Vor einiger Zeit wurden wir um Hilfe gebeten im Zusammenhang mit betrieblichen Auseinandersetzungen. Ein Konflikt zwischen Mitarbeitern einer Pflegeanstalt und den neuen Eigentümern schwelt seit geraumer Zeit. War bisher die Stadt bzw. Kommune Träger dieser Einrichtung, kam es zu einem Wechsel. Die Volkssolidarität übernahm die Pflegeanstalt. Die Volkssolidarität hat zumindest im Osten noch einen „guten Ruf“. Die Mitarbeiter haben andere Erfahrungen gemacht. Ob Gehaltskürzungen, Arbeitszeitverlängerungen usw., für die Mitarbeiter soll es einschneidende Arbeitsverschlechterungen geben. Doch es regt sich Widerstand!
Hier einige Hintergrundinformationen:
Als Gründungstag der Volkssolidarität gilt der 17. Oktober 1945, an dem der Aufruf „Volkssolidarität gegen Wintersnot!“, gemeinsam verfasst von der KPD, SPD, CDU, LDPD sowie der evangelischen und der katholischen Kirche und den Gewerkschaften unterzeichnet wurde. Am 20. Mai 1946 wurde dann der „Zentralausschuss der Volkssolidarität“ für die sowjetische Besatzungszone gegründet, „der auf breitester demokratischer Basis, nämlich aus Vertretern der Parteien, verschiedener sozialer Ausschüsse, der Kirchen und staatlichen Stellen, zusammengesetzt war“. Das Wirken der Volkssolidarität konzentrierte sich in dieser Zeit auf jene, die am schwersten unter den Folgen des Krieges zu leiden hatten. Das waren Kinder, Alte und Kranke, Vertriebene und heimkehrende Kriegsgefangene. Ab Anfang der 1950er Jahre wandelte sich der Charakter der Volkssolidarität. Ihre vorrangige, später ausschließliche Aufgabe wurde die Betreuung älterer Menschen.
Das Leitmotiv des Verbandes war von Anfang an die Solidarität
Die Volkssolidarität ist die einzige Massenorganisation der DDR, die bis heute als größter Wohlfahrtsverband in den ostdeutschen Bundesländern fortbesteht.
Der Verband kümmert sich weiterhin um ältere Menschen, chronisch Kranke, Pflegebedürftige, sozial Benachteiligte sowie Kinder und Jugendliche. Er betreibt Senioren- und Pflegeheime, Kindertagesstätten und Jugendclubs. 17.000 hauptamtliche Mitarbeiter arbeiten für den Verein, etwa 30.000 Ehrenamtliche unterstützen die Arbeit.
In der DDR kostete ein Feierabendheim monatlich105 Mark. Dank kräftiger staatlicher Zuschüsse zum Betrieb der Heime blieb den Bewohnern ein guter Teil ihrer Rente zur freien Verfügung. Ebenfalls war das Gesundheitswesen kostenlos. Zuzahlungen für Arznei gab es nicht.
Wer sich über zu niedrige Arbeits- oder Renteneinkommen glaubte beschweren zu müssen bekam zur Antwort, er bekomme durch niedrige Mieten und Preise für den Grundbedarf eine zweite Lohntüte ausgehändigt. Im Rahmen dieser Sozialpolitik arbeitete die Volkssolidarität in der DDR.
Und die Volkssolidarität hat noch immer einen „guten Ruf“ in der Bevölkerung. Und den möchte sie auch beibehalten. Doch die heutigen Bedingungen stehen dem entgegen.
Die gigantischen Wohlfahrtsimperien wie Caritas und Diakonie beherrschen den bundesdeutschen Markt der „Sozialarbeit“. Eine Solidararbeit wie in der DDR ist unter den kapitalistischen Bedingungen nicht mehr möglich. Der Profit steht heute im Mittelpunkt der Gesellschaft. Auch in der Volkssolidarität.
„Statt Ein-Euro-Jobs seien versicherungspflichtige Beschäftigungen für zusätzliche Tätigkeitsfelder notwendig, die nicht vom ersten Arbeitsmarkt abgedeckt werden können. Niedriglöhne und prekäre Beschäftigungen seien eine wesentliche Ursache für die Altersarmut“. Das sind Worte, aber wie sieht die Realität aus?
Die Volkssolidarität setzt z.B. ehrenamtliche Mitarbeiter als kommerzielle Haushaltshilfen ein. Dabei erhalten die Ehrenamtlichen fünf Euro Aufwandsentschädigung pro Stunde . Die Nutzer dieses Services zahlen hingegen 12,50 Euro. Karitatives und Kommerz kommen dabei auf unerlaubte Weise zusammen.
Sogenannte Gemeinnützige Träger wie Caritas oder Diakonie, aber auch die Volkssolidarität erhalten pro betreuten 1-Euro-Jobber monatlich etwa 500 bis 1.000 Euro vom Staat
Die 1-Euro-Jobber führen dann Tätigkeiten durch wie z.B. in monatelanger Arbeit gebrauchte Riesenpuzzlespiele auf Vollständigkeit zu überprüfen oder Bäume im Park zu zählen. Dem Einfallsreichtum sind dabei keine Grenzen gesetzt…
Die ganz Großen der Branche heißen Caritas (katholisch) und Diakonisches Werk (evangelisch), die zusammen fast eine Million Mitarbeiter auf ihren Gehaltslisten führen. Die Caritas ist mit knapp 500.000 Beschäftigten der größte private Arbeitgeber in Deutschland. Aber niemand weiß das.
Der Umsatz der Gesamtbranche liegt bei ca.55 Milliarden Euro.
Unter diesen knallharten Konkurrenzbedingungen im Bereich „Sozialfürsorge“ arbeitet auch die Volkssolidarität. Hier liegt auch der Grund ihrer Profitgier. Eine solidarische Arbeit kann von ihr auch nicht erwartet werden.