Lebenserwartung unter europäischem Durchschnitt

Innerhalb Europas hat Deutschland die niedrigste Lebenserwartung – Tendenz: Es geht weiter bergab! Das zeigt eine aktuelle Untersuchung des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BIB), Wiesbaden, und des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung, Rostock.

Frauen haben eine Lebenserwartung von 83,5 Jahren. In anderen Ländern leben Frauen bis zu 3 Jahre länger. Bei Männern sind es aktuell 78,7 Jahre; in anderen europäischen Ländern ebenfalls bis zu 3 und mehr Jahre zusätzlich. Im europäischen Vergleich lag Deutschland 2000 insgesamt um 0,7 Jahre Lebenserwartung zurück. 2022 ist der Rückstand auf 1,7 Jahre angewachsen. Im reichsten Land Europas lebt man kürzer! Und es geht bergab!

Konrad Beyreuther, Gründungsdirektor des Netzwerks Alternsforschung an der Universität Heidelberg meint dazu: „Die größer werdende Schere zwischen arm und reich in Deutschland hat ganz konkret Einfluss auf die Lebenserwartung.“ Wendepunkt war das Jahr 2000, wo das Kapital und seine Regierung in großem Stil mit Sozialabbau, Privatisierung von gesellschaftlichem Eigentum, Ausbau des privaten Gesundheitsmarktes begann. Die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherungen wurden zusammengestrichen. Wer es sich privat leisten kann, bekommt alles. Wer auf die gesetzliche Krankenversicherung angewiesen ist, muss monatelang auf wichtige Termine warten In der Studie werden dringend Investitionen im Gesundheitswesen gefordert. Doch das Gegenteil ist der Fall. Krankenhäuser werden geschlossen, Arztpraxen bekommen keine Nachfolger. Das Gesundheitswesen wird durchrationalisiert und ökonomisiert.

Konsequenzen für die Jugend

Wer heute 60 oder 70 ist, den trifft die permanente Verschlechterung des Gesundheitswesen. Aber vor allem die Jugend wird die volle Wucht des Kahlschlags treffen. Die Lebenserwartung wird so im reichsten Land Europas und einem der reichsten Länder der Welt weiter sinken. Denn Maßnahmen bei der medizinischen Versorgung wirken sich meist nicht umgehend, sondern eher langfristig aus.

Die Herrschenden kennen die Zahlen seit langem. Sie machen nichts! Das Kapital hat Interesse daran, fit für den Konkurrenzkampf auf dem Weltmarkt und beim Kampf um Macht und Einflussgebiete zu sein. Da sind Gesundheitskosten und Renten eine „Last“ für den Profit. Bei dem sich verschärfenden Kampf der Großmächte, bei den rasanten Kriegsvorbereitungen ist immer weniger Geld für das Gesundheitswesen und andere gesellschaftliche Aufgaben wie Bildung da.

Und 2-3 Jahre weniger Rente bei Millionen Menschen „erspart“ dem Kapital Milliardensummen, die dann in Steuererleichterungen für Großkonzerne, in Aufrüstung, in Subventionen investiert werden können. Mit seiner asozialen Gesundheitspolitik „spart“ das Kapital also doppelt: bei den Gesundheitskosten und bei den Renten.

Ein System, das auf diese zynische und menschenfeindliche Weise „spart“, um den Reichtum einiger weniger zu vermehren, ist kein „Zukunftsmodell“. Es hat abgewirtschaftet.