Normalerweise kommen zu den Montagsdemos gegen Stuttgart 21 1-2.000 Menschen. Diese Woche, am 19.7., waren jedoch rund 5.000 bis 6.000 gekommen. Der Grund: Nach dem Protestival am 10.7. mit rund 20.000 Teilnehmer/innen hatte die Bahn angekündigt, ab 1. August den Nordflügel des denkmalgeschützten Stuttgarter Hauptbahnhofes abzureißen und damit gegen den Massenprotest unabänderliche Tatsachen zu schaffen. Diese Ankündigung löste bei der Stuttgarter Bevölkerung große Empörung aus. Daher strömten heute massenweise Menschen zu der Montagsdemonstration und die Stimmung war ungemein kämpferisch.
Die Kundgebung moderierte Hannes Rockenbauch, der Stadtrat der SÖS (Stuttgart Ökologisch Sozial). Er kündigte an, dass der Protest nicht wie zuvor geplant im August ausgesetzt wird. Der Protest wird während der gesamten Sommerferien fortgesetzt und soll ab sofort zu einer dauernden Mahnwache in einem weißen Zelt vor dem bedrohten Bahnhof unterstützt von täglichen Demonstrationen werden. Er sagte: „Die Sommerferien sind abgesagt!“ und stieß dabei auf massiven Beifall.
Volker Lösch, Regisseur am Staatstheater Stuttgart, traf mit seiner Rede die Stimmung sehr genau und griff unter großem Beifall die Verantwortlichen des Projektes Stuttgart 21 an. Der von ihm geleitete Bürger-Chor begeisterte mit kämpferischen Sprechchören, die in der Parole „Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!“ gipfelten. Außerdem rezitierte der Chor Ausschnitte aus einer Rede von Marat während der französischen Revolution.
Betriebsseelsorger Paul Schobel verglich das Milliarden-Projekt Stuttgart 21 mit dem Turmbau zu Babel und wies sehr klar auf die sozialen Folgen dieser Politik der Stuttgarter Bau- und Bankenmafia hin.
Spontan zogen anschließend tausende vor dem Stuttgarter Hauptbahnhof entlang zu einer der wichtigsten Kreuzungen in der Innenstadt und blockierten diese. Der Feierabendverkehr kam zum Erliegen. Nach ca. einer halben Stunde beendete die Polizei die Blockade. Doch diese Blockade war erst der Auftakt zu kommenden Aktionen.
Auffällig war die breite Beteiligung aller Teile des Volkes darunter die Initiative „Gewerkschafter gegen Stuttgart 21“, linke Organisationen und Parteien, Bürgerinitiativen.
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