Unter diesem Motto fanden auch in Deutschland zahlreiche Solidaritätskundgebungen und -demonstrationen statt. Allein in Köln kamen am 22. Juni nach Angaben der Veranstalter – der Alevitischen Gemeinde Deutschlands – über 100.000 auf dem Heumarkt zusammen. Die Kundgebung dauerte mehr als fünf Stunden, es herrschte unter den Teilnehmern eine begeisterte, siegessichere Stimmung – der Faschist Erdogan muss weg. Zahlreiche Redner geißelten die seit Jahrzehnten in der Türkei herrschenden Zustände, erinnerten an die bis heute ungesühnten Morde an zum Beispiel 40.000 Aleviten, an die Massaker von Sivas, Maras und anderen Orten. Sie geißelten die fehlende Meinungs- und Pressefreiheit, sie stellten den Kampf vor allem der Jugend in der Türkei in eine Reihe mit den Kämpfen in Brasilien und zahlreichen anderen Ländern und bezeichneten die kämpfende junge Generation als das Beste, was die betreffenden Länder haben. „Wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht!“
Sänger und Musikgruppen umrahmten die Redebeiträge kulturell; die Kundgebungsteilnehmer sangen viele der vorgetragenen Lieder mit – und wo es der Platz erlaubte, bildeten sich kleine Tanzgruppen zur Musik. Ihre Solidarität mit der in der Türkei kämpfenden Bevölkerung bekundeten mit Redebeiträgen auch Vertreter der IG Metall, der Linkspartei, der Grünen, der SPD und andere.
Um 15 Uhr senkten alle Anwesenden ihre Transparente, Fahnen und Plakate und gedachten für mehrere Minuten dem „stillstehenden Mann“, der mit seiner Protestform auf dem Taksim-Platz eindrucksvoll die Gewalttätigkeit des türkischen Regimes deutlich gemacht hatte.
Einen Satz aus dem Redebeitrag des Vertreters der SPD möchte ich aber so nicht stehen lassen. Er lautete sinngemäß: „Die Trauer mit den Opfern ist die größte Solidarität.“ Dafür zu sorgen, dass es in Zukunft erst gar keine Opfer gibt, ist sicherlich eine weitaus größere Solidarität.