Der chinesische Imperialismus und der Pakistankrieg

Schon längst ist der Afghanistankrieg der NATO und ihrer Verbündeten – die Truppen von 42 Ländern kämpfen in diesem Land – nach Pakistan übergeschwappt. Im Mai dieses Jahres startete eine Großoffensive der pakistanischen Regierung im Swat-Tal, um auch mit Bodentruppen einige Tausend Taliban zu vertreiben, die dort bis in die Nähe Islamabads vorgedrungen waren.

In den letzten Wochen wurde in Wasiristan, dem Grenzgebiet zu Afghanistan, auf Druck der USA eine weitere Offensive begonnen. Die betroffenen Taliban und ihre Freunde schlugen zurück, indem sie mit verheerenden Bombenanschlägen im ganzen Land für Horror sorgten. Pakistan ist ein Land mit 170 Mio. Einwohnern. Die Ausweitung des Krieges der USA und der NATO birgt ungeheure Gefahren für die ganze Region einschließlich Kaschmir und Indien.

Da den Amis durch die Abenteuerpolitik Bushs, die von Obama zumindest bezüglich Afghanistans und Pakistans fortgesetzt wird, das Geschehen aus den Händen geglitten ist, wird seit längerem versucht, China im Kampf gegen die Taliban einzubeziehen.

China hat jahrzehntelange enge Verbindungen mit Pakistan. Für Peking hat das Land große strategische Bedeutung, militärisch wie wirtschaftlich. Zum einen dient der muslimische Nachbarstaat als politisches Gegengewicht zu Indien, dem großen, gemeinsamen Rivalen in der Region. Seit den sechziger Jahren, also bereits unter Mao-Tse-Tung, verkauft China Panzer, Raketen und Kriegsschiffe an Pakistan. Die Armeen beider Länder sind gut vernetzt, sie haben auch schon einen Kampfjet zusammen entwickelt und gebaut. Die Pakistani nennen die Chinesen wegen der jahrzehntelangen Verbundenheit auch ihre „Allwetter-Freunde“. Zum anderen stellt Pakistan mit seinen 170 Mio. Einwohnern für China aber auch einen wichtigen Markt dar. Mehr als 10.000 chinesische Ingenieure arbeiten an Großprojekten in Pakistan ? an Schnellstraßen, an Stromanlagen und in Minen. Noch wichtiger ist Pakistan aber als Handelsweg, als Korridor, der die Nordwestprovinzen Chinas mit dem Arabischen Meer verbindet. Dank dieser Handelsroute, die nach der Vorstellung Pekings in den kommenden Jahrzehnten noch viel wichtiger werden soll, können chinesische Handelsfirmen den teuren Umweg über die Straße von Malakka und durch den Indischen Ozean vermeiden. Aus diesen Überlegungen heraus entstand einst die höchstgelegene Autobahn der Welt, der Karakorum-Highway, auch „Straße der Freundschaft“ genannt. Sie führt von Kashgar, einer Stadt in der chinesischen Provinz Xinjiang, durch die von den Tliban beherrschte Swat-Region bis in die pakistanische Hauptstadt Islamabad ? insgesamt 1.300 km. Und ganz im Südwesten Pakistans, in Gwador, bauten chinesische Ingenieure einen Hafen, der China gewissermaßen ans Arabische Meer und den Persischen Golf anbindet.

Pakistanische Kämpfer waren sich der Bedeutung dieser Handelsstraße immer bewusst und verübten oft Sabotageakte gegen den Highway oder entführten chinesische Techniker. Als sich nun in den vergangenenMonaten die Taliban immer stärker ausbreiteten, war China besorgt, die Handelsroute könnte nachhaltig gestört werden. Außerdem vermutete man in Peking, dass sich radikale Uiguren, Mitglieder der unterdrückten muslimischen Minderheit aus der Provinz Xinjiang, im Norden Pakistans militärisch ausbilden lassen. In Washington ist jetzt die Hoffnung groß, dass China seinem „Allwetter-Freund“ in dessen großer Not hilft, und sei es, um die eigenen chinesischen Interessen zu verteidigen. Richard Holbrooke, der berühmt-berüchtigte Geheimdiplomat des US-Imperialismus, jetzt Sondergesandter der US-Regierung für Afghanistan und Pakistan, besuchte bereits im Mai China und Saudi-Arabien, um für Unterstützung für Pakistan zu werben.

Für die marxistisch-leninistische Bewegung, national wie international, ist es von größter Bedeutung, das Tun und Handeln dieses gefährlichen und aufstrebenden Imperialismus zu beobachten und anzuprangern. China als neuer Exportweltmeister, als Hauptgläubiger der USA, ist bereits eine neue „Supermacht“. Wer heute noch China als sozialistisch bzw. kommunistisch bezeichnet, ist entweder grenzenlos dumm oder betrügerisch. In Deutschland sind dies vor allem die DKP und die sich gründende „Kommunistische Initiative“. Letztere ist der Versuch, das Scherbenhäuflein der Honeckerschen KPD/Ost wieder zusammenzuflicken. International ist es z.B. Cuba, das sich selbst gelegentlich noch verschämt als sozialistisch bezeichnet und auf brüderliche Hilfe wie weiland zur Zeit der Sowjetunion hofft. Um es genauer zu sagen: Die kubanischen Händler kennen natürlich die Chinesen, versuchen aber ihr Volk über den wahren Charakter dieser Neokolonialisten zu täuschen. Maoistische Organisationen, wie die MLPD, werden nicht darum herum kommen, die Geschichte des Aufstiegs des chinesischen Imperialismus zu studieren bzw. zur Kenntnis zu nehmen. Die Fakten der Geschichte lehren uns exemplarisch an den Beziehungen Chinas zu Pakistan, dass bereits in den 60er Jahren der gefährliche Weg der Großmachtpolitik eingeschlagen wurde. Der unumschränkte Herrscher in dieser Zeit, spätestens ab 1968 bis zu seinem Tode 1976 war Mao-Tse-Tung. Seine Ideen waren und sind die theoretische Leitlinie / Ideologie der Maoisten, wie es z.B. die MLPD immer wieder betont.

Auch in unserer Vorgängerorganisation, der KPD/ML, spielte der Maoismus anfänglich eine bedeutende Rolle. Ab etwa 1975 erfolgte die Trennung, die sich mit dem Abbruch der politisch-wirtschaftlichen Beziehungen zwischen China und Albanien verschärfte. Die glänzenden Analysen des Genossen Enver Hoxha über den wahren Charakter des Maoismus öffneten uns, den Marxisten-Leninisten weltweit, die Augen. China selbst war wohl nie sozialistisch, es bestand wohl zu keiner Zeit die Diktatur des Proletariats. Arbeit Zukunft berichtet seit Jahren über die Theorie und Praxis der sogenannten KP Chinas. Wir werden weiterhin den für die Völker der Welt gefährlichen Weg des chinesischen Imperialismus aufzeigen und auf der Seite der in China selbst unterdrückten Völker wie den Tibetern und den Uiguren stehen.

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