötig war: vor Fabriken, in den Stadtvierteln der einfachen Leute, aber auch in den entlegensten ländlichen Gebieten. Der Sprecher der Front und ihr Kandidat für die Präsidentschaftswahlen, Hamma Hammami, hat seinen Genossen Hilfe geleistet, indem er hingegangen ist und die Listen in fast allen Regionen des Landes und sogar im Ausland unterstützt hat.
Und schließlich weisen wir gleichwohl darauf hin, dass die errungenen Sitze nicht nur über die Erwartungen der Mitglieder der Front hinausgingen, sondern über die tatsächliche Präsenz: die Kampagnen zur Anschwärzung der Front in der bürgerlichen Presse und vor allem in den Moscheen, die Wirkung des schmutzigen Geldes und die Aufrufe, eine „nützliche“ Stimme abzugeben, um die islamistische Partei zu besiegen: alle diese Faktoren sind zu beachten, um die erzielten Ergebnisse teilweise zu erklären.
Die Mitglieder der Front, stolz auf das, was sie geleistet haben, sind bereits auf dem Sprung für die Präsidentschaftswahlen. Wünschen wir ihrem Kandidaten, Hamma Hammami, viel Glück.
Presseerklärung der Volksfront Tunesiens