Jahn, Olaf u. Opalka, Susanne: Tod im Milliardenspiel – Der Bankenskandal und das Ende eines Kronzeugen.

Buch zum Berliner BankenskandalJahn, Olaf
Opalka, Susanne
Tod im Milliardenspiel
Der Bankenskandal und das Ende eines Kronzeugen.
Die beiden Kontraste-Redakteure haben über Jahre das getan, was die
Berliner Polizei hätte tun müssen. Sie haben gewissenhaft die
Todesumstände des EDV-Spezialisten Lars Oliver Petroll recherchiert.
Verbunden ist dieser Todesfall mit dem größten Berliner Bankenskandal
der Nachkriegszeit. Petroll war Angestellter der Immobilienfirma
„Aubis“ der Herren Wienhold und Neuling. Diese haben von der „Berliner
Hypotheken und Pfandbrief AG“, in deren Vorstand ihr CDU-Parteifreund
Landowsky saß, insgesamt unvorstellbare 600 Millionen Mark Kreditgelder
für äußerst riskante Immobiliengeschäfte mit Plattenbauten der
ehemaligen DDR ohne jede Sicherheit bekommen. Petroll hatte Einblick in
alle Kontenbewegungen der Firma. Er entdeckte „in den „ Aubis“-Daten
Belege für unglaubliche Geldtransfers. Immer wieder wurden
Millionensummen ins Ausland transferiert“ (S. 14). Als der Skandal
öffentlich wurde, wollte Petroll sein Wissen anscheinend zu Geld
machen. Er hat wahrscheinlich versucht, seine Chefs zu erpressen.
Außerdem bot er sich der Staatsanwaltschaft als Zeuge an. Die
Staatsanwaltschaft unternahm nichts, um diesen wichtigen Zeugen zu
schützen. Sein Name erschien sogar in den Akten, die die Anwälte der
Beklagten erhielten. Wenig später war der Zeuge tot und die Polizei
ging trotz vieler Tatsachen, die dagegen sprachen, von einem Selbstmord
aus. Beim Lesen des Buches ist man wirklich fassungslos, wie leicht
Wienhold und Neuling die Millionen für ihre windigen Geschäfte bekamen
und wie schlampig die Polizei ermittelt hat. Wenn man diesen Real-Krimi
liest, der so gar nichts mit den Fernsehkrimis hartnäckig
recherchierender Kommissare gemein hat, kann einem Angst und Bange
werden.
Transit-Buchverlag, ISBN 3-88747-190-3, 224 Seiten, 18,80 Euro

Inzwischen findet in Berlin der
Prozeß gegen einige Beteiligte statt. Der Tod von Lars Oliver Petroll
gilt jedoch weiterhin als „Selbstmord“ und nicht als Mord. Er wird
daher in dem Prozeß nicht untersucht und bestraft werden.
Aktualisierung am 8.8.05