Ein Kernsatz dieses Buches ist: „Äußerlich war er verschwunden, der nationalsozialistische Spuk, nur vorübergehend hatte der Zusammenbruch des dritten Reiches NS-Günstlinge demoralisiert. Als der Westen dann aber in den kalten Krieg zog, erstarkten sie wieder, die braunen Seilschaften… Deutsche, die dem Führer die Gefolgschaft verweigert hatten – vorrangig Kommunisten wie Sozialdemokraten -, waren nicht willkommen. In der Ära Konrad Adenauer stattdessen erklärte Staatsfeinde…“ (S.25) Deutlich macht der Autor die Verstrickung des BND und CIA nach 1945 mit NS-Tätern. Rositzki, CIA-Experte: “Es war notwendig, daß wir jeden Schweinehund verwendeten, Hauptsache, er war Antikommunist.“ (S.9) Über 800 Nazis sollen bei den Verfassungsschutzämtern des Bundes und der Länder gearbeitet haben (S.19). Koch wartet mit einer Fülle von Material über die Geheimdienste in Ost und West, Spione, Doppelspione und Maulwürfe auf, oft Diener mehrerer Herren. Vieles hat er reißerisch aufbereitet. Da er dabei hin- und herrutscht zwischen Weimarer Republik, NS-Zeit und Nachkriegszeit aber äußerst sparsam mit der Verwendung von Jahreszahlen ist, lässt er den Leser eher verwirrt zurück. Zudem ist das Buch streckenweise selber extrem antikommunistisch, wenn es ohne Klärung der historischen Hintergründe und Einordnung und in Form von reißerischen Schauergeschichten über die Geheimdienste der UdSSR herzieht. Oft sind die Quellen seiner Behauptungen unklar angegeben. Nur, wer sich in der Thematik selber auskennt, kann sich kritisch mit seinen Thesen auseinandersetzen. Dieses Buch bringt einige wichtige neue Fakten, klärt aber nicht wirklich auf. Was darin Positives enthalten ist, wird leider oft durch die Schwächen wieder entwertet. Der Autor bedient eher Liebhaber von Spionagegeschichten.
Nur ein Beispiel für die teilweise groben Ungenauigkeiten:
In einer Fußnote auf S.87 berichtet Koch über den Kripo-Kommissar Giering, dieser sei „anschließend bis 1925 Werkschutzbeamter bei Osram (gewesen), bis ihn am 1. April 1924 die Berliner Kripo einstellte.“
Diese Jahreszahlen können nicht stimmen oder bedürften einer Erklärung. Denn in der Regel kann niemand bis 1925 bei Osram Werkschutzbeamter sein, wenn ihn die Berliner Kripo bereits am 1. April 1924 eingestellt hat.
Peter-Ferdinand Koch, Enttarnt – Doppelagenten: Namen, Fakten, Beweise, 2011, Ecowin-Verlag, ISBN 978-3-7110-0008-8