Das Gedenken an Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht, an die von der SPD unter Noske, Ebert und Scheidemann niedergeschossene deutsche Revolution im November 1918 zieht viele zehntausende Menschen an. So auch dieses Jahr.
Am Samstag, dem 12.1.13 fand im Urania-Haus die Internationale Rosa-Luxemburg-Konferenz mit breiter Beteiligung statt. Über 1800 Menschen aus aller Welt und allen Regionen Deutschlands nahmen daran teil. Das zeigt, wie viele Menschen Interesse an einer revolutionären Perspektive haben. Denn auf der Konferenz geht es vor allem darum, wie man zu einer anderen Gesellschaft in diesem Land kommen kann. Es ist ermutigend, dass das nicht das anliegen eines kleinen Haufens ist.
Aber Licht und Schatten liegen nah beieinander. Denn, wer durch das Urania-Haus an diesem Tag läuft, der sieht die ungeheure Zersplitterung und Spaltung. Da sind die Stände von zahllosen Gruppen, die alle für sich in Anspruch nehmen, das Proletariat zu vertreten bzw. führen zu wollen. Und, wer seinen Kopf benutzt, der sieht, das Anspruch und Wirklichkeit weit auseinanderklaffen. Das Elend der revolutionären Bewegung ist so deutlich.
Diese Zersplitterung ist Ergebnis der revisionistischen Entartung, der Verfälschung und Verdrehung des Marxismus-Leninismus. Sie hat den Marxismus-Leninismus zu einem Sammelsurium von Beliebigkeiten degradiert, wo sich jeder herauspicken kann, was ihm passt. Selbst für die, die ernsthaft nach einer Alternative suchen, und das ist wohl bei den meisten Besuchern der Rosa-Luxemburg-Konferenz der Fall, ist es schwer, in diesem Wirrwarr eine Orientierung zu finden.
Insofern wurde von vielen Besuchern mit großem Interesse wahr genommen, dass es seit einiger Zeit eine Zusammenarbeit und gemeinsame Flugblätter verschiedener revolutionärer Organisationen gibt. Am Stand des Verlages „Arbeit Zukunft“ ging es daher lebhaft zu. Ständig waren Diskussionen im Gang. Hoffnungen, Zweifel, Befürchtungen Ermutigungen zu diesem Prozess – das war der Schwerpunkt der Gespräche. Erfreulich war auch das gestiegene Interesse an der Zeitung „Arbeit Zukunft“. Über 70 Exemplare wurden während der Konferenz an unserem Stand verkauft. Dazu war das Interesse an den Büchern von Enver Hoxha, J. W. Stalin sowie an den Broschüren der Organisation für den Aufbau einer Kommunistischen Arbeiterpartei. Von der Analyse „China – Leuchtfeuer des Kapitalismus“ gingen fast die letzten Exemplare weg. Wir waren so beschäftigt, dass wir kaum Zeit hatten, an den Veranstaltungen teilzunehmen.
Interessant war das Jugendforum, das parallel zur Konferenz stattfand. Es stand unter dem Thema: „Arbeiterjugend 2013: Lernen, wie wir kämpfen müssen“. Auf dem Podium saßen Vertreter der IG Bau, von ver.di, der DIDF-Jugend, der Linksjugend Solid und der SDAJ. Fast 200 Jugendliche kamen dazu. Deutlich und krass wurde die besonders prekäre Lage der Jugend in dieser Gesellschaft dargelegt. Es wurde deutlich: Widerstand ist dringend notwendig! Die bremsende Rolle der Vorstände der Gewerkschaften wurde kritisch beleuchtet.
Am nächsten Morgen war dann die Ehrung an den Gräbern von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Wir hatten einen großen Stand und nahmen zugleich an der LLL-Demo teil.
Interessant: Kurz nach acht Uhr kamen, verfolgt von einer Pressetraube, Oskar Lafontaine und Sarah Wagenknecht vom Friedhof und gingen schweigend und schnurstracks weg. Zwanzig Meter hinter ihnen kam wieder eine Presstraube, die Bernd Riexinger, Katja Kipping und andere aus der Linkspartei-Führung begleitete. Die zwanzig Meter zeigten: Hier geht jeder seine Wege. Es gibt keine Einheit, sondern Konkurrenzkampf. Und im Unterschied zu den beiden ersten ging der Vorstand der Linkspartei direkt zum Mahnmal für die „Opfer des Stalinismus“, um dort Blumen niederzulegen. Sie verneigten sich vor dem antikommunistischen Geßlerhut.
Die LLL-Demo umfasste mehr als 10.000 Teilnehmer und war gegenüber dem Vorjahr gewachsen. Dagegen war die provokatorische „anti-stalinistische Demo“ ein Häuflein von ein- bis zweihundert. Es war ermutigend, dass kaum jemand auf diese Provokation der SPD-Jugend hereingefallen ist. Diese Demo wurde mit Plakaten begleitet, auf denen unter anderem stand „Wir sind die Jugend von Noske, Ebert, Scheidemann“ oder „Einer muss der Bluthund sein“.
Wie jedes Jahr strömten zehntausende zu den Gräbern von Rosa und Karl, aber auch zu den Gräbern und Mahnmalen der anderen großen Revolutionäre unseres Landes wie Ernst Thälmann. Berge von roten Nelken bedeckten die Gedenkstätte der Sozialisten. Das revolutionäre Erbe unseres Landes hat starke Wurzeln unter den Menschen.
Auch der Stand von „Arbeit Zukunft“ und der Organisation für den Aufbau einer Kommunistischen Arbeiterpartei hatte – wie am Vortag – großen Zuspruch. Die ganze Zeit gab es lebhafte Diskussionen. Viele Zeitungen wurde verkauft und noch mehr zum Probelesen verschenkt.
Ebenfalls wie am Vortag wurde auch hier die Zersplitterung und Spaltung schmerzhaft sichtbar. Was würden Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg, Ernst Thälmann zu einer solchen Demonstration sagen? Sie würden bestimmt das Schau-Laufen vieler Organisationen, die sich in Szene setzen wollen, zutiefst ablehnen. Sie würden dafür kämpfen, dass sich die Menschen dem Klassenkampf zuwenden und für die Probleme und Interesse der Arbeiterklasse, der kleinen Angestellten, der fortschrittlichen Menschen in diesem Lande, der Jugend, der Frauen einsetzen, statt sich in Eitelkeit um sich selbst zu drehen. Doch davon sind wir noch weit entfernt. Es wird viel Arbeit und Mühe kosten, wirklich diesen revolutionären Geist durchzusetzen und eine Einheit im Klassenkampf zu schaffen. Ermutigend ist, dass einige Organisationen angefangen haben, sich dieser Aufgabe zu stellen. Sie werden hart darum kämpfen müssen, dass sie Kurs auf die gemeinsamen Aufgaben im Klassenkampf halten.