Ohne Atomkraft keine Atomwaffen

Zur größten Anti-Atom-Demonstration seit über 20 Jahren kamen am
Samstag, trot zweier weiterer Zentralen Demonstrationen in Frankfurt
und Dortmund, über 50.000 Menschen nach Berlin, um gemeinsam
klarzustellen: Wer auch immer die Bundestagswahl gewinnt, muss mit
einer wieder erstarkten Anti-Atom-Bewegung rechnen. IPPNW-Ärztinnen und
Ärzte setzten in einem „weißen“ Block mit Luftballons und Faltblättern
ein deutlich sichtbares Zeichen. Die IPPNW-Vorsitzende Dr. Angelika
Claußen machte auf den Zusammenhang zwischen „ziviler“ Atomkraftnutzung
und Atomwaffenbau aufmerksam.

Im Folgenden dokumentiert der IPPNW einen Redebeitrag von Dr. Claußen:

„Ohne Atomkraft keine Atomwaffen

Bei der Argumentation gegen Atomenergie fällt nicht selten ein doch
sehr wichtiges Argument unter den Tisch. Lassen Sie mich dieses
Argument hier ganz deutlich zur Sprache bringen: Atomkraft blockiert
die atomare Abrüstung!

Die Technologie, die man für Atomenergie braucht, ist auch die Basis
für die Entwicklung von Atomwaffen. Eine Renaissance der Atomenergie
vergrößert daher die Gefahr, dass immer mehr Staaten auch
Atomwaffenmächte werden.


Das gilt auch anders herum: weil Staaten sich die Option auf Atomwaffen
weiter erhalten wollen, bleibt für sie Atomkraft als Energiequelle
attraktiv. Auch deshalb sind sie an einem Fortbestehen der Technologie
und einen möglichst großen Gewinn der Industrie interessiert.

Es ist aber so: Wenn es die Infrastruktur für die zivile Nutzung der
Atomenergie nicht gäbe, dann würde die militärische Nutzung gleich viel
mehr kosten. Großbritannien und die USA, Russland, Frankreich und nicht
zuletzt China sind große Befürworter der Atomenergie – auch, weil sie
nicht auf Dauer auf ihre Atomwaffen verzichten wollen! Wenn es Obama
mit der Abrüstung tatsächlich ernst meint, dann muss er aufhören,
Atomenergie zu fördern!

Letztlich heißt das also: Wer aus der Atomenergie aussteigt, tut was
für die Abrüstung, denn Energiepolitik ist auch Friedenspolitik. Es
bedeutet auch: Wer sich für Abrüstung einsetzt, bereitet den Weg für
den Ausstieg aus der Atomenergie. Ich fordere Sie daher hier und heute
auf: Engagieren Sie sich im Vorfeld zur Wahl und machen Sie den
Kandidaten und Kandidatinnen in Ihrem Wahlkreis klar: wir wollen den
Abzug der verbliebenen 20 US-Atomwaffen aus Deutschland! Wir
akzeptieren nicht, dass CDU und CSU als einzige Fraktion die Abrüstung
in Deutschland blockieren. Schicken Sie Frau Merkel eine „ich wähle
atomwaffenfrei“-Postkarte – diese Karten werden heute hier verteilt.
Schnappen Sie sich also eine und bitten auch Sie Frau Merkel um den
Abzug der Atomwaffen aus Deutschland.

Atomwaffen und Atomenergie sind zwei Seiten einer Medaille. Wer Frieden
will, wählt erneuerbare Energie – und wer einen Energiewechsel will,
wählt Abrüstung! Ich bitte Sie, wählen Sie am 27. September für den
Frieden. Vielen Dank.“