Kiel: Schluss mit der Nazi-Gewalt – Demo am 5. Juni in Kiel!

In der Nacht vom Freitag 29.5. auf Samstag, 30.5. wurden sowohl in dem
Wohnprojekt „Dampfziegelei“ in der Wik als auch in dem
Wohnprojekt/Kommunikationszentrum Hansastraße 48 zum wiederholten Mal
Scheiben eingeworfen.

Im Umfeld dieser Projekte kommt es zu Bedrohungen und
Einschüchterungsversuchen durch teilweise bewaffnete Neonazis. Seit 1
1/2 Jahren häufen sich derartige Angriffe, mit denen sich die
faschistische „Aktionsgruppe Kiel“ teilweise im Internet brüstet.
Stadtteilübergreifend betrifft es unter anderen auch die Alte Meierei,
den Buchladen Zapata, das Café Exlex und andere Orte, die nicht in das
beschränkte Weltbild der Nazis passen.

Noch beängstigender sind die brutalen Überfälle auf Privatpersonen in
ihren eigenen Wohnungen oder – wie unlängst auf einen Tänzer der Kieler
Oper – auf offener Straße!

Zu glauben, es handele sich dabei um Auseinandersetzungen zwischen
„linken- und rechten Chaoten“, ist falsch und verharmlost eine
schleichende Entwicklung rassistisch-faschistischer Aktivitäten in
dieser Stadt. Diese Gewalt durch die Nazis und ihre zunehmende und
dauerhafte Präsenz u.a. durch Flugblattverteilungen in der Kieler
Innenstadt geht uns alle an. Diese Leute bedrängen Menschen aufgrund
ihres Äußeren, ihrer Herkunft, ihrer Denk- oder Lebensweise. Sie haben
allen alternativen, bunten und pluralistischen Menschen in dieser Stadt
den Krieg erklärt. Nazi-Gewalt geht uns alle an!

Deshalb rufen wir alle Bürgerinnen und Bürger Kiels auf, aktiv in ihrem
Umfeld, am Arbeitsplatz, in der Schule und in der Freizeit gegen
rassistische und ausgrenzende Äußerungen und Handlungen Stellung zu
beziehen, und betroffenen Menschen beizustehen.

Für eine Welt voller vielfältiger Lebensweisen, für ein buntes und friedliches Kiel!

Unterstützen Sie unser Forderung und demonstrieren Sie mit!

Demonstration: *Schluss mit der Nazi-Gewalt*


Freitag, 5 Juni, 17.00 Uhr,
Treffpunkt: Kiel, Hansastraße 48

Die Betroffenen

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Offener Brief an die Betroffenen (verteilt auf der Demo am 5. Mai)

„Der Schoss ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“ – Diesen Satz schrieb Bert Brecht 1955 in seiner Kriegsfibel.

Liebe Bewohner/innen der Hansastraße 48,
liebe Bewohner/innen des „WP Dampfziegelei“!

Brandanschläge, gewalttätige Übergriffe, Hetzjagden und Mord – so zeigt sich uns heute die hässliche Fratze der deutschen Nazis! Die Ideologie, die dahinter steht, kostete über 50 Millionen Menschen bis 1945 das Leben. Sie war und ist verantwortlich für Mord, Folter und Verfolgung in den faschistischen Diktaturen in Spanien, Chile, Griechenland und in der Türkei. Rassistisch und völkisch nationalistisch sind ihre Gedanken, unsägliches Leid bringen ihre Taten. Seit 1990 haben Nazis in Deutschland weit über 100 Menschen ermordet. Migrantinnen und Migranten, Obdachlose, Linke und Punks sind ihre bevorzugten Opfer. Also alle die, die aufgrund von Hautfarbe oder Herkunft für die Nazis nur „Untermenschen“ sind.

In Deutschland  existieren über 160 sog. „Freie Kameradschaften“. Nach außen hin wird gerne das Bild von losen Zusammenhängen dargestellt. Doch so „frei“, wie der Name sagt, sind die einzelnen Nazi-Zirkel nicht. Sie sind regional über „Aktionsbüros“ miteinander vernetzt, in denen altbekannte Nazischergen den Ton angeben.

Auch wenn die Anschläge auf Eure Gebäude noch verhältnismäßig harmlos sind, sollten wir sie nicht auf die leichte Schulter nehmen, denn

hinter den Faschisten steht das Kapital!


Antifaschistische Aktionen, wie die heutige Demo, sind nur eine Bekämpfung der Symptome, trotzdem sind sie dringend notwendig und wir dürfen uns nicht durch bürgerliche Gesetze behindern lassen unsere Stimme zu erheben, denn dieser Staat, der nichts weiter ist als ein politisches Machtinstrument der deutschen Kapitalisten, schützt die Faschisten, wo er nur kann. Er braucht sie, um dem Volk einen Scheinfeind vorzugaukeln, damit es nicht auf die Idee kommt seinen wirklichen Feind zu erkennen und zu handeln.

Und noch schlimmer: Der kapitalistische Staat entwickelt sich immer mehr nach rechts, schafft demokratische Rechte ab: Er erhält Arbeitslose wie moderne Sklaven mit ALGII am Leben, er duldet, dass Jugendliche keinen Ausbildungsplatz erhalten, er beantwortet Bürgerprotest wie z. B. beim G8-Gipfel mit Polizeigewalt, er schafft einen grenzenlosen Überwachungsstaat, er setzt Rentenbetrug als Gesetzgeber und Lohnraub als staatlicher Arbeitgeber durch, er schickt seine Truppen in fremde Länder, um wie z. B. in Afghanistan die freie Entfaltung des ausländischen Kapitals zu schützen. Unser Feind ist das Kapital in all seinen widerwärtigen Facetten und dieses müssen wir bekämpfen – dann bekämpfen wir auch die Glatzköpfe, die sich nachts um Eure Häuser schleichen!

Das allherrschende Monopolkapital ist die Ursache für Ausbeutung, Unterdrückung und Kriege auf dieser Welt. Das ist der Schoß, den Brecht meinte, der aber nur so lange fruchtbar ist, wie wir es dulden!

Arbeit Zukunft-Kiel

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NEU: 600 demonstrierten gegen Nazigewalt

An der Demonstration, zu der spontan ein Bündnis aus von Nazigewalt betroffenen alternativen Projekten und solidarische Organisationen aufgerufen hatten, beteiligten sich insgesamt über 600 Menschen! Das ist eine sehr gute Beteiligung für Kieler Verhältnisse.

Die bunt gemischte Demo bewegte sich am frühen Abend nach einer Auftaktkundgebung vom „Kultur- und Kommunikationszentrum Hansastraße 48“ einmal durch die Wik, einem Stadtteil, in dem sich derzeit zunehmend organisierte Nazis versuchen breit zu machen. Die Abschlusskundgebung fand in der Schleusenstraße in unmittelbarer Nähe zu einem seit neuestem u. a. von Nazis bewohnten Haus, das von ihnen bereits mehrfach als Rückzugsort genutzt wurde, und zum besagten Wohnprojekt „Dampfziegelei“ statt. Es gab außerdem drei Zwischenkundgebungen, u. a. bei dem zweiten Wiker „Nazibrennpunkt Elendsredder“. Darüber hinaus wurden tausende Flugblätter am Rande der Demo an Passanten/-innen und Anwohner/innen verteilt. Genossen von Arbeit Zukunft verteilten den „Offenen Brief“ (siehe oben), der, vermutlich wegen der Originalität, immer gleich gelesen wurden. 80 AZs fanden auch schnell ihre Abnehmer/innen…, mag sein, dass einige kurzweilig dachten, dass sie im falschen Film sind, als sie lasen „Heraus zum 1. Mai“.

Zu Störungen durch Nazis oder der in Nebenstraßen bereitstehenden Polizei kam es nicht. Rund ein Dutzend auf dem Weg geernteter DVU-Plakate sorgte zeitweise für gute Stimmung auf der sonst eher etwas zurückhaltenden Veranstaltung. Technische Probleme führten zwischenzeitlich unglücklicherweise zum Ausfall des Lautsprecherwagens, was aber zum Ende der Demo wieder behoben werden konnte.

Die Aktion war ein großer Erfolg, insbesondere vor allem, weil sie  hauptsächlich von betroffenen Projekten getragen wurde und dass binnen weniger Tage so viele Menschen mobilisiert werden konnten.

kb