Er rührte an den Schlaf der Welt – mit Worten, die Blitze waren

Zum 140. Geburtstag von W. I. Lenin

Überall auf der Welt gedachten Sozialisten und Kommunisten des 140. Geburtstages von Wladimir Iljitsch Lenin, der am 22. April 1870 in Simbirsk an der Wolga (heute Uljanowsk) geboren wurde. Vor dem Lenin-Mausoleum am Roten Platz in Moskau bildeten sich lange Schlangen, unzählige Menschen wollten den Begründer der Sowjetunion und des Leninismus auf diese Weise ehren.

Der Genossen Stalin schrieb in seinem Werk: "Über die Grundlagen des Leninismus":

 "Die Grundlagen des Leninismus sind ein großes Thema. Um es zu erschöpfen, wäre ein ganzes Buch notwendig. Mehr noch, es wäre eine ganze Reihe von Büchern notwendig. Es ist deshalb natürlich, dass meine Vorlesungen keine erschöpfende Darlegung des Leninismus sein können. Sie können im besten Fall nur ein gedrängter Konspekt der Grundlagen des Leninismus sein. Dennoch halte ich es für nützlich, diesen Konspekt darzulegen, um einige grundlegende Ausgangspunkte zu geben, die für ein erfolgreiches Studium des Leninismus nötig sind.

Die Grundlagen des Leninismus darlegen heißt noch nicht die Grundlagen der Weltanschauung Lenins darlegen. Die Weltanschauung Lenins und die Grundlagen des Leninismus sind dem Umfang nach nicht ein und dasselbe. Lenin ist Marxist, und die Grundlage seiner Weltanschauung ist selbstverständlich der Marxismus. Daraus folgt aber durchaus nicht, dass die Darlegung des Leninismus mit der Darlegung der Grundlagen des Marxismus begonnen werden muss. Den Leninismus darlegen bedeutet, das Besondere und Neue in den Werken Lenins darlegen, womit Lenin die allgemeine Schatzkammer des Marxismus bereichert hat und das natürlicherweise mit seinem Namen verknüpft ist. Nur in diesem Sinne werde ich in meinen Vorlesungen über die Grundlagen des Leninismus sprechen.

Was ist also der Leninismus?

Die einen sagen, dass der Leninismus die Anwendung des Marxismus auf die eigenartigen Verhältnisse in Rußland sei. In dieser Definition steckt ein Teil Wahrheit, aber sie erschöpft bei weitem nicht die ganze Wahrheit. Lenin wandte tatsächlich den Marxismus auf die russische Wirklichkeit an und wandte ihn meisterhaft an. Wäre aber der Leninismus weiter nichts als die Anwendung des Marxismus auf die eigenartigen Verhältnisse Rußlands, dann wäre der Leninismus eine rein nationale und ausschließlich nationale, eine rein russische und ausschließlich russische Erscheinung. Indes wissen wir, dass der Leninismus eine internationale, in der ganzen internationalen Entwicklung verwurzelte, und nicht ausschließlich russische Erscheinung ist. Deshalb meine ich, dass diese Definition an Einseitigkeit leidet.
Andere sagen, dass der Leninismus die Wiederbelebung der revolutionären Elemente des Marxismus der vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts sei, zum Unterschied vom Marxismus der nachfolgenden Jahre, in denen er angeblich gemäßigt, nichtrevolutionär geworden sei. Wenn man von dieser dummen und banalen Teilung der Lehre von Marx in zwei Teile, in einen revolutionären und einen gemäßigten, absieht, so muss man zugeben, dass sogar in dieser völlig unzulänglichen und unbefriedigenden Definition ein Teil Wahrheit steckt. Dieser Teil Wahrheit besteht darin, dass Lenin tatsächlich den revolutionären Inhalt des Marxismus wiederbelebt hat, den die Opportunisten der II. Internationale hatten in Vergessenheit geraten lassen. Doch ist das nur ein Teil der Wahrheit. Die ganze Wahrheit über den Leninismus besteht darin, dass der Leninismus den Marxismus nicht nur wiederbelebt hat, sondern noch einen Schritt vorwärts getan und den Marxismus weiterentwickelt hat unter den neuen Bedingungen des Kapitalismus und des Klassenkampfes des Proletariats.

Was ist also schließlich der Leninismus?

Der Leninismus ist der Marxismus der Epoche des Imperialismus und der proletarischen Revolution. Genauer: Der Leninismus ist die Theorie und Taktik der proletarischen Revolution im Allgemeinen, die Theorie und Taktik der Diktatur des Proletariats im Besonderen. Marx und Engels wirkten in der vorrevolutionären Periode (wir meinen vor der proletarischen Revolution), als es noch keinen entwickelten Imperialismus gab, in der Periode der Vorbereitung der Proletarier zur Revolution, in jener Periode, als die proletarische Revolution praktisch noch keine unmittelbare Notwendigkeit war. Lenin dagegen, der Schüler von Marx und Engels, wirkte in der Periode des entwickelten Imperialismus, in der Periode der sich entfaltenden proletarischen Revolution, als die proletarische Revolution bereits in einem Lande gesiegt, die bürgerliche Demokratie zerschlagen und die Ära der proletarischen Demokratie, die Ära der Sowjets, eröffnet hatte.

Deshalb ist der Leninismus die Weiterentwicklung des Marxismus.

Man betont gewöhnlich den überaus kämpferischen und überaus revolutionären Charakter des Leninismus. Das ist völlig richtig. Aber diese Besonderheit des Leninismus erklärt sich aus zwei Gründen: erstens daraus, dass der Leninismus aus dem Schoße der proletarischen Revolution hervorging, deren Stempel er notwendigerweise tragen muss; zweitens daraus, dass er heranwuchs und erstarkte im Ringen mit dem Opportunismus der II. Internationale, dessen Bekämpfung die notwendige Vorbedingung für den erfolgreichen Kampf gegen den Kapitalismus war und ist. Man darf nicht vergessen, dass zwischen Marx und Engels einerseits und Lenin anderseits ein ganzer Zeitabschnitt der ungeteilten Herrschaft des Opportunismus der II. Internationale liegt, dessen rücksichtslose Bekämpfung eine der wichtigsten Aufgaben des Leninismus sein musste."

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Quelle:
Einleitung aus Über die Grundlagen des Leninismus
Stalin, Werke, Band 6

 

* = Lied von Johannes R. Becher (Text) und Hanns Eisler (Musik)
….. gesungen von Ernst Busch

 

 

 

 

 

 

 

 

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