Mehrere schwarze Nachrichten für das Kapital bringt die Süddeutsche Zeitung vom 2.9.11. Zum einen ist der Entwurf des Finanzstabilitätsberichtes des Internationalen Währungsfonds (IWF) für September bekannt geworden. Der IWF geht darin davon aus, dass Europas Banken rund 200 Milliarden Euro fehlen, falls sich die Schuldenkrise ausdehne. Sollten die Banken die Staatsanleihen Griechenlands, Portugals, Irlands sowie von Spanien, Italien, Frankreich und Belgien zu ihren realen derzeitigen Marktwerten in ihre Bilanzen einstellen müssen, so stünden viele am Abgrund der Pleite. Ein Beispiel: Die italienische Großbank Unicredit hält insgesamt 42 Milliarden Euro Staatsanleihen Italiens und Spaniens. Sollte sie darauf nur 20% abschreiben müssen, so verlöre sie 8,4 Milliarden Euro in der Bilanz, fast die Hälfte ihres sowieso schon dramatisch gesunkenen derzeitigen Börsenwertes von 18 Milliarden Euro. Beim so genannten europäischen Bankenstresstest waren solche möglichen negativen Entwicklungen nicht berücksichtigt worden. Daher war das Ergebnis: Alles ist ok! Nun zeigt sich: Das waren nur Beruhigungspillen!
Noch dunkler sind die Perspektiven nach einem internen Bericht der Investmentbank Goldman Sachs, den diese für ihre eigene Handelsabteilung und handverlesene Großkunden wie Hedgefonds erstellt hat. Danach fehlen Europas Banken rund 1 Billion Dollar oder ca. 700 Milliarden Euro, um die Eurokrise zu überstehen. Goldman Sachs empfiehlt daher seinen ausgewählten Großkunden, auf einen fallenden Euro und sinkende Finanzaktien in Europa zu wetten. Die Handelsabteilung von Goldman Sachs macht dies bereits nach den eigenen Empfehlungen. Pikant ist dabei, dass Goldman Sachs zugleich europäische Regierungen in Finanzfragen berät.
Es könnte noch schlimmer kommen! Die Süddeutsche Zeitung beruhigt ihre Leser, dass es nicht so schlimm komme, „weil die Meinungen über die US-Politik ähnlich schlecht sind, wie über die europäische.“
Im Bericht von Goldman Sachs heißt es: „Der Versuch, ein Schuldenproblem mit noch mehr Schulden zu lösen, ändert nichts am grundlegenden Problem.“ Stimmt! Allerdings bricht hier die Analyse der Süddeutschen Zeitung ab. Sie stellt die Erscheinungen des Zusammenbruchs der kapitalistischen Finanzwelt richtig dar. Aber weiter wagt sie sich nicht vor. Sie traut sich nicht und will es offensichtlich auch nicht, das System, das hinter diesen Erscheinungen steht, zu untersuchen und entsprechende Schlussfolgerungen ziehen.
Dabei zeigen diese Erscheinungen die ganze Fäulnis dieses Systems so offenkundig auf. Hier bereichern sich Teile des Finanzkapitals am Zusammenbruch auf Kosten anderer Teile und der Gesellschaft. Sie machen „Finanzwetten“ auf den Zusammenbruch und verdienen damit Milliarden. Dieses System hat jeden Halt und jede Legitimation verloren. Es ist nur noch zum Schaden der Gesellschaft! Je früher es verschwindet desto besser!