Am 5. November kamen knapp 150 Jugendliche zur Jahreshauptversammlung des Internationalen Jugendverein Hamburg zusammen. Bei der Jahreshauptversammlung kommen alle Mitglieder zusammen und führen Diskussionen über die aktuelle gesellschaftliche Lage, bewerten die Arbeit des letzten Jahres, setzen neue Ziele und wählen einen neuen Vorstand. Die Wochen zuvor wurden also alle Räder in Bewegung gesetzt, um die Versammlung erfolgreich zu gestalten.
„100 Milliarden für die Jugend“
Die gesamte Jahreshauptversammlung fand unter dem Motto der aktuellen Kampagne des IJV und der DIDF-Jugend statt: „100 Milliarden für die Jugend“. Und auch der erste Teil der Versammlung, die gemeinsame politische Bewertung, erfolgte anhand der Themen der Kampagne. Die weltweiten Machtkämpfe und Kriege, die Krisenentwicklungen, die Aufrüstung, die Verarmung der Arbeiterklasse und die damit einhergehende Perspektivlosigkeit der Jugend wurden anhand von konkreten Beispielen und stattfindenden Kämpfen erläutert. Wertvoll wurde die politische Bewertung aber vor allem auch durch die vielfältigen Beiträge der Teilnehmer. So wurden Erfahrungsberichte aus dem Arbeitsleben, aus der Schule und der Uni vorgetragen, zum Beispiel von Jugendlichen, die in sozialen Berufen arbeiten und die Verarmung der Arbeitenden so jeden Tag mitbekommen. Aber auch die eigene Betroffenheit, zum Beispiel durch Werbung der Bundeswehr an Schulen oder finanziellem Druck mit der steigenden Krise wurde zum Ausdruck gebracht. Es nahmen auch viele neue Jugendliche an der Versammlung teil, die sich jedoch auch schnell einbrachten und somit die Perspektive der Beiträge verbreiterten. Auch befragte Teilnehmer betonten diesen Teil der Versammlung, zum Beispiel ein Schüler, der in der Pause meinte: „Bis jetzt haben mir vor allem die Debatten gefallen, bei denen ich mich einbringen konnte und wo ich meinen eigenen Bericht vortragen konnte.“ Die gemeinsame Diskussion rund um antimilitaristische und soziale Forderungen legte den Grundstein der Versammlung und zeigte deutlich, wie dringend wir uns gerade jetzt als Jugend organisieren müssen.
Organisieren in Schule, Uni, Berufsschule und Stadtteil…
Besonders das internationale, antifaschistische Jugendcamp im Sommer hat der Arbeit des IJV Hamburg viel Motivation und Aufschwung gegeben. Deshalb ging es in den Monaten bis zur Versammlung darum, diese Motivation in eine konkrete Arbeit in den einzelnen Bereichen umzuwandeln. Die verschiedenen Gruppen des IJV in Hamburg umfassen Stadtteilgruppen, sowie Gruppen von Schülern und eine Hochschulgruppe an der Universität Hamburg. Nach dem Camp kamen neue Mitglieder zu all diesen Gruppen hinzu, und es wurde gemeinsam diskutiert, welche nächsten Schritte anstehen sollten. Die Vorbereitung auf die Konferenz war nicht einfach das Herunterschreiben von Berichten, sondern vielmehr war die Konferenz der Anlass, die eigene Arbeit zu bewerten und neue Schritte zu machen. Darunter zählen auch die Weiterführung der Arbeit in den anderen Stadtteilen in Form von Festen und anderen kulturellen Veranstaltungen, die Anlaufstellen für Jugendliche dort darstellen, wo sie ihr tägliches Leben verbringen. Auch für die Basisarbeit wurden sich Ziele gesteckt: Die Studierenden der Uni Hamburg haben ihren Semesterplan vorgestellt, der sich mehr auf einzelne Fachbereiche konzentriert und hier fachspezifische Veranstaltungen zu Themen der Kampagne beinhaltet. Die Schüler haben ihre Pläne präsentiert, sich noch mehr an einzelnen Schulen zu organisieren und hier in der Schülerschaft politische Diskussionen anzuregen, vor allem mit Fokus auf das Umweltthema sowie die Themen der Kampagne. Insbesondere müssen die Kämpfe um höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen für Auszubildende und junger Arbeite gestärkt werden. Daneben soll das Jugendfestival gegen Krieg und Aufrüstung, das im Sommer erstmals vom IJV und der DIDF-Jugend durchgeführt wurde, jährlich veranstaltet und die Kulturarbeit durch eine Arbeitsgruppe verstetigt werden.
Überall ein Sprachrohr sein
Ein weiterer wichtiger Diskussionspunkt war die Verbreitung von politischen Forderungen in der Jugend. Als wichtigstes Medium ist hier die Zeitschrift des Internationalen Jugendvereins, die Lautschrift, zu nennen. Hier wurde über den Umgang mit der Zeitschrift gesprochen, die in Hamburg auf Protesten und bei Veranstaltungen gut verteilt wird und auch in den Basisgruppen an der Uni und Schule viel genutzt wird, um politische Diskussionen zu führen und zu bewerten. Der Hamburger Verein steuert auch weiterhin viele Artikel bei und beteiligt sich am Redaktionsprozess. Gleichzeitig kann der Handverkauf der Zeitschrift in den Schulen, Uni, Stadtteilen und Betrieben noch um einiges mehr werden – dieser würde auch die Diskussion darum, inwiefern die Zeitschrift Jugendliche anspricht, besser untermauern und mehr Erfahrungswerte und Kritiken liefern. Zudem wurde sich ein neues Aboziel für die Stadt vorgenommen. Gerade in Zeiten, in denen immer mehr Angriffe von oben kommen ist es wichtig, die Forderungen der arbeitenden und lernenden Jugend überall, wo man ist, zu verbreiten und zu untermauern und auch in neue Orte zu tragen.
Neben der Zeitschrift sind auch die sozialen Medien ein wichtiger Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit. Hier hat die Arbeitsgruppe in Hamburg große Fortschritte gemacht und sich breiter aufgestellt. Neben dem Erstellen von Posts sind auch Videoprojekte und Fotografie jetzt Arbeitsbereiche der AG. Hier wurde die kontinuierliche und sich qualitativ immer weiter steigernde Öffentlichkeitsarbeit auch aus dem Publikum gelobt und betont.
Zusammenhalt und Motivation
Auch aus einigen anderen Städten wie Berlin, Frankfurt, Hanau, Marburg, Hannover und Kiel waren IJV-Mitglieder oder befreundete Gruppen angereist, um die Versammlung zu besuchen. Somit kamen auch an ein paar Stellen Beiträge, die Beispiele aus anderen Orten einbrachten und die Versammlung so bereicherten. Was die Versammlung ebenfalls positiv prägte waren die Grußworte befreundeter Gruppen wie Gemeinsam Organisieren!, die die Notwendigkeit des gemeinsamen Kampfes gegen Krieg und Krise hervorhob, des Landesjugendringes, der die Wirkung des IJV in der Hamburger Jugendverbandslandschaft lobte und der ver.di-Jugend, die die gemeinsame Arbeit und die Rolle des IJV für die Kämpfe junger Arbeiter positiv hervorhob. Auch Deniz Celik, Abgeordneter der Hamburgischen Bürgerschaft, betonte in seinem Grußwort die Wichtigkeit von gemeinsamen Kämpfen anhand von Beispielen aus aktuellen Arbeitskämpfen. Besondere Wichtigkeit hatte auch das Grußwort der DIDF-Jugend Hamburg, welches vor der Bewertung der Arbeit stattfand und die vielen gemeinsamen Erfahrungen in der Arbeit in Betrieb, Schule, Uni und Stadtteil betonte und betonte, dass die Organisierung der Jugend für ihre Interessen unabhängig von der Herkunft nur gemeinsam möglich ist. Zum Schluss der Versammlung wurde ein neuer Vorstand gewählt, der zukünftig mit neun Jugendlichen die Arbeit des Vereins koordiniert. Danach gab es ein gemeinsames Abendessen und im Anschluss Live-Musik des Hamburger Rapper Motuz, der die Stimmung perfekt einfing und einen motivierenden Ausklang zu einer gelungenen Versammlung lieferte. Die Arbeit des Internationalen Jugendvereins wurde durch die Versammlung in jedem Fall bestärkt und die anstehenden Aufgaben, sei es die Arbeit in den Schulen, Unis, Berufsschulen und Stadtteilen, die Stärkung der Kulturarbeit oder das diesjährige Politcamp im Dezember werden mit neuer Kraft und Zielstrebigkeit angegangen werden.