Am 30.7.04 berichteten das Handelsblatt und andere
Zeitungen, deutsche und europäische Großunternehmen verbuchten stark steigende
Gewinne und befänden sich, so das Handelsblatt, „in Sektlaune“. Für 2004 werden laut Handelsblatt für Deutschland
und Europa durchschnittliche Gewinnsteigerungen von 19% erwartet! Für 30
Unternehmen im DAX (deutscher Aktienindex) werden sogar Gewinnsteigerungen von
22% in diesem Jahr und rund 54% im nächsten Jahr prognostiziert!
Unter den Profitgewinnern befinden sich Unternehmen wie
Daimler-Chrysler und Siemens, die eben noch unter ihren Mitarbeitern Spenden in
Form von Lohnsenkungen und Arbeitszeitverlängerung (Siemens 30% Lohnkostensenkung
in 2 Handy-Werken, Daimler 500 Mio. Euro Lohneinsparungen) einsammelten.
Daimler-Chrysler meldete nun, dass der operative Gewinn im
ersten Halbjahr um 77% auf 3,6 Mrd. Euro gestiegen sei. Daimler-Chrysler-Chef
Schrempp dazu: „Wir sind noch nicht da,
wo wir hinwollen, aber wir sind auf dem richtigen Weg“. (nach Stuttgarter
Zeitung, 30.7.04) Achtung: Er will also noch weiter Löhne drücken,
flexibilisieren und Arbeitszeit verlängern!
Siemens konnte beglückt melden, das der Quartalsgewinn
gegenüber dem Vorjahr um 29% gestiegen sei.
Gute Nachrichten für das Kapital! Schlechte Nachrichten für
die Arbeiter und Angestellten. Denn auf ihrem Rücken wurden diese Steigerungen
möglich. Das Handelsblatt dazu: „So
wirken sich jetzt die Kostensenkungen der Vergangenheit in den Bilanzen positiv
aus.“ Die gerade erfolgten Kostensenkungen bei Siemens und Daimler-Chrysler
und die vielen nun folgenden Angriffe auf Löhne und Arbeitszeiten haben in den
jetzigen Bilanzen noch gar keinen Niederschlag gefunden, da sie erst in den
kommenden Monaten wirksam werden. Die Profitsteigerungen werden also munter
weitergehen!
Das Handelsblatt warnt jedoch vor zu viel Jubel: „Trotz positiver Zahlen bei der
Gewinnentwicklung europäischer Unternehmen gilt: Im Vergleich zur US-Konkurrenz
sind die Europäer Waisenknaben. So lag etwas die Eigenkapitalrendite bei
Siemens im vergangenen Jahr bei gut 10%, US-Rivale General Electric erreichte
mit 21% mehr als das Doppelte.“
Ungewollt decken die Berichte die Gültigkeit der Analysen
von Karl Marx über die Gesetzmäßigkeiten der kapitalistischen
Wirtschaftsordnung auf:
- Die Interessen der Arbeiter und Angestellten und des
Kapitals stehen sich antagonistisch (das heißt: unversöhnlich) gegenüber. Die
Profite steigen in dem Maß, wie die Löhne gesenkt, die Arbeitszeiten verlängert
und die Arbeitsbedingungen verschlechtert werden. Umgekehrt sinken die Profite,
wenn es Arbeitern und Angestellten gelingt, höhere Löhne, bessere
Arbeitsbedingungen und kürzere Arbeitszeiten durchzusetzen. - Die Konkurrenz unter den Kapitalisten zwingt diese, die
Ausbeutung immer weiter voranzutreiben. Stillstand gibt es nicht. Selbst gute
Profite reichen nicht, wenn der Konkurrent bessere Profite erzielt. Daher gibt
es im Klassenkampf nie eine Pause. Das Kapital greift ständig an. Die Arbeiter
und Angestellten sind ständig gezwungen, ihre Interessen zu verteidigen.
Solange diese System besteht, wird auch dieser Kampf
bestehen!
Es wird nun deutlich, wie verheerend sich die Politik der IG
Metall-Führer bei Siemens und Daimler-Chrysler auswirkt. Die Zugeständnisse
haben nicht etwa dazu geführt, das Kapital zu beruhigen und zu einem
dauerhaften Kompromiss geführt, der den Arbeitern und Angestellten wenigstens
sichere Arbeitsplätze verschafft. Im Gegenteil! Die Zugeständnisse waren faule
Kompromisse, die das Kapital stärken und seine Position für weitere Angriffe
verbessert haben. Das Geheul der Unternehmer über den Standort Deutschland
entlarvt sich als Geheul für Höchstprofite! Davon können sie nie den Hals voll
genug bekommen.
Es gibt keine gemeinsamen Interessen zwischen Kapital und
Arbeit! Gewerkschaftsführer, die mit dem Kapital kungeln, befinden sich am
falschen Platz. Sie gehören aus den Gewerkschaften raus und in den
Arbeitgeberverband rein!