Maarten `t Hart: Das Wüten der ganzen Welt

Der holländische Autor und Komponist, der vor allem mit diesem Roman
bekannt wurde, fängt den Leser ein, indem er die ganz eigene Welt
seiner Kindheit in einer holländischen Kleinstadt der 50er Jahre wieder
auferstehen lässt. Geprägt ist diese Welt von bigottem Christentum, das
dem Kind Angst macht, Spießigkeit, Kleinbürgertum und extremem Geiz.
Alles wird aber vom Autor sehr vielschichtig erzählt: trotz tragischer
Ereignisse kann man sich immer wieder kaputt lachen, vor allem wenn das
Kind die Bibel beim Wort nimmt: „Eines Tages kommt das Kind völlig
durcheinander nach Hause und kann nur noch herausbringen, dass die Erde
sich spalten wird…na dann brauch ich dir ja nichts mehr zu erzählen,
dann weißt du selbst, dass diese armen Luder mit ihren Frauen und all
ihren Kindern und mit ihrem Sack und Pack von der Erde verschlungen
wurden. Mein Sohn hat die ganze Woche gelegen und phantasiert…Also, für
die armen Teufel, die von Haus aus an all die schrecklichen Geschichten
gewöhnt sind, ist es nicht mehr so schlimm, die sind abgehärtet, die
wissen schon, mit wie vielen Körnchen, ja Pfunden Salz sie all diese
Greuel nehmen müssen, aber für meinen Sohn war das anders, der glaubte
wirklich daran… Also, wehe deinen Knochen, wenn du es dir hier in
deinen Dickschädel setzt, von der Bibel anzufangen.“ (Marten `t Hart:
Das Wüten der ganzen Welt S. 96).
Man kann den Roman aber auch als äußerst spannenden Krimi lesen, wobei
deutlich wird, dass die Naziherrschaft Verbrechen ermöglichte, die
verborgen blieben und doch in das Leben der nächsten Generation
hineinwirkten. Trost und Zuflucht vor den Grausamkeiten dieser Welt ist
dem Icherzähler die Welt der Musik, in die er sich zunächst als
Autodidakt einschleicht, bis er fachkundige Hilfe findet.
Maarten`t Hart: Das Wüten der ganzen Welt, gibt es zu Zeit mit CD bei 2001, sonst ohne CD als Taschenbuch bei Piper, 9,90 Euro
Weitere Titel: Die Netzflickerin, Piper 2000, 9,90 Euro
    Gott fährt Fahrrad oder die wunderliche Welt meines Vaters, Piper 2003, 8,90 Euro
    Das Pferd, das den Bussard jagte, Arche 2002, 19,90 Euro
    Die Sonnenuhr,  Arche 2003, 19,90 Euro
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