Reisebericht vom 28. Internationalen Camp der demokratischen, antifaschistischen und antiimperialistischen Jugend

Vom 18. bis zum 25. August 2024 nahmen wir am 28. internationalen Camp der demokratischen, antifaschistischen und antiimperialistischen Jugend teil. Das Camp findet seit 1977 auf verschiedenen Kontinenten statt und wurde dieses Mal unter dem Motto „Jugend vereint für die Zukunft und den Frieden – gegen den Imperialismus und seine Kriege“ in der Dominikanischen Republik veranstaltet. An unserer Delegation nahmen Jugendliche teil, die in Schule, Universität und Stadtteil sowie in Betrieben und Gewerkschaften aktiv sind und auf dem Camp ihre Erfahrungen einbringen und von anderen lernen konnten. Darüber hinaus waren Jugendliche aus Ecuador, Brasilien, Puerto Rico, Haiti, den USA, Spanien, Mexiko und der Türkei vertreten. Somit fahren wir zurück nach Deutschland mit einem tieferen Verständnis der Lage der Weltjugend und den dringenden Aufgaben, vor denen wir im Kampf um eine lebenswerte Zukunft stehen.

Lange Vorbereitung und eine feierliche Eröffnung
Natürlich wird so ein Camp nicht über Nacht vorbereitet. Monatelang wurde von den dominikanischen Genossen alles vorbereitet, sodass die Delegationen sowie knapp 500 Jugendliche aus der Dominikanischen Republik selbst zusammenkommen konnten. Am ersten Tag des Camps gab es eine Kundgebung in der Hauptstadt Santo Domingo, bei der das Camp feierlich eröffnet wurde. In den Redebeiträgen. Eine zweite Eröffnungsfeier erfolgte in der Autonomen Universität von Santo Domingo, wo wir im Namen der internationalen Delegationen eine Eröffnungsrede halten durften, in der wir die Motivation unterstrichen, die wir daraus ziehen, dass die Jugend weltweit einen Kampf führt: „Es gibt wenig, das einem so viel Kraft gibt wie zu wissen: Während ich schlafen gehe, wacht ein Jugendlicher auf der anderen Seite der Welt mit demselben Ziel auf. Während wir hier an Wände stoßen, werden sie woanders Stück für Stück niedergerissen und während wir hier Erfolge feiern, wird anderswo aus Fehlern gelernt.“ Seit unserem letzten internationalen Camp im Jahr 2022 ist einiges passiert, was es in den nächsten sieben Tagen zu diskutieren galt. Gestärkt durch die Eröffnungszeremonien starteten wir in das Camp, das in Valverde in der Provinz Mao stattfand: Im Wald und an einem Fluss gelegen wachten wir von nun an jeden Tag unter Palmen und in tropischem Klima auf.

Die Lage der Jugend weltweit
Durch die vielfältige Teilnahme aus verschiedenen Ländern ergab sich ein Panorama der Kämpfe, die die Jugend weltweit auszutragen hat. Das Motto, das den Schwerpunkt auf den Kampf gegen den Imperialismus legt, wurde durch die Redebeiträge und Beispiele zum Leben erweckt. Für uns als Jugendliche in Deutschland ist klar, dass unser Kampf gegen den deutschen Imperialismus auch eine internationale Bedeutung trägt, da die imperialistischen Länder nicht nur uns, sondern auch die Arbeiter und Völker anderer Länder ausbeuten und unterdrücken. Was genau aber das imperialistische Weltsystem für die Jugend weltweit bedeutet konnten wir auf der Reise besser verstehen: Was heißt es, wenn dein Land nicht nur durch die Kapitalisten im eigenen Land ausgebeutet wird, die Ressourcen sowie die Arbeitskraft, sondern vor allem von ausländischen Mächten, die sich sowohl die Ressourcen als auch die Arbeitskraft aneignen? Besonders deutlich wurde dies in der Dominikanischen Republik, dem Gastgeberland selbst. Das Land musste sich in seiner Geschichte sowohl gegen die spanische Kolonialisierung als auch im letzten Jahrhundert besonders gegen US-Besatzung und Intervention zur Wehr setzen. Die Dominikanische Republik ist reich an Ressourcen. So liegt zum Beispiel die größte Goldmine Lateinamerikas in der Dominikanischen Republik. Das Land ist neben den Ressourcen auch aufgrund eines durchschnittlich sehr geringen Lohnes und fehlender Gewerkschaftsfreiheit für ausländische Unternehmen von Interesse, da hier billig und mit einer erhöhten Profitrate produziert werden kann. Ganz konkret heißt das auch heute, dass ein Großteil der Unternehmen in ausländischem Besitz ist und viele Dominikaner zu schlechten Löhnen in diesen Unternehmen arbeiten müssen, da es die einzige Option ist. Insbesondere die Korruption bildet dabei eine moderne Form der Kolonialisierung und Einflussnahme ausländischen Kapitals. Ganz besonders krass sehen wir die Ergebnisse imperialistischer Unterdrückung in Haiti, wo die Delegation uns die Zustände ganz konkret schilderte: So sind ca. 80% der Hauptstadt von Banden kontrolliert. Die UN-Einsätze (Blauhelmmissionen), die im Namen des Kampfes gegen Kriminalität und Banden immer wieder eingesetzt werden, helfe der Bevölkerung nicht. Ganz im Gegenteil seien es gerade diese und auch die vom US-Imperialismus unterstütze Übergangsregierung, die Teile der Banden selbst mit Waffen ausgerüstet oder ausgebildet haben. Des Weiteren komme es durch die UN-Missionen zu brutaler Gewalt gegen die Bevölkerung insbesondere auch in Form von Vergewaltigungen. So bieten weder die UN-Missionen noch die Regierung oder die Banden eine Perspektive für die Menschen in Haiti.
Aber auch in Ländern, die selbst regionale Mächte sind, ist der Einfluss des Imperialismus überall präsent. So sehen wir die verschärfte Lage in Brasilien, wo die gesamte politische Situation (die Regierung unter dem faschistischen Bolsonaro. von 2018 bis 2022 sowie die jetzige sozialdemokratische Regierung unter Lula) und der Handlungsspielraum der Herrschenden in dem Kontext betrachtet werden muss, dass die Hälfte des jährlichen Haushalts zur Begleichung von Auslandsschulden aufgebracht werden muss. Auch in der Türkei sehen wir immer mehr politische Maßnahmen, die maßgeblich ausländischen Konzernen zugutekommen (siehe MESEM-Artikel).
Das Programm gab uns außerdem die Möglichkeit, die Folgen des Imperialismus und des ständigen Hungers nach Profit dieses Systems für die Umwelt zu diskutieren, und zwar nicht nur abstrakt, sondern auch anhand der sich schon heute zeigenden Auswirkungen weltweit: So hörten wir von den lateinamerikanischen Genossen über die besondere Belastung und Vulnerabilität von indigenen Völkern, beispielsweise durch massive Rodungen von Regenwäldern für Konzernprojekte (wie zum Beispiel einem Projekt der Deutschen Bahn, in dem eine Strecke durch den Regenwald in Brasilien gebaut wird). In Brasilien kam es zu verheerenden Folgen von Extremfluten, insbesondere auch dadurch, dass die Flutabwehrsysteme privatisiert und seitdem nicht mehr saniert worden waren. Hier betonten die Genossen aus Mexiko und Ecuador besonders den gemeinsamen Kampf der Arbeiterklasse auch mit den indigenen Völkern, welche sich besonders kämpferisch für die Lebensgrundlage und gegen die imperialistische Zerstörung von Umwelt und Lebensraum einsetzen.
Die Vorträge auf dem Camp haben auch die gemeinsame Überzeugung zum Ausdruck gebracht, dass der Imperialismus nicht nur für die Verschlechterung der Lebensumstände, sondern auch für das Erstarken rechter Kräfte verantwortlich ist, wie es in Europa und Amerika besonders zu beobachten ist. Aber auch Kriminalität und organisiertes Verbrechen nehmen zu – mit schlimmen Folgen für die Jugend. Und natürlich war auch der Krieg, der brutalste Ausdruck der imperialistischen Konkurrenz, eines der Hauptthemen auf dem Camp. So wurde sich in Diskussionen zum Ukraine-Krieg und dem Krieg in Gaza ausgetauscht und in einer gemeinsamen Aktion in Solidarität mit Palästina am Ende des Camps die Solidarität mit dem palästinensischen Volk unterstrichen. Die Ergebnisse der Diskussionen und die gemeinsamen Standpunkte der Teilnehmer wurden in der Abschlussresolution festgehalten (siehe nächste Seite).

Gemeinsame Probleme und gemeinsame Lösungen
Für die Jugend bedeutet all das ganz konkret, dass sich ihre Lebensumstände in allen Ländern verschlechtern. Ein wichtiger Schwerpunkt der Diskussionen waren dabei Angriffe auf die Bildung, sei es fehlendes Geld, was in so gut wie allen Ländern die Qualität der Bildung mindert, oder auch Einflussnahme wie durch Militärforschung oder religiös begründete Änderungen des Lehrplanes. In der Türkei wurde so teils an den Unis die Evolution aus den Lehrplänen gestrichen. Aber der Austausch haben auch gezeigt, dass die Jugend weltweit nicht untätig bleibt: An den Unis und Schulen weltweit kämpfen junge Menschen für bessere Lernbedingungen. Wir haben gehört, wie sie eigene Kurse anbieten, um die Inhalte zu behandeln, die nicht in der Lehre behandelt werden und wie sie um soziale Forderungen, zum Beispiel nach günstigerem Mensaessen, ganze Kampagnen organisieren und tausende von Studierenden erreichen. Mit vielseitigen Methoden wird sich organisiert. Aber die Schüler, die heute aktiv werden, sind auch die jungen Arbeiter von morgen, die in den Streik treten und sich ihre Rechte erkämpfen.
Eine besondere Rolle, das wurde deutlich, spielt in den Kämpfen all der Jugendlichen die politische Zeitung. So üben sich in Brasilien junge Menschen in ständigen Verteilaktionen, ihre Politik in Bussen, Bahnen, Unis, vor Betrieben und auf der Straße zu argumentieren und zu propagieren. In Türkei werden Berichte von jungen Menschen aus dem ganzen Land in den Zeitungen gesammelt, um eine Tribüne für die vielseitigen Kämpfe zu bilden und sie zu begleiten. In dem Austausch hat sich gezeigt, dass die Zeitung, auch wenn sie durch andere Medien unbedingt ergänzt werden muss, auch in der Jugend noch das Mittel der Wahl ist, wenn man nicht nur Inhalte streuen, sondern sich auch um seine Forderungen organisieren will.
In der Abschlusserklärung wurde noch ein weiteres Fazit gezogen, das das ganze Camp über deutlich wurde: Wenn die Jugend erfolgreich sein will, wenn sie ihre Forderungen und ihre Zukunft erkämpfen will, dann kann sie nicht allein bleiben. Ihre Verbündeten müssen vor allem die Arbeiterklasse sowie die breite werktätige Bevölkerung sein – denn nur in einem gesamtgesellschaftlichen Klassenkampf gegen das System, was all diese Übel hervorbringt, können diese auch beseitigt werden. Dabei kann dieser Kampf zwar je nach den Bedingungen eines Landes unterschiedliche Form annehmen, doch es ist trotzdem ein gemeinsamer Kampf, für den wir viele gemeinsame Schlussfolgerungen ziehen konnten.

Es geht zurück mit neuen Zielen
Natürlich hatten wir auch die Gelegenheit, die wunderschöne Natur der Dominikanischen Republik kennenzulernen, zum Beispiel im gemeinsamen Ausflug an den Strand. Auch die Kulturen der Länder wurden präsentiert und geteilt, vor allem in den abendlichen Kulturprogrammen, wo wir verschiedenste Tänze aber auch Spiele wie das mexikanische Bingo kennenlernten.
Wir sind entschlossen von diesem Camp zurückgekommen. Entschlossen, den Kampf gegen den Imperialismus noch kreativer zu führen, in noch mehr Bereiche des Lebens zu tragen und noch mehr junge Menschen dafür zu gewinnen. Entschlossen, die internationale Solidarität auch zwischen den Sommercamps zu stärken und mit Leben zu füllen. Wir sind entschlossen, die Resolution des Camps mit so vielen Jugendlichen wie möglich zu teilen und beim nächsten Camp aus noch mehr Ländern zusammenzukommen!