Vom 3.-12. August führten wir in der Türkei das Brüderlichkeitstreffen der Weltjugend durch. Gemeinsam mit rund 3.000 Jugendlichen aus 20 Ländern tauschten wir uns auf dem Treffen in Selcuk/Izmir über die Jugend, ihre Zukunft, die Menschheit, die Natur, die Umwelt, den Kapitalismus und die Welt aus. Wir teilten unsere Träume miteinander, diskutierten über unsere Probleme und deren Lösungswege. Im Namen der TeilnehmerInnen bedanken wir uns bei unseren Brüdern und Schwestern aus der Türkei, die zum Gelingen des Camps einen großen Beitrag geleistet haben, bei den Vertretern der Arbeiterklasse der Türkei und den Gewerkschaften, die uns tatkräftig unterstützt haben, bei den Ärzten, Krankenschwestern, Ingenieuren und den Arbeitern, die sich für einen erfolgreichen Ablauf zur Verfügung gestellt haben. Wir begrüßen sie alle herzlich.
Wir sind umzingelt von Arbeitslosigkeit, Reaktion und imperialistischem Krieg
Der Kapitalismus, der allein auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist, erlebt erneut eine tiefe Krise globalen Ausmaßes. Die Kapitalisten zwingen der wektätigen Jugend Arbeitslosigkeit und Armut auf, um die selbst ausgelöste Krise zu überwinden. Mit arbeiterfeindlichen Gesetzen wird die Jugend ihrer Zukunft beraubt. Die Rente, soziale Sicherheit, kostenlose Bildung und Gesundheit werden für die neuen Generationen zu unerreichbaren Gütern gemacht. Dieses System ist bemüht, in den Reihen der Jugendlichen rassistische, faschistische und nationalistische Ideen, den Individualismus- und Konkurrenzgedanken, die kulturelle Entartung und den Drogenkonsums zu verbreiten.
Die Bildung wird einerseits nach den Interessen und Bedürfnissen des Kapitals neu organisiert, andererseit durch Privatisierung quasi unter dem Motto „kein Geld – keine Bildung" dem Markt ausgeliefert. Somit wird der Zugang zur wissenschaftlichen Erkenntnis, Kunst und Kultur verbaut. Werte des Mittelalters werden wieder salonfähig gemacht.
Parallel zur Vertiefung der Krise bedienen sich die Regierungen der Länder, in denen der Anteil der Jugendlichen mit Migrationshintergrund hoch ist, immer stärker faschistischer und rassistischer Politik und machen sie zu Sündenböcken, um den gemeinsamen Kampf der Jugendlichen zu verhindern. Während die imperialistischen Staaten eine Politik verfolgen, die den rassistisch-faschistischen Parteien zugute kommt, beschneiden sie andererseits unter dem Deckmantel der „Terrorbekämpfung" erkämpfte demokratische Rechte und Freiheiten.
Das 22. antifaschistische, antiimperialistische internationale Jugendcamp ist unter diesen Bedingungen ein Treffen der Jugend, die sich gegen Arbeitslosigkeit und Bildungsabbau widersetzt. Unser Camp, das unter dem Motto „Die Jugend der Welt für Arbeit, Bildung und Frieden!" steht, ist ein Aufruf für den internationalen Kampf gegen Kriegspolitik, Rassismus, Reaktion und Faschismus.
Wir haben gemeinsame Probleme und Forderungen, deshalb müssen wir den Kampf auch gemeinsam führen
Unsere Probleme und Forderungen führten uns Jugendliche aus 20 Ländern aus Lateinamerika, Europa, Afrika, Kaukasien und dem Mittleren Osten bei diesem Camp zusammen. Damit ein solch großes Treffen zum Erfolg geführt werden kann, unterstützten wir uns gegenseitig und erhielten auch Unterstützung von Organisationen der Arbeiterklasse sowie Intellektuellen. Kämpferische Arbeiter, Intellektuelle, die sich für Werktätige und Jugendliche einsetzen, Bauern, die ihr Land und Wasser gegen plündernde Konzerne verteidigen, Vertreter von unterdrückten Völker, die für Freiheit kämpfen – sie alle nahmen an unserem Camp teil und gaben uns Kraft. Künstler und Akademiker, die 10 Tage dabei waren, leiteten unsere Musik-, Literatur-, Bildhauer-, Malerei- und Sport-Workshops. Die
Ergebnisse dieser Aktivitäten zeigten uns, dass das Bedürfnis nach aufklärerischer, fortschrittlicher, sozialistisch-realistischer Kunst und Kultur sehr groß ist.
Die Frauen sind im Kapitalismus aufgrund ihres Geschlechts und ihrer Klassenzugehörigkeit einer doppelten Diskriminierung ausgesetzt. Die Workshops und Gesprächsrunden waren Ausdruck für die Entschlossenheit im Kampf gegen Sexismus und Ausbeutung.
Auch dem Kampf gegen die Vernichtung von Natur, Weltkulturerbe und Umwelt wurde viel Platz eingeräumt. Wir erklären hiermit erneut, dass wir der Umweltverschmutzung durch das Kapital nicht tatenlos zusehen werden.
Die Jugendlichen der Welt sind Brüder und Schwestern!
In unserem Camp konnten wir das friedliche und brüderliche Zusammenleben der Jugendlichen unterschiedlicher Nationalität selbst praktizieren. Wir diskutierten über die Besetzung vom Irak und Afghanistan durch die USA und deren Verbündeten: den nationalen Freiheitskampf des kurdischen Volkes in der Türkei und die Bemühungen, Rassismus und Chauvinismus dagegen zu schüren; die Unterdrückung Palästinas durch den zionistischen israelischen Staat und seine vielfältigen Angriffe gegen den Libanon; die Belagerung des iranischen Volkes durch imperialistische Erpressung. Wir beschlossen, gegen die Aggressionen weltweit gemeinsame Haltung einzunehmen. Wir fanden die Gelegenheit, über die Kriegstreiberei im Kaukasus für die Interessen der USA und anderer imperialistischer Staaten, die Spannungen zwischen Kolumbien und Venezuela, die Kriegsvorbereitungen der imperialistischen Zentren wie USA und EU konnten wir mit Jugendlichen diskutieren, die aus diesen Regionen bzw. den Nachbarstaaten gekommen waren. An unserem Camp, das an der ägäischen Küste stattfand, nahmen zahlreiche Jugendliche aus der Türkei und aus Griechenland teil. Sie fanden die Gelegenheit, entgegen den Bestrebungen der jeweiligen Regierungen freundschaftliche Beziehungen zueinander aufzubauen. Wir betonten auch, dass wir die Verfolgung von Arbeiter- und Jugendführern in Ecuador, Tunesien und anderen Ländern aufs Schärfste verurteilen und erklärten uns mit ihnen solidarisch. Die Jugend der Welt rufen wir erneut auf, sich gegen imperialistische Kriege, Faschismus und reaktionäre Repressionen zu vereinigen und zu kämpfen.
Dem Kapitalismus gehört die Krise, uns die Zukunft!
Die Diskussionen machten deutlich, dass die Politik zur Überwindung der Krise in verschiedenen Ländern große Gemeinsamkeiten aufzeigt. Auch die Angriffe, denen die arbeitenden, arbeitslosen und studierenden Jugendlichen ausgesetzt sind, weisen große Ähnlichkeiten auf. Die Arbeitslosigkeit steigt rasant, von der Armut sind immer mehr Jugendliche betroffen. Der Bildungsabbau wird verstärkt. Infolge der Einschnitte werden soziale und kulturelle Angebote immer weniger. All dies ähnelt sich so sehr, als würden sie nicht in verschiedenen Ländern, sondern in verschiedenen Städten eines Landes passieren.
Bei unserem Treffen erkannten wir auch, dass der Kampf dagegen, dass wir für die Krise zahlen sollen, nötig und möglich ist. Knapp 2 Millionen Werktätige, die gegen die Krisenpolitik in Frankreich auf die Straßen gingen, der erfolgreiche Kampf der Menschen ohne Papiere, der Kampf von Studieren in Deutschland, mit dem die Einführung von Studiengebühren an einigen Unis verhindert werden konnte, die konsequente Haltung der Werktätigen in Griechenland, die in den letzten sechs Monaten sechsmal den Generalstreik aufriefen und deutlich machten, dass sie nicht für die Krise zahlen werden, die Entschlossenheit der TEKEL-Beschäftigten, die in der türkischen Hauptstadt 2,5 Monate lang kämpften, die Entschlossenheit, mit der die Völker Lateinamerikas gegen die Angriffe und den Druck der USA um ihre Rechte und Freiheit kämpfen, die Aktionen der Bevölkerung in der Dominikanischen Republik, bei denen sie ihre Ländereien verteidigten und an die armen Bauern verteilten und all die anderen Kämpfe weltweit, mit denen die Werktätigen ihr Recht durchsetzten, zeigen uns, welchen Weg wir einschlagen müssen. Ja, es ist nicht unabänderlich, womit das System aufwartet. Mit dem gemeinsamen und organisierten Kampf können wir unsere Probleme lösen.
Die Diskussionen bei unserem Camp machten deutlich, dass die Weltjugend sich eine Welt ohne Ausbeutung, Armut und Kriege wünscht. Wir als die Jugendlichen der Welt versprechen, dass wir gemeinsam mit der Arbeiterklasse und den Werktätigen für eine Welt ohne Unterdrückung und Ausbeutung kämpfen werden. Wir wissen, solange die Produktionsmittel nicht aus den Händen einiger Weniger gerissen und vergesellschaftlicht werden, solange die Arbeiter und werktätigen Völker nicht die Macht übernommen haben, solange werden wir uns der Arbeitslosigkeit, Armut, den Völkermorden und Kriegen nicht entziehen können.
Unser Aufruf ist der Aufruf der Weltjugend
Die letzten Entwicklungen weltweit sind ein Zeichen dafür, dass die Arbeitslosigkeit, Armut und Bildungsnot steigen und Kriege und Völkermorde ausgeweitet werden. Wir werden nicht zulassen, dass eine Handvoll Kapitalisten sich die Schätze der Welt und der Menschheit aneignen und uns unserer Arbeitskraft und Zukunft berauben. Wir nehmen es nicht hin, in imperialistischen Kriegen zu sterben oder zu töten. Wir wollen nicht für die Interessenskonflikte der Imperialisten mit unserem Leben bezahlen.
Es ist höchste Zeit, dass wir für unsere Wünsche und Forderungen kämpfen. Es ist höchste Zeit, dass wir für unsere Arbeitsplätze, unser Recht auf Bildung und für eine Welt ohne Kriege am Kampf teilnehmen. Wir sehen, dass eine Welt ohne Arbeitslosigkeit, Armut, Hunger, Kriege, Rassismus und nationale Unterdrückung nicht eine Welt sein kann, in der der Kapitalismus herrscht. Eine solche Welt wird nur durch den Sozialismus zu errichten sein.
Als Weltjugend sagen wir:
Wir sind entschlossen, für Arbeit, Bildung und Frieden zu kämpfen!
Wir sind an der Seite der unterdrückten Völker, die für ihre Freiheit kämpfen!
Es lebe die internationale Solidarität der Jugendlichen der Welt!
Nieder mit Imperialismus und Faschismus!
Das Organisationskomitee des 22. antifaschistischen, antiimperialistischen internationalen Jugendcamps
Teilnehmende Länder:
Aserbaidschan, Brasilien, Dänemark, Deutschland, Dominikanische Republik, Ecuador, England, Finnland, Frankreich, Griechenland, Kolumbien, Libanon, Mexiko, Palästina, Russland, Spanien, Syrien, Tunesien, Türkei, Venezuela