Chokri Belaid, einer der Führer der Volksfront Tunesiens, in der auch unsere Bruderpartei die POT (Arbeiterpartei Tunesiens) mitarbeitet, ist heute morgen, am 6. Februar 2013, ermordet worden.
Ein Killer wartete auf ihn, als er sein Haus in Tunis verließ. Chokri Belaid ist Vorsitzender der Demokratischen Nationalistischen Partei und ein scharfer Kritiker der islamistischen Ennahdha-Regierung.
Er wurde schon seit längerem bedroht. Öffentlich hatte er den Ennahdha-Innenminister Ali Laârayed aufgefordert, dagegen etwas zu unternehmen. Die beredte Antwort war: Schweigen! Das von den Islamisten geführte Innenministerium hatte keinerlei Interesse daran, diesen Revolutionär und Demokraten, der mit der Volksfront das revolutionäre Werk in Tunesien vollenden wollte, zu schützen.
Seine Familie und Freunde beschuldigten die regierende Ennahdha-Partei, hinter der Ermordung zu stehen.
Die Ermordung von Chokri Belaid zeigt, wie die Regierung der islamistischen Partei Ennahdha Tunesien Schritt für Schritt wieder in eine Diktatur verwandelt und die in der Revolution errungene Freiheit mit Mord, Terror, dem brutalen Einsatz der Staatsgewalt wieder beseitigt. Sie geht den Weg, den auch schon Ben Ali, der gestürzte Diktator gegangen ist. Und wie Ben Ali wird diese blutige Regierung von der EU und den USA mit Geld, Waffen, Beratern usw. unterstützt.
Heute wurden im Europaparlament ein paar Krokodilstränen über die Ermordung von Chokri Belaid vergossen. Morgen werden wieder einträgliche Geschäfte mit der Ennahdha-Regierung und Pläne zur „Befriedung“ Tunesiens und zur Sicherung der Rohstoffe gemacht.
Die Regierung heuchelt „Entschlossenheit, den Mord aufzuklären“. Präsident Marzougi, der heute im Europäischen Parlament in Straßburg Tränen vergoss, empfing in seinem Präsidentenpalast von Karthago Mitglieder der „Liga zum Schutz der Revolution“, einer islamistischen Schlägertruppe. Er ermutigte solche Schläger in ihrer Aggression gegen Demokraten, Revolutionäre und Kommunisten.
Der Führer der islamistischen Ennahdha, Ghannouchi heuchelte heute ebenfalls „Bestürzung“ über den Mord. Dabei vertuscht er, dass in seiner Bewegung die Parole verbreitet wird: „Wir sind alle Kinder von Bin Laden.“ Leute aus seiner Bewegung haben öffentlich zum Mord an Chokri Belaid und an anderen aufgerufen.
Der Mord an Chokri Belaid hat das tunesische Volk aufgerüttelt. Selbst Menschen, die der Ennahdha vertraut hatten, weil diese sich als „revolutionär“ präsentiert hatte, erkennen nun die Gefahr, die der Revolution in Tunesien droht.
Heute demonstrierten zigtausende in Tunis, in Gafsa, Mezzouna bei Sidi Bouzid und in anderen Städten. Die Wut der Menschen ist groß. Parteibüros von Ennahdha wurden gestürmt und in Brand gesteckt. In Tunis wurde das Innenminsterium belagert.
Die Volksfront und deren Sprecher, Genosse Hamma Hammami, haben zusammen mit anderen oppositionellen Kräften angekündigt, für den Ermordeten eine nationale Trauerfeier zu organisieren. Alle demokratischen und revolutionären Abgeordnete haben angekündigt, sich aus der Verfassungsgebenden Versammlung zurückzuziehen. Der Rücktritt der Regierung wurde gefordert. Für Donnerstag, den 7.2.13 haben die Volksfront, die tunesischen Gewerkschaften und andere fortschrittliche und demokratische Kräfte zu einem Generalstreik aufgerufen.
Die Volksfront erklärte, dass das Blut von Chokri Belaid nicht umsonst geflossen sei. Er sei ein Held und Märtyrer der tunesischen Revolution, der für deren Vollendung gekämpft habe. Diesen Weg werde man in seinem Andenken weitergehen.