Entlassungen, Verlagerung, Arbeitsplatzabbau…

Stagnation wird auf Arbeiterklasse abgewälzt

Nachrichten aus den ersten Monaten 2024 zeichnen – ein wenn auch unvollständiges Bild – der aktuellen Schwierigkeiten des Kapitals, die sich ständig vertiefen. Die Produktion kommt nicht in Schwung, sondern stagniert. Die Antwort des Kapitals: Abwälzung auf die Arbeiterklasse. Hintergrund sind der technologische und energetische Umbau der Produktion unter dem Druck der internationalen Konkurrenz, der Zwang zur Rationalisierung und immer effektiverer Produktion. Dazu steht nicht im Widerspruch, dass zeitgleich in einigen Branchen die Profite steigen. Die Maßnahmen sind ja gerade dazu da. In einzelnen Bereichen wie Elektromobilität gibt es deutlichen Rückgang. Auch da ist die Antwort des Kapitals: Abwälzung auf die Arbeiterklasse.

Hier eine Liste:

  • Deutsche Bank streicht 3500 Stellen – tagesschau.de, 1.2.24
  • Bosch will weltweit 10.000 Stellen streichen, die meisten in Deutschland, 4000 wurden bereits in den vergangenen Jahren abgebaut – SWR, 20.3.24
  • Volkswagen will in Zwickau bis zu 1200 befristete Beschäftigte auf die Straße setzen – Merkur.de, 5.7.24
  • Volkswagen will zugleich in der Verwaltung massiv Stellen abbauen und bis zu 20% Personalkosten sparen. In einem Effizienzprogramm sollen 10 Mrd. € unter anderem durch Personalabbau eingespart werden – NDR, 27.11.23
  • Tesla baut in Grünheide bis zu 400 Stellen ab – tagesschau.de, 23.4.24
  • Miele baut 1300 Arbeitsplätze ab – tagesschau.de, 7.6.24
  • Porsche: China-Geschäft schwach; über 40% Minus – St.Z. (Stuttgarter Zeitung), 22.7.24
  • Porsche: Produziert Taycan nur noch in einer Schicht, Leiharbeiter abgebaut – St.Z., 23.7.24
  • Jeder fünfte Rentner mit vollen 45 Beitragsjahren hat unter 1200 Euro Rente! Bei Frauen und Rentnern in Ostdeutschland ist der Anteil erheblich höher. St.Z., 23.7.24
  • ZF Friedrichshafen: 14.000 Arbeitsplätze werden in Deutschland vernichtet; gleichzeitig werden in den USA eine halbe Milliarde US-Dollar investiert; ebenso beteiligt sich ZF mit einem dreistelligen Millionenbetrag an einem Halbleiter-Werk des US-Chipherstellers Wolfspeed im Saarland – St.Z., 27.6.24
  • Mercedes: 4% Absatzrückgang, Luxusmodelle um fast 25% weniger – St.Z, 27.6.24
  • Mercedes: Nur noch eine statt zwei Schichten für S-Klasse in Sindelfingen, Leiharbeiter müssen gehen, St.Z., 31.7.24
  • SAP Walldorf: Fast 10.000 Arbeitsplätze verschwinden – St.Z., 24.7.24
  • Varta: Pleite, kämpft um Sanierung – St.Z., 23.7.24
  • Deutsche Bahn: 30.00 Arbeitsplätze sollen in 5 Jahren vernichtet werden – St.Z., 28.7.24
  • Recaro Autositzhersteller: Insolvent, 215 Arbeitsplätze in Gefahr
  • Bayer (Chemie) hat seit Anfang des Jahres 3.200 Stellen gestrichen. Das soll weitergehen – St.Z., 7.8.24
  • Zahl der Arbeitslosen steigt stark an auf 2,809 Mio. im Juli 2024, rund 200.000 mehr als im Vorjahr – St.Z., 1.8.24
  • Infineon: 2800 Arbeitsplätze werden abgebaut, 1400 davon gehen an billigere Standorte – St.Z., 1.8.24
  • Varta Batteriehersteller pleite, Kleinaktionäre kalt enteignet, Arbeitsplätze in Gefahr – St.Z., 20.8.24
  • Auftragsflaute in der Industrie, Rückgang gegenüber vorjahr 6,2% – St.Z., 20.8.24
  • Trumpf Maschinenbau kürzt für Kolleg/innen Gehälter um 10% – St.Z., 21.8.24
  • Arbeitsplatzabbau in Baubranche, Baugenehmigungen für 1- und 2-Familienhäuser im ersten Halbjahr um 28,7%, gegenüber 2022 um rund 56% gesunken.

Im Juli waren es 200.000 mehr Arbeitslose als ein Jahr zuvor. Und das ist noch nicht das Ende. Das Bruttoinlandsprodukt stagniert und geht allmählich runter, während gleichzeitig die Rationalisierung und der Umbau der Wirtschaft auf neue Technologien, die deutlich weniger Arbeitskraft bei der Produktion benötigen, voranschreiten. Da die Stagnation weltweit ist, gibt es auch keine Möglichkeit für das Kapital, den Verlust im Inland durch vermehrten Export auszugleichen. Im Gegenteil! Die Konkurrenz unter den Kapitalisten weltweit steigt und wird auf dem Rücken der Arbeiterklasse ausgetragen.

Um seine Schwierigkeiten zu überwinden, nutzt das Kapital die Staaten immer mehr als „Sozialamt“, um Profite zu erzielen.

Eine Meldung der Stuttgarter Zeitung zeigt dies für Deutschland:

  • DAX-Konzerne erhalten immer mehr Subventionen, 2016 1,6 Mrd. €, 2023 10,7 Mrd. €, ohne indirekte Subventionen – St.Z., 30.7.24

Angeblich sucht Finanzminister Lindner verzweifelt nach der Möglichkeit ein Haushaltsloch von 5 Mrd. Euro zu stopfen und will dafür weitere Sozialleistungen abschaffen oder kürzen. Wenn nur die Hälfte der Subventionen für das Kapital gestrichen würde, wäre das „Loch“ gestopft. Wenn dazu die gesetzlich festgelegte Vermögenssteuer, die der Staat einfach nicht mehr erhebt, wieder kassiert würde, bräuchte es keine Kürzungen im Sozialbereich. Im Gegenteil! Es wäre Geld für Bildung, das Gesundheitswesen, die Pflege, Kultur und andere Bereiche vorhanden.

Man sieht klar: Dieser Staat funktioniert im Interesse des Kapitals – gegen die Arbeiterklasse.

Widerstand notwendig!

Die Schreckensmeldungen über Entlassungen, Pleiten, Kürzungen im Sozialbereich, bei der Bildung usw. werden zunehmen. Die Zeiten der „Sozialpartnerschaft“ sind vorbei. Das Kapital steht im internationalen Konkurrenzkampf objektiv mit dem Rücken zur Wand und muss aggressiv den Staat und die Arbeiterklasse ausplündern, um sich selbst zu erhalten. Zu Fortschritt und Verbesserungen für die Menschen ist es nicht mehr in der Lage.

Daher muss der Widerstand der Arbeiterklasse verstärkt werden! Notwendig ist es, in den Gewerkschaften den Zusammenhalt und die Kampfkraft aller Kolleg/innen zu stärken und zu nutzen, um in den Betrieben dagegen zu kämpfen, dass die Probleme des Systems auf die Arbeiterklasse abgewälzt werden. Markige Sprüche von Gewerkschaftsführern reichen nicht. Es muss real mobilisiert und gekämpft werden. Der Herbst wird das ganze Ausmaß der Angriffe zeigen, die auf die Arbeiterklasse zukommen. Bereiten wir uns vor!

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