Für rund 200 Beschäftigte war es ein Schlag ins Gesicht. Am 4. Oktober gab Dumont die Schließung seiner Druckerei in Köln bekannt. Absofort werden die Zeitungen Kölner Stadt-Anzeiger, Kölnische Rundschau und EXPRESS bei der Rhein-Zeitung in Koblenz fertiggestellt.
Mit dem Schicksal der Druckerei war auch jenes von 200 Beschäftigten besiegelt. Ohne jegliche Vorwarnung ließ die Führung des Verlagshaus seine Angestellten zur Arbeit erscheinen, versperrte ihnen aber den Zutritt zu ihrem Arbeitsplatz, indem es die Zugangskarten deaktivierte. Ein Zustand, der nicht nur die Betroffenen selbst, sondern jeden anderen Mitarbeiter in Schockstarre versetzte. Als Begründung für die Massenentlassung erklärte der Konzern Dumont, man wolle mittelfristig ein rein digitales Unternehmen werden. Es habe keinen Spielraum bei der Entscheidung gegeben, die Druckerei zu schließen, da Investitionen dort »nicht nachhaltig abbildbar« seien. In Wahrheit steckt dahinter jedoch die Gier nach Profitzuwachs. Denn während die ehemaligen Angestellten der Dumont-Druckerei tariflich bezahlt wurden, gilt in Koblenz keine Tarifbindung, wie die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di Nordrhein-Westfalen mitteilte.
Als problematisch erweist sich auch das Vorgehen der Dumont-Führung bei den Entlassungen. Betriebsrat und Beschäftigte sind kurzfristig bei einer Betriebsversammlung der Frühschicht über das Aus der Druckerei informiert worden. Damit hatte sich der Konzern über das Betriebsverfassungsgesetz hinweggesetzt, denn eigentlich hätte der Betriebsrat rechtzeitig und umfassend über die Pläne in Kenntnis gesetzt werden müssen. Zuvor hatten die Beschäftigten 3 Jahre lang massiv auf Lohnbestandteile verzichtet, als Dank folgt nun die Kündigung.
In der Zwischenzeit hat das gesetzesbrecherische und arbeiterfeindliche Verhalten des Verlags eine Welle der Empörung in Köln ausgelöst. Unter anderem namhafte Kölner Gästehäuser, wie das Brauhaus »Reissdorf am Hahnentor« und »Die Oper« gaben bekannt, keine Zeitungen des Verlagshauses mehr auslegen zu wollen. Auch der Kölsche Karnevalsband »Die Pavaier«, ein künstlerisches Schwergewicht der Domstadt, reagierte solidarisch und sagte einen vereinbarten Auftritt »im Festzelt am Newen-DuMont-Haus an Weiberfastnacht 2024« ab. Am 12. Oktober kamen zudem rund 500 Personen zu Protesten zum Neven-Dumont-Haus im Kölner Stadtteil Niehl.
Zu erwähnen sei noch: Mit der Entscheidung, den Druck der drei Zeitungen in einen nichttarifgebundenen Betrieb zu verlagern, folgt Dumont einem Trend, der sich seit Jahren in der Bundesrepublik fortsetzt. Denn nach einer aktuellen Untersuchung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) arbeiteten immer weniger Menschen in einem tarifgebundenen Unternehmen. 2022 lag die Tarifbindung noch bei 41 Prozent – in Westdeutschland waren es 43, in Ostdeutschland knapp 33 Prozent. Umso mehr heißt es für uns, Fahne zu zeigen und Solidarität mit den Beschäftigten auszusprechen. Nein, zur Profitgier der Konzerne!