Die IG BCE hat in der Tarifauseinandersetzung für die rund 580.000 Beschäftigten in der Chemie-Industrie eine Tarifeinigung mit der Arbeitgeberseite erzielt. Und so sieht der Abschluss aus: Die Entgelte der Arbeitnehmer*innen und die Vergütungen der Azubis sollen zum 1.Januar 2023 um 3,25 % steigen, zum 01.Januar 2024 dann nochmal um 3,25%. In Betrieben mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten können die Erhöhungen um bis zu 3 Monate verschoben werden. Ein tarifliches Inflationsgeld von insgesamt 3000 €, von diesen wiederum spätestens bis zum 31.Januar jeweils 1500 € im Jahre 2023 und 2024 auszuzahlen sind. Azubis bekommen jeweils 500 Euro. Die Tarifbindung soll gestärkt werden, bis zur nächsten Tarifrunde soll dazu etwas entwickelt werden. Die Laufzeit des Tarifvertrags ist bis zum 30.06.2024, also 20 Monate.
Tarifrunde ohne Bewegung, ein Weg in die falsche Richtung!
In Zeiten der Inflation und Preissteigerungen hat die IG BCE leider einen Tarifvertragsabschluss erzielt, der keine guten Auswirkungen auf andere Branchen hat, und schlimmer noch, für die Kolleg*innen aus der Chemiebranche ist das ein Kniefall vor den Arbeitgebern. Es ist ein Musterbeispiel für einen Weg, bei Tarifauseinandersetzungen die Arbeiter*innen nicht einzubinden und die Kolleg*innen gewerkschaftlich sowie betrieblich nicht zu aktivieren, eine Tarifrunde ohne Arbeitskampfmaßnahmen, ohne eine Bewegung. Hauptsache irgendein Abschluss mit langer Laufzeit in Zeiten der immer höher steigenden Inflation und möglichst, ohne die Arbeitgeberseite unter Druck zu setzen. Man muss nicht immer streiken, jedoch sollte man bei jeder Tarifrunde die Kolleg*innen einbinden, weil es ist auch schließlich der Tarifvertrag der Arbeiter*innen, das sollte das Werk der Arbeiter*innen selbst sein, womit dieser auch von den Kolleg*innen zu erkämpfen ist. Eine Stellvertreterrolle der IG BCE Führung aktiviert nicht Gewerkschaftsmitglieder, sondern hemmt eher mögliche aktive Kolleg*innen, man bevormundet quasi die Mitglieder. In Zeiten, in denen seitens der Unternehmerschaft der Klassenkampf von oben tobt. Wenn es zunehmend Preissteigerungen gibt und die Inflation steigt und steigt, organisiert man eine Einigung, welche zu ernsthaften Reallohnverlusten führt. Das ist immer gern gesehen seitens Kapital. Sozialpartnerschaft und Gewerkschaftsbürokratie vom Feinsten. Dieser Tarifabschluss führt zu Reallohnverlusten, also sollten die Kolleg*innen dementsprechend reagieren und das Ruder übernehmen, weg von Stellvertreterlogik und Gewerkschaftsbürokratie.
Starke Tarifabschlüsse sind nur durch Einbindung und Aktivierung der organisierten Kraft der Arbeiter*innen möglich!.
Cayan Kartal/Arbeit-Zukunft