Am Samstag, den 27. Mai kamen unter diesem Motto der Kampagne der DIDF-Jugend und des Internationalen Jugendvereins (IJV) knapp 3.000 Jugendliche im Park Fiction in Hamburg zusammen. Das Festival war der Abschluss einer langen Phase der Vorbereitung.
Warum ein Open Air Festival?
Pandemie und Inflation haben ihre Spuren hinterlassen. Während die Angriffe auf die Arbeits- und Lebensbedingungen der Arbeiter:innen und Jugendliche zugenommen haben, sind es insbesondere junge Menschen die zunehmend unter der aktuellen Situation leiden. Der Internationale Jugendverein und die DIDF-Jugend in Hamburg haben dazu bereits im Rahmen ihrer Kampagne zahlreiche Aktivitäten in Universitäten, Schulen und Stadtteilen durchgeführt. Mit dem Ziel des Open-Air-Festivals am Horizont wurden diese Aktivitäten noch einmal intensiviert.
Es wurde geplant und verbreitet…
Dazu wurde in Hamburg schon einige Monate zuvor eine Planungsgruppe gebildet, die das Open Air vorbereitet hat. Nach dem „Jugendfestival gegen Krieg und Aufrüstung“ im letzten Jahr konnten viele der Erfahrungen verwertet werden. Es wurde am Programm gearbeitet, die Technik und Stände vorbereitet und Unterstützer wie die Junge BAU, die IG Metall Jugend sowie der AStA der Uni Hamburg, „Gemeinsam Organisieren“ gewonnen. Auch DIDF und der Migrantinnen Bund hatten einen großen Anteil am Open Air.
Natürlich wurden die gesamten Organisationen in Bewegung gesetzt. Ein Open Air von der Jugend für die Jugend auf die Beine zu stellen, heißt auch, dass nicht auf Werbeagenturen oder große Plakatkampagnen zurückgegriffen werden kann – es zählt vielmehr, dass die Jugend selbst in Bewegung kommt und aus ihrer alltäglichen Lebensrealität mobilisiert.
Nicht nur fanden in den Stadtteilen z.B. Informationsveranstaltungen und Kinoabende statt. Besondere Publikation, wie z.B. die Hochschulzeitschrift „Campus Aktuell“ oder die Schulzeitschrift „Schulkram“ erlebten in diesem Rahmen ihre erste Auflage. Diese Publikationen, um die herum eine intensive Arbeit an Universitäten und Schulen in Hamburg entwickelt worden ist, thematisierten die Probleme in den jeweiligen Bereichen. Gleichzeitig warben sie für die gemeinsame Teilnahme am Festival – nicht nur um das Motto der Kampagne in die Schulen und Universitäten zu tragen, sondern auch die Kämpfe, die dort stattfinden auf das Festival zu tragen.
In vielen Hamburger Stadtteilen wurden insgesamt 1.500 Plakate verbreitet. Über 10.000 Flyer wurden in den Schulen, Unis und Stadtteilen verbreitet sowie in Konzertschlangen und bei Events in den Wochen vor dem Open Air verteilt. Zudem wurden eigene Videoclips für das Open Air auf Social Media verbreitet, die tausende von Jugendlichen erreichten. Eine besondere Rolle spielte der Verkauf von Solidaritätstickets. Da die Finanzierung komplett selbst auf die Beine gestellt werden musste und das Open Air kostenlos bleiben sollte, konnten alle, die das Event unterstützen wollten, Solidaritätstickets für 10€ erwerben. Die Tickets sicherten nicht nur einen Teil der Finanzierung, sondern holten auch Leute auf das Open Air.
Selber tun!
Wie auch in der Vorbereitung wurde der gesamte Tag von der Jugend selbst gestemmt! Um 9:00 ging bei bestem Wetter der Aufbau los – die Bühne wurde geliefert und aufgebaut, die Stände wurden aufgestellt und der Platz dekoriert. Mit dem Park Fiction wurde ein besonderer Platz gewählt, auf dem es einen großen Platz für die Bühne, aber auch Hügel und Wiesen zum Ausruhen und genug Platz für vielfältige Stände gab. Nach dem Soundcheck konnte es dann losgehen: Unter der kollektiven Beteiligung von dutzenden Jugendlichen haben der IJV und die DIDF-Jugend Hamburg es geschafft, ein buntes Programm auf die Beine zu stellen – kostenlos und für alle zugänglich. Jugendliche aus den verschiedensten Stadtteilen in Hamburg kamen zusammen, um sich die Auftritte der Künstler der Hip-Hop-Academy und von Bire040, Chichi, Kadir K, Motuz, UCEF und Whitey en Vogue anzuhören. Die Künstler thematisierten u.a. die Perspektivlosigkeit von Jugendlichen aus ihren Stadtteilen, deren Stimme sie laut machen möchten. So sagte z.B. der Rapper UCEF uns am Rande des Festivals bei einem kurzen Interview: „Ich finde wichtig, dass die Jugend, beziehungsweise die Leute aus meiner Generation wissen, dass sie nicht alleine sind. Es gibt ganz viele Problembezirke, wo es einfach an Geld fehlt. Es ist wichtig als Künstler darauf hinzuweisen und sich dafür einzusetzen, dass die Gelder von den „großen Leuten“ eingenommen werden für die Leute, die es brauchen und nicht die, die es schon haben!“.
Beim Sommercamp-Stand konnte sich über das diesjährige Camp der DIDF-Jugend und des IJV vom 28. Juli bis zum 6. August am Attersee informiert und angemeldet werden. Beim Siebdruck Stand konnten Shirts mit dem Logo des Festivals und verschiedenen Slogans bedruckt werden. Besonders wichtig war aber der Infostand, an dem sich über die Position der beiden Verbände informiert werden konnte. Neben den Zeitschriften „Lautschrift“ und „Junge Stimme“ hat insbesondere eine eigens für das Festival herausgebrachte Broschüre viel Zuspruch gefunden, die unter den vielen Gästen massenhaft verteilt wurde und in der sich über die veranstaltenden Organisationen, das Sommercamp, das Programm des Tages sowie anstehende Veranstaltungen informiert werden konnte.
Das gesamte Programm, der Ablauf sowie die Verantwortung für die Technik, Security und die Stände wurde, bis auf den Essensstand, bei dem von der DIDF ausgeholfen wurde, von der Jugend gestellt. Das Festival war somit ein Zeichen dafür, dass die Jugend dazu in der Lage sich den Raum für Kultur- und Freizeitangebote selbst zu schaffen.
100 Milliarden für die Jugend!
Das spiegelte sich auch in den Redebeiträgen wider. Die Reden schilderten die Probleme in den Bildungseinrichtung wie Schulen und Universitäten, wie z.B. die mangelnde Ausstattung, den Mangel an Lehrpersonal und den zunehmenden Leistungs- und Konkurrenzdruck, während sie die Aufrüstung der Bundeswehr um ein Sondervermögen in Höhe von 100 Milliarden Euro verurteilten. Zugleich wurde auch die Forderung nach der Wiedereinführung der Wehrpflicht verurteilt, die Jugendliche dazu zwingen soll an der Waffe ausgebildet zu werden, um auf Jugendliche aus anderen Ländern zu schießen. So ging es auch mit den Redebeiträgen von IG Metall Jugend der jungen BAU weiter, die sich damit auseinandergesetzt haben, dass steigende Lebenshaltungskosten, Angst davor nach der Ausbildung nicht übernommen zu werden und ausbildungsfremde Tätigkeiten wie unbezahlte Überstunden auf der arbeitenden Jugend lasten und eine Perspektive für gute Arbeits- und Lebensbedingungen verwehren. In den Redebeiträgen der DIDF-Jugend und des Internationalen Jugendvereins wurde noch einmal unterstrichen, wie die Bundesregierung mit ihr Aufrüstungs- und Militarisierungspolitik die Zukunft der Jugend in Deutschland aufs Spiel setzen, sowie dass die Jugend sich organisieren und selbst in das Geschehen eingreifen muss.