Am 26. Mai d. J. äußerte sich Jane Fonda auf ihrer Website einmal etwas ausführlicher über ihr legendäres Polizeifoto.
Den Jüngeren unter unseren Leser/innen mag der Name Jane Fonda nicht so geläufig sein, deshalb vorweg ein paar Informationen:
Jane Fonda ist eine sehr populäre amerikanische Schauspielerin, die immer wieder durch ihr Eintreten für Frieden und Gerechtigkeit Aufsehen erregte und oftmals „Steine ins Rollen“ brachte. Sie engagierte sich ab 1969 und dann weiter in den 1970er-Jahren vehement gegen den Vietnamkrieg. Ein bemerkenswertes Zeugnis ihres Engagements gegen den Krieg ist der Film F.T.A. – das steht für Free the Army (gemeint ist aber Fuck the Army) – der ihre Agitationstournee zu Standorten der US-Army in der ganzen Welt (zusammen mit Donald Sutherland) dokumentiert. Auch der Film Coming Home – Sie kehren heim weist deutlich in diese Richtung. Anlässlich einer Demonstration am 27. Januar 2007 engagierte Jane Fonda sich in Washington öffentlich gegen die US-Invasion im Irak. Einer der größten Filmerfolge Fondas war 1979 der kernkraftkritische Thriller „Das China-Syndrom”.
„Polizeifoto
Ich habe viele Fragen zu meinem Polizeifoto erhalten: Welche Geschichte dahinter steckt und ob es sich um ein wirkliches Polizeifoto handelt. Hier kommt die verkürzte Antwort:
Ende 1970 begann ich eine landesweite Rundreise um Reden über den Vietnamkrieg zu halten, insbesondere über die WSI (Winter Soldaten Ermittlung), die einige von uns zusammen mit der Organisation „Vietnamveteranen gegen den Krieg“ organisierten. Die WSI sollte Anfang 1971 in Detroit als amerikanische Version des Bertrand-Russell-Tribunals mit dem Ziel stattfinden, das zu beweisen was Soldaten und viele von uns in der Antikriegsbewegung bereits wussten: Das Massaker von My Lai war, obwohl die Anzahl der auf einmal Getöteten größer war, kein Einzelfall, sondern ein nicht unüblicher Vorfall und wesentlicher Bestandteil der US-Kriegsstrategie.
Meine Aufgabe war es Geld zu sammeln (alle meine Redehonorare der Rundreise dienten der Finanzierung der WSI) und Soldaten anzuwerben, die Kriegsgräuel in Vietnam gesehen oder verübt hatten. Ihr fragt euch vielleicht, warum jemand, der Kriegsgräuel begangen hat, aussagen wollen würde. Ich bin keine Psychologin, aber ich habe eine ganze Reihe von Soldaten getroffen, die von den psychischen Wunden des Krieges geheilt werden mussten, indem sie darüber sprachen. Über 150 solcher Militärs aus allen Diensteinheiten – Armee, Luftwaffe, Flotte, Spezialkräfte – kamen um als Zeugen auszusagen.
Auf der Rundreise sprach ich über die Absichten der WSI, und am Ende meiner Rede bat ich die Veteranen, die mit den Veteranen in Detroit in Kontakt treten wollten, sich mit mir oder dem mich manchmal begleitenden Veteranen zu treffen. Der Komiker Dick Gregory reiste zu dieser Zeit auch manchmal mit mir.
Ich hielt meine erste Rede in einer Hochschule in Kanada und als ich auf dem Flughafen von Cleveland wieder in die USA einreisen wollte, wurde mein gesamtes Gepäck beschlagnahmt und durchsucht. Sie entdeckten eine große Tasche, die kleine Plastikdosen enthielt, welche (mit rotem Nagellack) beschriftet waren: B, L, D – was Frühstück, Mittag und Abendbrot bedeutete – und welche, die Vitamine enthielten, die ich zu jeder Mahlzeit einnahm. Sie beschlagnahmten das alles sowie mein Adressbuch (welches fotokopiert wurde) und verhafteten mich wegen Drogenschmuggels. Ich erklärte ihnen, worum es sich handelte, aber sie sagten, dass sie Anweisungen vom Weißen Haus hätten – das war das Weiße Haus Nixons. Ich glaube, sie hatten gehofft, dass dieser „Skandal“ zur Absage der Reden führen und mein Ansehen ruinieren würde. Mir wurden Handschellen angelegt und ich wurde ins Gefängnis von Cleveland gebracht, wo dieses Polizeifoto aufgenommen wurde. (Ich hatte gerade den Film „Klute“ abgedreht, deshalb trug ich die Klute-Frisur.)
Es gab landesweite Schlagzeilen über meine Verhaftung wegen des Verdachts auf Drogenschmuggel. Ich wurde auf Kaution freigelassen und Monate später, nachdem jede Tablette in einem Labor (auf Kosten der Steuerzahler) untersucht worden war, wurde die Anklage fallengelassen und es gab ein paar Absätze, versteckt im hinteren Teil der Zeitungen, dass es sich um Vitamine, nicht um Drogen gehandelt habe.
Ironischerweise führte der ganze Rummel dazu, dass nie weniger als 2.000, manchmal sogar bis zu 10.000 Zuhörer zu meinen Reden kamen. Wenn ihr mehr wissen wollt, lest meine Memoiren My Life So Far.“