Korrespondenz: Wuchtige Bauerndemo gegen Gentechnik in München

Am Sonntag, den 31. Januar marschierten ca. 4.000 Leute, davon etwa 80%
Bauern, Umweltschützer (BUND), Verbraucher (teilweise organisiert),
Imker und Biovermarkter (Bioland, Demeter usw.) durch München.
    Der Zug von einem Kilometer Länge war verstärkt
durch etwa 70 Traktoren und LKWs. Er war durch die vielen Ratschen,
Sirenen und Trillerpfeifen unüberhörbar.
    Anlass für die Manifestation war die in Kürze
vorgesehene Freigabe des Anbaus von GVOs (= gentechnisch veränderte
Organismen). Angeklagt wurden in den Reden vor der Feldherrnhalle die
Agrochemie-Konzerne und die PolitikerInnen, welche die
Kapitalinteressen in Gesetze gießen. Die Ministerin für Landwirtschaft
und Verbraucherschutz, Renate Künast, die bei den Biobauern eigentlich
bislang ganz gut angesehen war, wurde auf Tafeln angegriffen: „Das
hätten ihre schwarzen Vorgänger auch gekonnt, Frau Künast!“ Die Kritik
richtete sich nicht nur gegen Berlin, sondern auch gegen Stoiber und
seinen Landwirtschaftsminister Miller, letzterer als Vorkämpfer für die
Einführung von „Frankenstein-food“. Auch der Bayerische Bauernverband
bekam sein Fett ab. Er verhält sich passiv, was gleichbedeutend mit
Zustimmung zur Gentechnik ist.
    Die Bauern befürchten, dass Pollen von GVOs auf die
Felder von gentechnikfreien Pflanzen gelangen und diese verunreinigen.
Damit verlieren sie das Biosiegel. Offen bleibt die Haftungsfrage.
Versicherungen übernehmen nämlich für die Verursacher keinen
Versicherungsschutz.
    Wie Professor Weiger, Vorsitzender des BUND in
Bayern mit 150.000 Mitgliedern, richtig sagte, war dies die wohl
stärkste Demonstration gegen die Gentechnologie in Bayern, vielleicht
sogar in der BRD. Qualitativ neu war auch die Allianz von sowohl
ökologisch als auch konventionell arbeitenden Bauern mit
Umweltschützern und Verbrauchern. Weiger appellierte an die Teilnehmer,
darauf aufzubauen und sich nicht auseinander dividieren zu lassen.
    Die mächtige Demonstration übertraf die Erwartungen
aller Angereisten und gab sehr viel Selbstvertrauen. Die Bauern werden
sich in Zukunft nicht verstecken. Sie haben gespürt und gelernt, dass
sie in der Lage sind, sich in der Landeshauptstadt Gehör zu
verschaffen. Ob sie das nächste Mal wieder ihre Mistgabeln und Sensen
auf Anordnung bei der Polizei abgeben werden, bleibt
dahingestellt.