Leiharbeit – Mittel zu verschärfter Ausbeutung und erhöhter Konkurrenz
Wir verraten sicher kein Geheimnis, wenn wir schreiben, dass Leiharbeit ein Mittel zu verschärfter Ausbeutung und erhöhter Konkurrenz ist. Kolleg/innen, die eine feste Beschäftigung haben, fürchten sich vor dem Verlust der Arbeit, dem Gang zum Jobcenter und der zwangsweisen Vermittlung an ein Verleihunternehmen. Leiharbeiter wie fest Beschäftigte wissen aus ihrer täglichen Erfahrung, dass die Unterschiede in der Entlohnung bei gleicher Arbeit bis zum dreifachen betragen können. Sie wissen ebenfalls, dass die Leiharbeiter unter großem Druck sind, mehr zu arbeiten – in der Hoffnung, dann übernommen zu werden.
Und das sollen auch alle Beteiligten wissen! Denn Leiharbeit ist eine Peitsche, die die Menschen spüren, der sie sich unterordnen sollen. Der fest Beschäftigte soll wissen, dass es auch ohne ihn und billiger geht, damit er froh um seinen Job ist und nicht so viel fordert. Der Leiharbeiter soll in seiner Unsicherheit und Angst weich geklopft werden, so dass er zu allem bereit ist: Überstunden, Arbeitshetze, Streikbruch…
Ein paar Fakten
Leiharbeit hat mittlerweile ungeheure Ausmaße angenommen. Während es 1980 nur 33.000 Leiharbeiter/innen gab, sind es mittlerweile weit über 900.000, also fast 30mal so viele. Die Regelungen für Leiharbeit wurden immer weiter „liberalisiert“, d. h. alle Schranken für Ausbeutung und Billiglöhne beseitigt. Leiharbeiter arbeiten oft in kleinen Klitschen, ca. 18.500 Entleihunternehmen gibt es. Das bedeutet, sie haben keinen Betriebsrat und sind weitgehend rechtlos. Ungefähr die Hälfte der Leiharbeitsverhältnisse endet nach weniger als drei Monaten. Das Prinzip ist: Heuern und Feuern! Das Risiko arbeitslos zu werden, ist mehr als fünfmal so hoch wie bei fest Beschäftigten. Die Bundesagentur für Arbeit sagt dazu schönfärberisch, die Branche sei „dynamisch“. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist die Leiharbeit in Deutschland überdurchschnittlich hoch. Ebenfalls schönfärberisch sagt die Bundesagentur für Arbeit: „Die Arbeitnehmerüberlassung reagiert frühzeitig auf Änderungen der konjunkturellen Rahmenbedingungen und ist daher ein Frühindikator für die Entwicklung am Arbeitsmarkt.“ Das heißt in die Realität übersetzt: Bei Krisen fliegen Leiharbeiter/innen als erste raus und sind arbeitslos. Die Löhne sind deutlich niedriger. Liegt der Median des monatlichen Bruttoverdienstes nach Angaben der Bundesagentur insgesamt durchschnittlich bei 2702 Euro, so sind es bei Leiharbeiter/innen nur 1419 Euro, also etwas mehr als die Hälfte. Da dies nur der Median, das Mittel, ist, kann man sich lebhaft vorstellen, zu welchen Bedingungen viele ganz unten schuften müssen. Selbst von 1419 Euro brutto kann man nicht selbständig leben. Netto bleiben davon ja – je nach Steuerklasse – kaum 1000 Euro. Leiharbeiter verdienen so wenig, dass in 86 Prozent der Haushalte, die beim Jobcenter auf HartzIV-Niveau aufstocken, ein Leiharbeiter ist. Die offizielle Niedriglohnschwelle für einen Alleinstehenden liegt übrigens bei 1802 Euro brutto monatlich.
Angeblich soll Leiharbeit helfen, einen festen Job zu bekommen. Doch das ist selten der Fall. Nach Angaben des DGB (http://www.dgb.de/themen/++co++3418e2be-1e97-11e2-8d4b-00188b4dc422) entschied das „Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg im Fall einer Krankenschwester, die vier Jahre lang an die gleiche Privatklinik verliehen worden war“, dass diese keinen Anspruch auf Übernahme habe. Immer mehr werden feste Beschäftigungsverhältnisse durch Leiharbeit ersetzt.
Wie Leiharbeit die Konkurrenz anheizt, beweist eine wissenschaftliche Untersuchung von Professor Klaus Dörre von der Uni Jena, die bei tagesschau.de zitiert wird:
„Bei einem Solarproduzenten arbeitete eine Gruppe von Festangestellten und eine Gruppe von Leiharbeitern in zwei verschiedenen Schichten im Akkord. Durch die hohe Arbeitsmotivation der Leiharbeiter erreichten sie ein höheres Soll. Die Festangestellten zogen nach, der Arbeitsdruck stieg. Am Ende der wissenschaftlichen Erhebung lag das Schichtergebnis beider Gruppen bei 170 Prozent.“
http://www.tagesschau.de/wirtschaft/hintergrundleiharbeit100.html
Da lacht jedes Kapitalistenherz! Und „im untersuchten Fall wurden die Leiharbeiter in der Absatzkrise entlassen – trotz ihres hohen Engagements“
Der Mohr hatte seine Schuldigkeit getan und konnte gehen.
Wir könnten noch seitenweise Fakten anführen. Aber es ist klar:
Leiharbeit ist eine Pest für die Arbeiter/innen und die Angestellten!
Deshalb muss Leiharbeit bekämpft und abgeschafft werden.
DGB-Führer für Leiharbeit
Merkwürdigerweise sehen das einige Gewerkschaftsführer anders. Auf www.dw.de (http://www.dw.de/billige-arbeitskr%C3%A4fte-f%C3%BCr-deutschland/a-16614536) wird berichtet: „Johannes Jakob, Experte für Arbeitsmarktpolitik beim Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) hat deshalb gegen das Arbeitsmodell ‚Leih- oder Zeitarbeit‘ keine prinzipiellen Einwände.“
Das wird auch bei der Politik einiger Gewerkschaftsführer deutlich. Statt Leiharbeit konsequent zu bekämpfen und sich für die Übernahme aller Leiharbeiter einzusetzen, „gestalten“ sie die Leiharbeit sozialpartnerschaftlich mit. So wollen sie die jetzt gekündigten Leiharbeitstarifverträge nicht etwa auslaufen lassen, sondern neu verhandeln – mit ein klein wenig höheren Löhnen. Würde man aber keinen Tarifvertrag für Leiharbeit abschließen, dann würde nach EU-Gesetz ab November 2013 das Prinzip „Gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ gelten. Das ist „natürlich“ für das Kapital zu teuer! Und dafür haben diese Gewerkschaftsführer „Verständnis“.
Gegen solche Sozialpartner und ihre Politik muss in den Gewerkschaften hart vorgegangen werden. Die Kolleg/innen müssen mobilisiert werden, dass sie sich diesen Verrat an ihren Interessen nicht gefallen lassen. Überall, bei Betriebsversammlungen, in den Vertrauensleutekörpern, bei gewerkschaftlichen Veranstaltungen und Delegiertenversammlungen usw. muss gefordert werden, die Leiharbeitstarifverträge nicht zu verlängern und dass sich die Gewerkschaften für ein Verbot der Leiharbeit einsetzen.
In den Betrieben müssen Leiharbeiter aufgefordert werden, sich an dieser Auseinandersetzung zu beteiligen und sich in den Gewerkschaften zu organisieren. Ihre Stimme muss gehört werden und solidarische Unterstützung aller Kolleg/innen erhalten.
Es ist eine schwere Aufgabe, denn die Vertreter eines sozialpartnerschaftlichen Kurses haben in allen DGB-Gewerkschaften das Heft in der Hand. Doch der Hass der Kolleg/innen auf die Leiharbeit ist so groß, dass eine Mobilisierung und auch ein Sieg möglich ist. Es wäre fahrlässig, diese Chance nicht zu nutzen.
Daher:
Leiharbeit verbieten!
Leiharbeitstarifverträge beenden!
Gleicher Lohn für gleiche Arbeit!
Gemeinsames Flugblatt fünf revolutionärer, kommunistischer Organisationen zur Leiharbeit -> hier.
Unterschriftenliste des Metallertreffs Stuttgart -> hier.