Metallerinnen und Metaller in Baden Württemberg warnen die Kapitalisten!

Laut und kämpferisch demonstrierten tausende Metallerinnen und Metaller am 15. Oktober 2024 durch Ludwigsburg zur Kundgebung vorm „Forum am Schlosspark“, einem Veranstaltungszentrum. Dort sollte die zweite Metalltarif-Verhandlung für Baden Württemberg stattfinden. Startpunkt war der Bahnhof. Laut offiziellen Angaben der IG Metall Bezirk (Baden-Würtembergs Bezirksleiterin Barbara Resch auf der Kundgebung) sollen es 6000 Kolleg/innen gewesen sein. Die Kulisse war beeindruckend, aber da ist noch Potential nach oben, zumal landesweit mobilisiert worden war. Unübersehbar waren Delegationen der Vertrauensleute von Mercedes Benz, Bosch, Porsche, Mahle. Zahlreiche kleinere Betriebe zeigten sich mit Schildern und Transparenten.

Ein großes Transparent, inmitten zahlloser Kolleginnen auf der Freitreppe vorm „Forum“, auch mit Bengalos untermalt, signalisierte unübersehbar Streikbereitschaft, aber auch noch mehrere weitere Transpis. Unüberhörbar immer wieder die Forderung: 7% mehr Lohn und 170 Euro mehr für alle Auszubildenden und Studis bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Erfreulicherweise gab es vorm Verhandlungslokal mehrere Redebeiträge aus Betrieben, die die Kampf- und Streikbereitschaft der Mitglieder unterstrichen.

Die beiden Hauptreden hielten der stellvertretende Gesamtbetriebsratsvorsitzende und BR-Chef bei Mercedes Benz Sindelfingen, Ergun Lümali, und die neue Bezirksvorsitzende der IG Metall Baden Württemberg, Barbara Resch.

Ergun Lümali, der auch Mitglied des Verhandlungsteams ist, sorgte für Empörung bei den Kolleg/innen, als er berichtete, im Norden hätten die Arbeitgeber „angeboten“:

  • 1,7 Prozent mehr Geld ab Juli 2025
  • weitere 1,9 Prozent mehr Geld ab Juli 2026 bis Ende des Jahres.
  • damit betrage die Laufzeit: 27 Monate

Sowohl er als auch die nach ihm sprechende Bezirksleiterin lehnten das selbstverständlich ab. Sie verwahrten sich dagegen, dass die von vielen Unternehmensführungen herbeigemanagte Krise auf den Rücken der Mitarbeiter/innen abgewälzt wird, genauer: von ihnen bezahlt wird. „Die Beschäftigten, die jeden Tag ihren Beitrag zum Erfolg der Unternehmen leisten, haben mehr verdient. Wir fordern von Südwestmetall eine deutliche Verbesserung. Wir bereiten in den Betrieben jetzt die Warnstreiks vor.“ so Kollegin Resch.

Am 28. Oktober endet die so genannte Friedenspflicht. Ab 29. Oktober 2024 sind Warnstreiks zu erwarten.

Bei alledem fiel wieder auf (leider ein ewiges Deja Vu): Außer dem sozusagen pflichtgemäßen Hinweis auf die Warnstreikvorbereitungen gab es weder von Kollegen Lümali noch von Kollegin Resch einen Hinweis auf die Notwendigkeit von Urabstimmung und Streiks. Dabei ist es mehr als deutlich, dass es ohne Streik ein Ergebnis nicht geben wird, das nahe an den eh schon bescheidenen Forderungen liegt.

So besteht die Gefahr, dass die sichtbare Streikbereitschaft der Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter wieder einmal ungenutzt bleiben wird. Zumal Resch auch noch erklärte: „Wir stecken in einer herausfordernden Situation, die die Tarifpolitik nicht allein lösen kann. Was wir gerade erleben, ist oft eine einseitige Überreaktion auf eine in weiten Teilen selbstverschuldete Misere. Keines der aktuellen Probleme resultiert aus den Abschlüssen der vergangenen Jahre. Die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie erwarten sichere Arbeitsplätze und Perspektiven. Dafür werden innovative Produkte benötigt.“ Das sind keine Forderungen, die man mit Kampf und Streik durchsetzt, sondern eher verständnisvolle Angebote ans Kapital, doch bitte mehr an zukünftige Produkte und Strukturen der Unternehmen zu denken. Im Hintergrund steht hörbar schon wieder Klassenzusammenarbeit.

Wir verteilten mehrere hundert Flugblätter „Lohnerhöhung jetzt erst recht!!“ sowie etliche Zeitungen Arbeit Zukunft.

Wie von Lümali vermutet, wurde das von ihm erwähnte „Angebot“ aus dem Norden auch in Baden Württemberg vorgelegt und von der IG-Metall-Verhandlungsgruppe abgelehnt. Die nächsten Verhandlungen finden für Baden-Württemberg am 31. Oktober in Böblingen statt. In anderen Tarifgebieten auch schon früher (29.10.2024). Möglicherweise gibt es dann auch weitere Aktionen.