Am 25. November ist der Internationale Tag gegen Gewalt an Frauen und Mädchen, ein Tag, an dem wir auf die Straße gehen, um dafür zu kämpfen, dass Frauen ein sicheres Leben führen können.
Im letzten Jahr ist die Zahl der Femizide erschreckend gestiegen: Jeden zweiten Tag wird eine Frau in Deutschland von einem Mann, häufig einem Partner oder Ex-Partner, ermordet. Fast jeden Tag gibt es einen versuchten Femizid. Man spricht von Femiziden, um aufzuzeigen, dass die Morde geschlechtsspezifisch sind. Weltweit sind im vergangenen Jahr fast 89.000 Mädchen und Frauen umgebracht worden, so viele geschlechtsspezifische Tötungsdelikte gab es seit 20 Jahren nicht mehr. Auch die steigenden Zahlen der häuslichen Gewalt zeigen uns, dass die Übergriffe auf uns Frauen immer mehr zunehmen, während der Staat immer weniger tut, um uns ein sicheres Leben zu ermöglichen.
Femizide sind meist der Höhepunkt einer Gewaltspirale, sie sind häufig auf Trennungsabsichten der Frauen zurückzuführen, denn partnerschaftliche Gewalt eskaliert häufig während oder nach einer Trennung. Bereits extreme Eifersucht und kontrollierendes Verhalten in einer Beziehung können auf ein Gewaltpotential hinweisen.
In einer Studie über die mediale Berichterstattung über Gewalt gegen Frauen in deutschen Tageszeitungen zeigte sich, dass über die alltägliche Gewalt, die Frauen in Deutschland erleben, unproportional im Verhältnis zu ihrem realen Vorkommen berichtet wird. Wir bekommen es gar nicht mit, wenn eine Frau von ihrem (Ex-)Partner ermordet wird, weil es zudem keine spezifischen Zählstellen der Bundesregierung gibt.
Diese Morde sind keine Einzelfälle. Und deshalb reicht bloße Anteilnahme nicht. Das Zuhause ist der gefährlichste Ort für eine Frau – und nach wie vor leisten vor allem Frauen die Hausarbeit, erziehen die Kinder, pflegen Angehörige. Das nimmt Zeit in Anspruch, weshalb vermehrt Frauen in Teilzeit arbeiten. Außerdem arbeiten Frauen häufiger im Niedriglohnsektor und bekommen weniger Geld für die gleiche Arbeit. Sie sind damit finanziell meist von ihrem Partner abhängig und mehr an das Zuhause und die Familie gebunden, sich aus einem gewaltvollen Verhältnis zu befreien ist schwer, wenn die Mieten unbezahlbar sind. Wenn in Deutschland 20.000 Frauenhausplätze fehlen und diese zudem Geld kosten. Und wenn der Staat kein Geld in die Hand nimmt, um die Situation für Frauen sicherer zu machen. Es fehlt an Beratungsstellen, Kitaplätzen, Frauenhäusern.
Und obwohl sich die Ampelregierung sich selbst „feministisch“ nennt, fließen die Haushaltsgelder in Waffen und Rüstung, anstatt die Istanbul Konvention umzusetzen, die die Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen vorantreiben soll und zum Beispiel mehr Frauenhausplätze bedeuten würde. Anstatt Ausfinanzierung sehen wir im sozialen Bereich massive Kürzungen, die besonders für Frauen eine extra Belastung bedeuten.
Doch allein die Ausfinanzierung dieser Bereiche reicht nicht: Es braucht die Vergesellschaftung von Haus- und Erziehungsarbeit, damit Frauen sich ein unabhängiges Leben aufbauen können!
Deshalb müssen wir gemeinsam kämpfen – für gleichen Lohn für gleiche Arbeit! Für die Umsetzung der Istanbul-Konvention! Für mehr Frauenhäuser! Der Kampf für die Befreiung der Frau ist international, deshalb drücken wir unsere volle Solidarität mit den Protesten in der Türkei aus, die nach einem schrecklichen doppelten Femizid entflammt sind. Die Frauenmorde in der Türkei haben in den letzten Jahren stark zugenommen und die AKP-Regierung ist 2021 aus der Istanbul-Konvention ausgetreten. Mit dem Ruf „Nicht in Trauer, sondern im Aufstand“ gehen die Menschen in der Türkei gegen die Tatenlosigkeit der türkischen Regierung auf die Straße – hoch die internationale Solidarität!