Emma Z. – ein Opfer der Euthanasie

Buchbesprechung:

Emma stammte aus einer großbürgerlichen altehrwürdigen Stuttgarter Familie, aus der auch viele Pfarrer hervorgingen. Ihr Mann, Eugen Dapp hatte bei Ihrem Vater um ihre ältere Schwester Helene angehalten. Der Vater lehnte ab und schlug stattdessen Emma vor. Vermutlich glaubte er, dass Emma einen Versorger eher nötig hätte und alle Beteiligten fügten sich dem Diktat des Vaters wenn auch wohl mit heimlichem Widerstreben. Emma mit ihrer schnell wachsenden Familie wie ihr Mann mit seiner Pfarrersstelle waren wohl überfordert, auch wenn sie Hilfe von der Küsterin und Nachbarsmädchen bekam. Nach dem ersten Weltkrieg starben ihr ältester Sohn und ihr Mann an der spanischen Grippe. Ihre Schwester Helene nahm ihr 1922 ihre 3 Kinder weg und ließ sie von Diakonissen erziehen deren Oberin sie war. Emma zog nach Mannheim und arbeitete als Sekretärin in einer Zelluloidfabrik. In dieser Zeit geschah ein „Skandal“. Emma wurde 1929 schwanger. Sie wurde weit von ihrer Familie zur Entbindung in eine Diakonissenanstalt nach Leipzig geschickt. Ihre Schwester Helene ließ sie entmündigen. Das Kind wurde ihr weggenommen und in ein Heim gesteckt. Helene überredete Emma, freiwillig in die Anstalt Weißenhof bei Weinsberg zu  gehen. Emma sah die Bedrohung kommen und bat in Briefen inständig, sie aus der Anstalt zu holen. Von dort wurde sie 1940 mit einem grauen Bus in die Gaskammer von Grafeneck gebracht. Nach ihren Tod schrieb ihre Schwester: „Meine Schw. war in der staatlichen Anstalt Weißenhof bei Weinsberg, war geistig ganz normal, sittlich schwach und haltlos.“ Emma war nicht das dahindämmernde Wesen ohne Bewusstsein, die Ballastexistenz, wie sie die Euthanasieärzte beschrieben. Sie hat freudig an Arbeiten im Weinberg teilgenommen, weshalb sie der Anstaltsleiter auch einmal von der Transportliste gestrichen hat. Ein zweites Mal wagte er es nicht. In diesem Brief gibt ihre Schwester zu, dass Emma ganz normal war, nur eben „völlig haltlos“ deswegen hat sie ihr ihre Kinder weggenommen, sie weggesperrt, nichts getan, um ihren Abtransport ins Gas zu verhindern. Ihr Schicksal zeigt aber auch, dass es „auf dieser schiefen Ebene kein Halten“ gibt, wie Bischof Wurm in seinem Protestbrief gegen die NS-„Euthanasie“ richtig 1940 bemerkte. Wenn man erst einmal anfängt, Menschen als „lebensunwert“ als „unnütze Esser“ als „Ballastexistenzen“ auszusondern dann gibt es bald gar keine Grenzen mehr.

Das Schicksal von Emma Z.
kann ausführlich im Buch
von Hans-Ulrich Dapp,
„Emma Z. – Ein Opfer der Euthanasie“
nachgelesen werden.
Quell-Verlag Stuttgart, 1990,
ISBN 3-7918-1906-2, 15,90 Euro.