An 12 Orten in Bayern haben am Montag, den 8. März
zwischen 4 Uhr und 6 Uhr morgens Tausende von Bauern mit Fackeln und
Transparenten vor Aldi und Lidl gegen die „Rabattschlachten“ mit
Milchprodukten protestiert.
Für die Milch werden derzeit in Bayern noch knapp 28
Cent pro Liter bezahlt. Die Produktionskosten liegen nach Angaben von
Betroffenen bei 25 Cent. Der rapide Preisverfall gefährdet die Existenz
vieler Milcherzeuger. Das Bauernsterben wird beschleunigt.
Die Discounter, die in einem scharfen Wettbewerb auf
dem nationalen und europäischen, ja sogar internationalen Markt (z.B.
Wall Mart) stehen, drücken gnadenlos die Preise der Molkereien, die
wiederum ihre Lieferanten, die Bauern, drücken, um auf der
Lieferantenliste zu bleiben. Nach dem Motto: Den letzten beißen die
Hunde.
Hinzu kommt, dass Aldi, Lidl usw. mit
Schnäppchenpreisen, z.B. für Butter, die Kunden in die Einkaufcenter
locken.
Die Masse der Milchbauern, die etwa 30 ha Grünland
bewirtschaften, führen einen existentiellen Kampf. Es dreht sich um den
Milchpreis. Leere Worte und Demagogie wird diese Leute nicht von diesem
Kampf um einen besseren Preis ablenken. Natürlich gibt es noch
Illusionen in die Politik bezüglich Marktregulierung, Kontingentierung
und Subventionen. Dass der außer Rand und Band geratene Markt sich
nicht mehr bändigen lässt, dass dabei keine gerechten Preise erzielt
werden können, dies alles lernen die Bauern rasch durch die
knüppelharten Lektionen am eigenen Leib, sprich der wirtschaftlichen
Existenz.
Die Bauern haben mit diesen Aktionen, die auch in
anderen Bundesländern in den letzten Wochen durchgeführt wurden,
gezeigt, dass sie ihren Gegner erkannt haben. Dieser Gegner ist das
Großkapital, die Monopole der Nahrungsmittelindustrie und die Handvoll
Großvermarkter, die den Nahrungsmittelmarkt beherrschen.
Die bundesweiten, flächendeckenden Proteste zeigen
die wachsende Kampfkraft der Bauern, die weit überproportional zu ihrem
Anteil in der Bevölkerung (ca. 3%) ist. Nach wie vor sind meines
Erachtens die Bauern der nächste und wichtigste Bündnispartner der
Arbeiter.
Dieses Bündnis gilt es zu gestalten. Noch weiß der
Bauer wenig vom Arbeiter und der Arbeiter noch viel weniger vom Bauern.
Viele Landwirte sind in der Produktion oder im Dienstleistungsgewerbe
beschäftigt, in Teilzeit, Nebenerwerb oder sogar Vollzeit. Viele kennen
dadurch oder durch ihre Kinder und Verwandten das Leben der Arbeiter.
Unsere Zeitung „Arbeit Zukunft“ wird sich bemühen,
einen Beitrag zu leisten, damit sich dieses strategische Bündnis
zwischen Arbeitern und Bauern entwickelt. Die katastrophale
Vergangenheit des 20.Jahrhunderts in Deutschland lehrt uns alle
eindrücklich, dass dieses elementare Bündnis schicksalsentscheidend war
und ist.
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